Hua Hin ist ein Küstenort südlich von Bangkok. Im Mittelpunkt dieser Foto-Story stehen Begegnungen mit den Menschen dort – Momente in den Straßen, eingefangen mit der Kamera. Die “ultimativen Tipps” für Hua Hin hingegen sind hier nicht zu finden, dafür ganz viel Straßenfotografie. Die Bilder erzählen Geschichten aus einer sympathischen thailändischen Kleinstadt.
Wer in Thailand mit dem Zug reist, muss mitunter etwas Ausdauer mitbringen, denn Verspätungen sind an der Tagesordnung. So ist es auch bei meiner Fahrt von Bangkok nach Hua Hin, mehrere Stunden Geduld sind erforderlich, bevor es losgeht. Das erste Foto ist daher noch nicht in Hua Hin entstanden, es stammt aus Bangkoks Bahnhof Hua Lamphong. Verträumt und in sich versunken blickt eine junge Frau der Ankunft des Zuges entgegen, für mich “das Gesicht des Wartens”.
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Am frühen Morgen in Hua Hin
Der Sonnenaufgang in Hua Hin ist ein beeindruckendes Erlebnis, ein imposantes Farbschauspiel, das jedes Mal mit anderen Tönen überrascht. Nun bin ich zwar kein notorischer Frühaufsteher, werde jedoch nicht müde, die morgendlichen Eindrücke mit der Kamera festzuhalten. Die, die es stattdessen vorziehen, länger zu schlafen, verpassen ganz sicher eines der Highlights von Hua Hin!
Buddhistische Mönche jedenfalls gehören zu denen, die frühmorgens bereits unterwegs sind. Grund ist die traditionelle Tak-Bat-Zeremonie, bei der es um die Übergabe von Almosen, vor allem Nahrungsspenden, an die in den typisch-orangefarbenen Gewändern gekleideten Mönche geht. Gemeinsame Gebete runden das spirituelle Ritual ab. Im Rahmen des thailändischen Neujahrsfestes Songkran in Phuket hatte ich ein Jahr zuvor bereits intensive Einblicke in diese Bräuche bekommen.
Hua Hin in der Coronakrise
Thailand hat das Coronavirus in den Griff bekommen und nach einem konsequenten Lockdown ist der Alltag inzwischen zurückgekehrt. Fast alles läuft wieder normal, jedoch ist es eine “neue Normalität”. Vorsicht ist überall noch zu spüren, die Menschen haben Angst vor dem Virus, fürchten einen erneuten Ausbruch mit all seinen Konsequenzen.
Insbesondere die grundlegenden Schutzmaßnahmen werden daher nach wie vor umgesetzt. Beim Bummel durch die Straßen von Hua Hin fällt mir ein Mann besonders ins Auge, er erinnert eher an ein Mitglied des Ku-Klux-Klans als an einen Handwerker. Sehschlitze in der eher unkonventionellen Gesichtsbedeckung, garantiert Marke Eigenbau, lassen lediglich die Augen erkennen. Die Schutzmaske, scheinbar eine Allzweckwaffe gegen alles Übel! Gegen Viren, aber auch gegen den Staub, der bei der Arbeit entsteht – beim Schleifen, Fräsen oder was immer “der Maskenmann von Hua Hin” da gerade macht.
Neben dem Tragen von Schutzmasken gehören Temperaturchecks vielerorts nach wie vor zur Tagesordnung, etwa beim Betreten von Bahnhöfen, Geschäften oder Shopping Malls. Oder auch, wie hier in Hua Hin, vor Arbeitsbeginn auf einer Baustelle.
In den Straßen von Hua Hin
Das Leben spielt sich in den Straßen ab, nicht nur in der thailändischen Küstenstadt. Viel Zeit verbringe ich dort, um Blicke hinter die Kulissen zu erhaschen. Oft sitzen Vertreter unterschiedlicher Generationen vor ihren Häusern – die Leute essen, reden oder lächeln einfach nur den fremden Beobachter an. Seinen Ruf als “Land of Smiles” hat Thailand schließlich nicht von ungefähr. Wer aufmerksam hinschaut, entdeckt auch auf dem nächsten Bild eine Requisite des “New Normal”, Desinfektionsmittel gehören ebenfalls dazu.
Beliebtes Fortbewegungsmittel in Thailand ist das Moped, es ist aus den Straßen nicht wegzudenken. Oft vollbesetzt oder auch vollbeladen mit irgendwelchen Gütern, dürften die motorisierten Zweiräder zu den wichtigsten Dingen im thailändischen Alltag gehören. Aber auch die Gefahren sollen nicht verschwiegen werden, viele Unfälle passieren täglich auf Thailands Straßen und häufig sind dabei eben auch die so beliebten Mopeds beteiligt.
Es ist Anfang Juli und die Umsetzung weiterer Lockerungsmaßnahmen steht bevor. Vergnügungsstätten unterschiedlicher Art dürfen nun wieder öffnen, etwa Bars und Massage-Salons oder auch Karaōke-Läden. Der Frau mit dem Face Shield ist die Vorfreude anzumerken. Am nächsten Tag werden auch die Bars in der Walking Street von Hua Hin, der Soi Bintabaht, wieder öffnen.
Maritime Momente
Von der Straße wieder zurück an die Küste, wo auch Fischfang natürlich eine wichtige Rolle spielt. Nicht zwingend erforderlich zu sein scheint dabei der Besitz eines Bootes. Geschickte Hände werfen nämlich zu früher Stunde auch am Ufer das eine oder andere Netz aus, um dem Golf von Thailand einen kleinen Fang zu entlocken.
