Apartments und Geschäfte auf 78 Etagen, ganz oben Bangkoks höchste Aussichtsplattform, Bar und Skywalk inklusive. Mit 314 Metern ist der MahaNakhon Tower, entworfen vom deutschen Architekten Ole Scheeren, Bangkoks zweithöchstes Gebäude. Über den Dächern des Molochs habe ich mir einen Sundowner gegönnt, außerdem den architektonischen Blickfang, offiziell King Power MahaNakhon, aus immer neuen Perspektiven mit der Kamera eingefangen.
Ein regelrechter Bauboom sorgt dafür, dass die thailändische Hauptstadt immer mehr in den Himmel wächst. Das Magazin Architectural Digest hat die 31 hässlichsten Wolkenkratzer der Welt gekürt und Bangkok ist in dieser Auswahl gleich zweimal vertreten. Der MahaNakhon Tower ist nicht dabei, ganz im Gegenteil, die spektakulär-markante Konstruktion des deutschen Architekten Ole Scheeren gehörte 2018 zu den fünf Finalisten des Internationalen Hochhaus Preises.

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MahaNakhon, das verpixelte Wahrzeichen
Immer wieder kreuzt die auffällige Fassade meinen Blick. Ein Jahr ist das her und damals wusste ich noch nichts über das außergewöhnliche Bauwerk, nicht einmal den Namen kannte ich. Dennoch hatte mich der Anblick des fotogenen Wolkenkratzers immer wieder den Auslöser der Kamera betätigen lassen. Das Fotoarchiv wurde so bereits frühzeitig mit unterschiedlichen Sichten auf den MahaNakhon Tower gefüllt.

Der Blick auf die auffällig-ungewöhnliche Hochhausfront lässt den Betrachter ins Grübeln kommen. Was ist da los? Ist das Gebäude noch nicht fertiggestellt oder fällt es bereits wieder in sich zusammen? Der Eindruck der versetzt angeordneten Elemente lässt einen an ein verpixeltes Foto denken. Verantwortlich für diese optische Illusion sind kleine Terrassen und Balkone, die sich schlangenähnlich um den Tower winden. Die “verpixelte” Konstruktion ist weithin sichtbar, sie macht das Bauwerk zum unverwechselbaren Orientierungspunkt inmitten der pulsierenden Metropole. Durch sein imposantes Äußeres ist der MahaNakhon Tower zu einem Wahrzeichen Bangkoks geworden.

Eröffnung des Skywalk
Auch bei der Fahrt mit dem Expressboot auf dem Chao Phraya ist der ungewöhnliche Turm zu sehen. Genau wie von der anderen Seite des Flusses aus, etwa vom Wat Arun, dem berühmten Tempel. Und marschiert man Richtung Chinatown, kann es passieren, dass sich beim Blick in eine Seitenstraße dort auf einmal der MahaNakhon Tower am Horizont in die Höhe schraubt, gefangen zwischen Häusern und Satellitenschüsseln, möglicherweise ein wenig verdeckt vom üblichen Kabelwirrwarr. Unterschiedliche Perspektiven setzen das Bauwerk immer wieder neu in Szene und mit diesen Eindrücken im Gepäck verlasse ich Bangkok zunächst wieder. Zu den Hintergründen des markanten Baus ist mir noch immer nichts bekannt.

Einige Monate später spült mir Twitter eine Meldung über die Eröffnung einer Rooftop Bar und eines Skywalk auf Bangkoks höchstem Gebäude in die Timeline (wer mir bei Twitter folgen möchte, kann das übrigens gern hier tun). Sogleich ist mein Interesse geweckt und siehe da, das Gebäude kenne ich doch! Um das höchste Bauwerk Bangkoks handelt es sich jedoch nicht mehr, hier irrt die Quelle. Kurz zuvor nämlich waren die Wohntürme der Magnolia Waterfront Residences fertiggestellt worden, sie übertreffen den MahaNakhon Tower um vier Meter. Der jedoch verfügt nun über die höchste Aussichtsplattform von Bangkok und das behalte ich im Hinterkopf. Für meinen nächsten Besuch in der Stadt der Engel.

