Havanna: alte Autos, das kubanische Klischee.
Allgemein

Kuba aktuell: Klischee und Wirklichkeit

Kuba nach der Pan­de­mie, nach vier Jah­ren keh­re ich zurück nach Havan­na. Ergeb­nis ist eine Foto-Repor­ta­ge, der Blick hin­ter die Kulis­sen zeigt kuba­ni­sche Kli­schees und die Wirk­lich­keit, aktu­el­le News und Hin­wei­se für Kuba-Rei­sen­de ergän­zen den Bericht.

“Mucho calor” höre ich immer wie­der, es ist heiß in Kubas Haupt­stadt. Noch hei­ßer als sonst um die­se Jah­res­zeit, die Men­schen in Havan­na stöh­nen und schwit­zen. Doch das ist nicht alles, wie­der ein­mal gibt es Ver­sor­gungs­eng­päs­se. Zudem sind die Prei­se für die meis­ten Arti­kel des täg­li­chen Bedarfs kräf­tig gestie­gen, vie­le Grund­be­dürf­nis­se las­sen sich kaum mehr befrie­di­gen. Als ich abends in Cen­tro Haba­na ankom­me, erwar­tet mich Rosi, von ihr erhal­te ich die Schlüs­sel für mei­ne Unter­kunft. Alles sei teu­er gewor­den, klagt sie sogleich und nennt Eier als Bei­spiel für die Preisexplosion.

Kuba: Reisevorbereitung

Im Jahr 2019 war ich zuletzt in Kuba, dann kam die Pan­de­mie. Man­ches hat sich geän­dert, das meis­te nicht zum Posi­ti­ven, das bleibt hän­gen von Infos und News, die mir hin und wie­der in die Time­line gespült wer­den. Wie dem auch sei, vor der Kuba-Rei­se ist es sinn­voll, sich bei wich­ti­gen The­men auf den neu­es­ten Stand zu brin­gen. Eine hilf­rei­che Quel­le: die Sei­te des Aus­wär­ti­gen Amtes.

In den Straßen von Havanna.
In den Stra­ßen von Havanna

Einreise nach Kuba: Gesundheit / Impfungen

Ein­rei­sen­de müs­sen eine Erklä­rung zum Gesund­heits­zu­stand (Declar­a­ción Jura­da de Salud) abge­ben. Die­se ist, zusam­men mit wei­te­ren Infor­ma­tio­nen zu Ein­rei­se und Zoll­an­ga­ben, online inner­halb von 48 Stun­den vor dem Check-in über das Sys­tem „D’Viajeros“ abzu­ge­ben. Mei­ne Erfah­rung: Das Aus­fül­len der Erklä­rung berei­tet kei­ne Pro­ble­me, das aus­ge­druck­te Ergeb­nis wird bei der Ankunft auf dem Aeropuer­to Inter­na­cio­nal José Mar­tí von Havan­na ein­ge­sam­melt, das war es.

Havanna: Schach auf dem Paseo del Prado.
Schach auf dem Paseo del Prado

Sowohl der Nach­weis über Imp­fun­gen gegen eine COVID-19-Infek­ti­on als auch die Vor­la­ge eines nega­ti­ven Test­ergeb­nis­ses sind nicht mehr erfor­der­lich. Für mich beru­hi­gend, weil ich mei­nen Impf­pass zusam­men mit ande­ren wich­ti­gen Din­gen kurz zuvor im Rah­men eines Raub­über­falls ver­lo­ren habe. Die recht­zei­ti­ge Beschaf­fung von Ersatz wäre schwie­rig gewe­sen, ins­be­son­de­re weil die Imp­fun­gen nicht in Deutsch­land erfolgt sind.