Hua Hin ist ein beliebtes Ziel thailändischer Touristen, insbesondere aus der Hauptstadt Bangkok treten an den Wochenenden viele Menschen die Reise in den knapp 200 Kilometer entfernten Badeort an. Gleich zwei lange Wochenenden aufgrund von Feiertagen fallen in meinen Aufenthalt. Die Strände sind voll und vor allem die jüngeren Leute lassen eine ihrer Vorlieben erkennen: das Fotografieren. Nach Herzenslust wird posiert, der Strand ist dabei eine der beliebtesten Kulissen.
Allerlei neckische Bilder entstehen so zu diesem Thema, es schreit daher geradezu nach einer Fortsetzung im weiteren Verlauf dieses Foto-Essays. Aber nicht nur die Besucherinnen und Besucher von außerhalb vergnügen sich am Meer, auch die Kinder von Hua Hin zeigen ihre Begeisterung beim Planschen im erfrischenden Nass.
Posieren am Hua Hin Beach
Die Fotoleidenschaft der Thailänder führt hin und wieder zu wahrlich amüsanten Szenen. Und zwar nicht nur bei den Models, auch mancher Fotograf gibt ein bemerkenswertes Bild ab: voller Einsatz beim Bedienen des Fotoapparates! Tja, was tut man nicht alles für das Bild des Tages?
Es geht also noch weiter mit maritimen Impressionen, Hua Hin ist schließlich Küstenstadt und dem gilt es gerecht zu werden. Als Kulisse beim Knipsen am Strand dient manchmal der Monkey Mountain in der Ferne. Eigentlich heißt der Affenberg Khao Takiab und dort befindet sich nicht nur ein Tempel, die Erhebung ist auch die Heimat einer vielköpfigen Affenbande, nomen est omen!
Auch von den Bergaffen gibt es natürlich Bildmaterial. Viel Stoff also für eine eigene Geschichte, denn hier sprengten die Affenfotos den Rahmen. Stattdessen folgt als nächstes ein prägnantes Beispiel dafür, dass die Produktion von Selfies nicht zwingend eine Vorliebe junger Leute sein muss. Auch ältere Semester sind durchaus hin und wieder voller Hingabe dabei zu beobachten.
Schattenseiten
Der Autor ist nicht dafür bekannt, nur die Schokoladenseite eines Ortes zu zeigen. Wo Licht ist, ist schließlich auch Schatten, und das soll nicht unter den Tisch gekehrt werden. Ein Beispiel zeigt das nächste Foto. Der Mann lebt augenscheinlich auf der Straße, eines seiner Beine ist amputiert und immer, wenn ich ihn sehe, trägt er dieselben schmutzigen Sachen. Der Vierbeiner ist der treue Begleiter des Mannes, stets ist er in seiner Nähe. “Beste Freunde” wäre also vielleicht ein passender Name für die Szene.
Auch hat der Mann immer einen Beutel, gefüllt mit Nahrung und Getränken, bei sich. Er wird offenbar von den Menschen in Hua Hin versorgt. Was das ganze auch zu einem Sinnbild für die in Thailand herrschende Solidarität werden lässt. Bedürftige und Notleidende werden unterstützt, so übrigens auch während der Coronakrise. Um Tiere kümmert man sich ebenso, etwa um Katzen oder Straßenhunde. Ein Verhalten, das sicher auch religiöse Hintergründe haben dürfte, es sorgt für gutes Karma.
Das letzte Bild ist wiederum eine Szene am Strand von Hua Hin, eine Begegnung am frühen Morgen. An einen Massai-Krieger erinnere der bereits auf dem Titelfoto zu sehende Mönch, so der Kommentar eines Betrachters. Stets geben die Männer in den orangefarbenen Gewändern ein fotogenes Motiv ab, auch ihnen ließe sich eine gesonderte Geschichte widmen. Eine Fortsetzung wird es also ganz sicher geben. An Themen mangelt es schließlich nicht in Hua Hin, der sympathischen Küstenstadt, die mich in vielerlei Hinsicht angenehm überrascht hat.
Hintergründe und Hinweise
Die Serie Menschen & Momente erscheint in loser Reihenfolge. Mit Straßenfotografie zwischen Indien und Kuba hatte die Reihe begonnen, dort können auch Einzelheiten zum Hintergrund nachgelesen werden. Immer geht es um Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld, denn sie sorgen für “das Salz in der Suppe” beim Besuch fremder Orte und Länder – auf lokalen Märkten, bei kulturellen Ereignissen oder einfach auf der Straße. Straßenfotografie (oder auf Englisch Street Photography) ist also auch das Genre, manchmal im weitesten Sinne (und oft auch im ganz engen).
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Schöne Portraitaufnahmen. Mich hat Hua Hin eher etwas enttäuscht. Den Strand fand ich alles andere als berauschend, das Kleinstädtchen sowieso nicht – aber die meisten Kleinstädte in Thailand sind ja nicht besonders schön – und die meisten Sehenswürdigkeiten gehörten eher der Kategorie an “Faked for Tourists”. Den guten Ruf, den Hua Hin unter Einheimischen geniesst, fand ich etwas ungerechtfertigt. Ich habe mich dann gefragt, ob das Kritikverbot der Königsfamilie vielleicht auch die Orte einschliesst, an denen sich ehemalige Residenzen befinden…
Oh, dann ging es Dir aber komplett anders als mir kürzlich! Ich habe in Hua Hin vieles gefunden, was mich positiv an der Stadt überrascht und letztlich auch dazu verleitet hat, deutlich länger zu bleiben, als ich eigentlich vorhatte …
Die Serie „Menschen und Momente“ ist eine sehr schöne Idee. Du hast die Szenen wirklich gut eingefangen. Mir persönlich gefällt das „Selfie-Pärchen“ am besten.
Viele Grüße
Annette
Vielen Dank, Annette! 😉