Ole Scheeren, der Vater des Tower
Mit Anfang zwanzig tourt er als Backpacker durch China, es sind prägende Erfahrungen, später lebt er dort sogar. Auch das erste große Projekt von Ole Scheeren befindet sich im Reich der Mitte: 10 Jahre dauert der Neubau des CCTV, der Zentrale des staatlichen Fernsehens in Peking, anschließend arbeiten in dem architektonischen Wunderwerk mehr als zehntausend Menschen. In Singapur lässt er Hochhäuser “umkippen”, schafft so ein “vertikales Dorf” mit Höfen und Gärten als Raum des Zusammenlebens. Die dortigen Grünflächen sind größer als das Grundstück selbst. The Interlace lautet der Name des Gebäudekomplexes, er wird als World Building of the Year 2015 ausgezeichnet. Das Credo des gebürtigen Karlsruhers: Architektur soll die Menschen zusammenbringen anstatt sie zu isolieren.

In den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt Scheeren, der Vater des MahaNakhon Tower, die Frage “Wie wollen wir leben?”. Er beantwortet sie selbst mit seinen außergewöhnlichen Projekten, deren Ergebnisse mehr Kunstobjekt als Gebäude sind. Die sich abheben vom üblich-glatten Einheitsbrei aus Stahl, Beton und Glas in den Metropolen dieser Welt. Was aber ist nun die besondere Qualität der Wohneinheiten in Bangkoks “verpixeltem” Turm? Während die gläsernen Quader für den bestmöglichen Blick auf die Stadt sorgen, lässt sich in den kleineren Apartments gar die komplette Wohnraumfassade öffnen, das Zimmer kann so in einen Balkon verwandelt werden. Wahrlich raffinierte Konstruktionen, die jedoch kaum für den kleinen Geldbeutel gedacht sein dürften!

Komplettiert wird das Gebäude im Übrigen durch ein Hotel, Restaurants und Geschäfte. Und, last but not least, natürlich durch die Dachbar mitsamt Skywalk, beides im November 2018 eröffnet, nachdem der Rest des Hochhauses bereits zwei Jahre zuvor fertiggestellt war.
Bangkok von oben
Ich bin zurück in Thailands Hauptstadt, eine ganze Weile schon, und der Besuch von Bangkoks höchster Aussichtsplattform steht noch aus. Genug geguckt von weitem, es ist Zeit, dass es endlich hinein geht, und dann natürlich schnurstracks ganz nach oben!

Es ist Sonntagnachmittag und ich bin in Bangrak unterwegs. Dort befindet sich nicht nur meine Herberge, sondern, wie der Zufall will, auch der MahaNakhon Tower, nur ein, zwei Kilometer sind es dorthin. Die Sonne lacht am Himmel und von der Smog-Glocke, die manchmal über der Stadt liegt, ist nichts zu sehen. Der ideale Tag also, um später den Sonnenuntergang über den Dächern zu erleben. Rechtzeitig schlage ich daher den Weg ein zum “verpixelten” Hochhaus, um mich einzureihen in die Touristenschlange, die vor Bangkoks neuer Attraktion zu erwarten ist.

Überraschend zügig geht die Prozedur jedoch vonstatten, gerade einmal zwanzig Minuten liegen zwischen kurzem Anstehen am Ticketschalter und dem Betreten des Lifts. Noch schneller geht es nach oben, lediglich 50 Sekunden dauert die geräuschlose Aufzugfahrt, die uns in den Himmel über Bangkok katapultiert. Ein paar ambitionierte Hobbyfotografen haben sich dort bereits in Stellung gebracht, Stative aufgestellt und die Kameras auf den bevorstehenden Sonnenuntergang ausgerichtet. Andere Besucher posieren mit Selfie-Stick und Smartphone oder belegen die Stufen der tribünenartigen Empore, die hinauf zum höchsten Punkt führt. Dort ist noch einmal die genaue Höhe hinterlegt: 314 Meter misst das zweithöchste Gebäude Bangkoks.