Einreise nach Kuba: Dokumente

Die Ein­rei­se nach Kuba ist für deut­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge mit Rei­se­pass, vor­läu­fi­gem Rei­se­pass und Kin­der­rei­se­pass mög­lich. Nicht ver­wend­bar: Per­so­nal­aus­weis oder vor­läu­fi­ger Per­so­nal­aus­weis. Ich selbst habe nach dem kürz­li­chen Ver­lust mei­nes Rei­se­pas­ses zunächst nur ein vor­läu­fi­ges Doku­ment und es ist frag­lich, ob ich noch recht­zei­tig vor der Abrei­se nach Kuba einen “rich­ti­gen” Pass erhal­ten wer­de. Stut­zig macht in die­sem Zusam­men­hang eine Mel­dung, in der es heißt, ein­zel­ne Flug­ge­sell­schaf­ten hät­ten Pas­sa­gie­ren mit vor­läu­fi­gen Rei­se­päs­sen die Beför­de­rung verweigert.

Ein kubanisches Klischee: Frau mit Lockenwicklern, hier in den Straßen von Havanna.
Ein kuba­ni­sches Kli­schee: Frau mit Lockenwicklern

Das mög­li­che Pro­blem löst sich jedoch in Wohl­ge­fal­len auf: In Han­no­ver, wo das frü­he­re Ord­nungs­amt jetzt Bür­ger­amt heißt und sogar sams­tags geöff­net hat, soll die Aus­stel­lung eines neu­en Rei­se­pas­ses im Express­ver­fah­ren nur 3–4 Arbeits­ta­ge dau­ern. Sams­tag bin ich da, den Ter­min hat­te ich noch aus Sam­bia per E‑Mail ver­ein­bart, am Frei­tag ist der Pass abhol­be­reit. Am Sonn­tag drauf kann es also plan­mä­ßig los­ge­hen – zunächst nach Paris, von dort spä­ter wei­ter nach Havanna.

Visum für Kuba?

Seit Ende 2022 ist für Tou­ris­ten in Kuba ein Auf­ent­halt von bis zu 90 Tagen mög­lich (plus ein­ma­li­ge Ver­län­ge­rung um wei­te­re 90 Tage). Zuvor lag das Limit bei 30 Tagen inklu­si­ve Opti­on einer zwei­ma­li­gen Ver­län­ge­rung um jeweils wei­te­re 30 Tage, ich hat­te mehr­fach davon Gebrauch gemacht. Der damit ver­bun­de­ne Auf­wand, Behör­den­gang inklu­si­ve Zah­lung anfal­len­der Gebüh­ren, ent­fällt also inzwi­schen. Vor­teil­haft für die­je­ni­gen, die eine län­ge­re Kuba-Rei­se pla­nen! Ein Visum ist für Tou­ris­ten nach wie vor nicht erfor­der­lich, dafür wird jedoch die soge­nann­te Tou­ris­ten­kar­te benötigt.

Havanna: Alte Autos gehören noch immer zum Straßenbild in Kuba dazu.
Noch immer: Alte Autos gehö­ren zum Stra­ßen­bild in Kuba

Wichtig: die Touristenkarte

Die Tou­ris­ten­kar­te (Tar­jeta del Turis­ta) ist unver­zicht­bar für die Ein­rei­se nach Kuba. Es gibt ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten, sich mit die­sem Papier, im Prin­zip einer Quit­tung über die ent­rich­te­te Ein­rei­se­ge­bühr, zu ver­sor­gen. Mei­ne Erfah­rung vier Jah­re zuvor: Wider Erwar­ten hat Air France am Pari­ser Flug­ha­fen kei­ne Kar­ten vor­rä­tig. Ich muss die Rei­se nach Havan­na daher mit einem Tag Ver­spä­tung antre­ten, um mir das gute Stück zuvor noch bei der kuba­ni­schen Bot­schaft zu besor­gen. Ärger­lich, durch recht­zei­ti­ge Beschaf­fung hät­te sich das Pro­blem ver­mei­den las­sen! Wer sicher­ge­hen will, nutzt eine Agen­tur. Es gibt ver­schie­de­ne Anbie­ter, die sich auf die­se Wei­se ein Stück­chen vom kuba­ni­schen Tou­ris­mus­ku­chen abschnei­den, die Preis­un­ter­schie­de sind teil­wei­se hap­pig. Mir stellt Cuba Bud­dy das Doku­ment, das um Name, Geburts­da­tum, Pass­num­mer und Natio­na­li­tät zu ergän­zen ist, dies­mal schnell und zuver­läs­sig zur Verfügung.

In den Straßen von Havanna: Schuhreparatur und Zigarrenverkauf aus einer Hand.
Schuh­re­pa­ra­tur und Zigar­ren­ver­kauf aus einer Hand

Auslandskrankenversicherung

Ein Nach­weis über den bestehen­den Kran­ken­ver­si­che­rungs­schutz ist nach wie vor erfor­der­lich, wenn­gleich die Vor­la­ge nach bis­he­ri­ger Erfah­rung nur bei Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­er­laub­nis ver­langt wird. Bestä­ti­gun­gen in spa­ni­scher Spra­che stel­len Ver­si­che­run­gen auf Anfor­de­rung grund­sätz­lich aus. Gege­be­nen­falls muss man erin­nern und auf die Dring­lich­keit hin­wei­sen, nach mei­ner Erfah­rung mah­len die dor­ti­gen Müh­len bis­wei­len (zu) lang­sam. Dies­mal habe ich das Schrift­stück recht­zei­tig erhal­ten, vor­zu­le­gen war es in Kuba erwar­tungs­ge­mäß nicht.

Unterwegs in Centro Habana.
Unter­wegs in Cen­tro Habana

Internet / WiFi in Kuba

Auch vor Kuba macht die Digi­ta­li­sie­rung nicht Halt. Bereits beim letz­ten Besuch im Jahr 2019 ver­füg­ten ein­zel­ne Pri­vat­un­ter­künf­te über WLAN, unter ande­rem in Guan­tá­na­mo war dies der Fall. Einen wei­te­ren Fort­schritt erhoff­te ich mir daher, denn mit dem Lap­top will ich mich, auch aus Sicher­heits­grün­den, nicht mehr an öffent­li­che WiFi-Hot­spots, wie noch vor eini­gen Jah­ren, bege­ben. Bereits bei der Buchung einer Unter­kunft via Airbnb fällt die Wahl daher auf eine Casa Par­ti­cu­lar mit Inter­net, damit ist das The­ma durch. Auch der Erwerb einer kuba­ni­schen SIM-Kar­te wäre inzwi­schen mög­lich, im Bedarfs­fall kann die­se bereits bei der Ankunft am Flug­ha­fen erwor­ben werden.

Havanna: Sehnsuchtsort Malecón.
Sehn­suchts­ort Malecón

Fazit: Die Nut­zung von Inter­net ist für Kuba-Urlau­ber inzwi­schen deut­lich ver­ein­facht, mein frü­he­rer Bericht Kuba, wo Inter­net noch Neu­land ist doku­men­tiert längst ein Stück Zeit­ge­schich­te. Eine neue Erfah­rung ist für mich die Ver­wen­dung eines VPN (Vir­tu­al Pri­va­te Net­work). Hin­ter­grund: Bestimm­te Web­sites sind in Kuba nicht erreich­bar, zudem habe ich Pro­ble­me mit dem Ein­satz der Kre­dit­kar­te bei Online-Bezahl­vor­gän­gen. ExpressVPN ist die Lösung, schnell ein­ge­rich­tet und nutz­bar auf sämt­li­chen Gerä­ten. Es gibt wei­te­re Anbie­ter, ver­mut­lich mit dem glei­chen Effekt.