Rundumblick und Nervenkitzel
Unter mir liegt ein Meer namenloser Wolkenkratzer, Bangkok wirkt auf einmal nicht mehr ganz so groß, eher wie eine Spielzeugstadt von oben. Auch viel bekanntes fördert die 360-Grad-Aussicht zutage: den Chao Phraya, dessen Wasser in der Sonne glitzert – wie eine riesige Schlange windet sich der Fluss durch die Stadt. Die goldene Kuppel des State Tower, die sich über die bei Filmfans bekannte “Hangover-Skybar” stülpt und auch das Zwillingsgebäude Sathorn Unique, auch Ghost Tower genannt und eine der berühmtesten Bauruinen der Welt. Auf der anderen Seite ist es vor allem der Lumpini-Park, der als großer grüner Klecks inmitten des ganzen Betons ins Auge fällt.

Groß ist das Interesse der Besucher natürlich auch am Skywalk. Die durchsichtige Plattform ragt mit einer Fläche von 60 Quadratmetern über den Rand hinaus in die Luft.

Das Betreten ist jedoch nichts für Leute mit schwachen Nerven, durch den gläsernen Boden schaut man direkt hinunter in die Tiefe. Wer Höhenangst hat, wird sich dieses Erlebnis ganz sicher verkneifen! Oder ohnehin gleich unten bleiben.

Sundowner an der Skybar
Allmählich verschwindet die Sonne am Horizont, während chillige Musik zusätzlich für lässige Abendstimmung über den Dächern von Bangkok sorgt. Mir ist nach einem erfrischenden Drink und es zieht mich zur Bar, wo es gleich zu drei Erkenntnissen auf einmal kommt: Mahanakhon White Ale lautet der passende Name einer Biersorte und das Ticket berechtigt erfreulicherweise zu einem Rabatt von 100 Baht beim ersten Getränk. Der Wermutstropfen: Auch nach Abzug der Gutschrift bleiben die Getränkepreise ambitioniert. Oder, um es noch freundlicher auszudrücken, der prominenten Lage der Skybar angemessen. So bleibt es für mich bei einem Getränk und die Gefahr, hier oben zu versacken, erweist sich als nicht sehr groß, auch wenn noch Zeit wäre, geöffnet ist nämlich bis Mitternacht.

Stattdessen trete ich den Rückweg an, mit dem Fahrstuhl geht es wieder nach unten. Endstation ist jedoch nicht im Erdgeschoss, es geht bereits eher hinaus, um die vierte Etage dürfte es sich handeln. Geschickt eingefädelt! Bevor man das Hochhaus wieder verlässt, geht es zunächst vorbei an Taschen und Schuhen, an Schmuck und Spirituosen. Parfum, Spielwaren und Souvenirs komplettieren das Angebot. Auch im MahaNakhon Tower wird Bangkok seinem Ruf als Shopping-Paradies also gerecht! Verantwortlich dürfte King Power sein. Wenn nicht hier, begegnen Touristen dem Handelsriesen mit seinen Duty-free-Shops spätestens am Flughafen Suvarnabhumi. Offiziell lautet die werbewirksame Bezeichnung von Bangkoks “verpixeltem” Wahrzeichen übrigens King Power MahaNakhon – bedarf der Name noch einer Erläuterung?
MahaNakhon Tower kompakt
Der abschließende Infoteil beantwortet die wesentlichen Fragen:
- Wo befindet sich der Tower? Die Adresse lautet: 114 Naradhiwat Rajanagarindra Rd.
- Öffnungszeiten des MahaNakhon Tower? Täglich 10 – 24 Uhr (letzter Einlass: 23 Uhr).
- Wie kommt man hin? Mit BTS-Syktrain bis Station Chong Nonsi.
Weitere Infos sind auf der Website von King Power MahaNakhon zu finden. Die Sicht des Architekten auf sein Projekt (inklusive statistischer Angaben) ist der Website vom Büro Ole Scheeren zu entnehmen.
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Hallo,
Muss ich mir für das nächste Mal in Bangkok merken.
Lg
Thomas
Klar, Thomas, hoch da! 😀