Alltag in Havannas Straßen.
All­tag in Havan­nas Straßen

Kuba nach der Währungsreform

Ohne Moos nichts los, heißt es nicht umsonst, das The­ma Wäh­rung, Wech­sel­kurs und Geld­be­schaf­fung ist natür­lich auch für die Kuba-Rei­se wich­tig! Seit dem 1. Janu­ar 2021 ist das dua­le Wäh­rungs­sys­tem Geschich­te und der Peso con­ver­ti­ble (CUC) abge­schafft. Den ver­blei­ben­den Peso cuba­no (CUP) hat man abge­wer­tet, Löh­ne und Prei­se wur­den refor­miert. Was müs­sen Tou­ris­ten aktu­ell wis­sen? Wer nach Kuba reist, soll­te Euro oder US-Dol­lar mit­brin­gen, um die Bar­geld­ver­sor­gung zu orga­ni­sie­ren. Vor Ort gibt es zwei Mög­lich­kei­ten, die Wahl fällt nicht schwer: In Ban­ken und Wech­sel­stu­ben erhält man 120 Kuba­ni­sche Pesos (CUP) für 1 US-Dol­lar, sofern dort über­haupt Bar­geld ver­füg­bar ist, wäh­rend einem der Tausch auf der Stra­ße 190 Pesos beschert (Stand: Anfang Juli 2023). Der Kurs für Euro liegt ent­spre­chend höher, auf­grund der Nut­zung einer Bar­re­ser­ve in die­ser Wäh­rung habe ich selbst jedoch vor allem den US-Dol­lar im Blick.

Coole Kids in Havanna vor Graffiti-Kulisse.
Coo­le Kids vor Graf­fi­ti-Kulis­se in Havanna

Zum Zeit­punkt mei­ner Abrei­se aus Kuba liegt der Schwarz­markt-Kurs für den US-Dol­lar dann bereits bei 200 Pesos, aktu­ell noch­mals deut­lich höher (Stand Ende Sep­tem­ber 2023: 250 Pesos). Für die Ein­hei­mi­schen fatal, trägt auch die Infla­ti­on dazu bei, Kuba für Tou­ris­ten wei­ter­hin zu einem güns­ti­gen Rei­se­land zu machen.

Havanna im Jahr 2023

Kuba ist ein erschwing­li­ches Rei­se­ziel, auch die Haupt­stadt Havan­na macht da kei­ne Aus­nah­me, aktu­el­le Bei­spie­le von der Preis­front bele­gen es. Das Restau­rant 1909 Down­town im Stadt­teil Vedado gehört zu mei­nen Lieb­lings­or­ten für Speis und Trank. Eine lecke­re Mahl­zeit kos­tet hier 2.210 Pesos, weni­ger als € 10 also. Dafür gibt es drei Gän­ge: Möh­ren­creme­sup­pe, Fisch­fi­let mit Bei­la­gen sowie Flan als Des­sert, dazu zwei Glas fri­schen Papa­ya-Saft. Abend­li­cher Anlauf­punkt für einen Snack und das eine oder ande­re Getränk ist die Bar Máxi­mo am Ran­de der Alt­stadt. Für Pas­ta oder Piz­za sind dort umge­rech­net zwi­schen € 4 und € 6 hin­zu­blät­tern, Moji­to und ande­re Cock­tails sind für rund € 2 zu haben.

Menschen in Havanna
Men­schen in Havanna

Die Kos­ten für mei­ne Unter­kunft, eine kom­plet­te Woh­nung, belau­fen sich auf € 26 pro Nacht. Ande­re Pri­vat­un­ter­künf­te sind schon für weni­ger als € 20 erhält­lich, das Über­nach­ten in Casas Par­ti­cu­la­res ist also nach wie vor eine güns­ti­ge Ange­le­gen­heit. Man kann natür­lich auch mehr Geld aus­ge­ben, viel mehr sogar. Das gilt für den Restau­rant­be­such eben­so wie für Logis. Mit dem Royal­ton Haba­na und dem Ibe­r­o­star Grand Packard sind in der Nähe zum Malecón, Havan­nas berühm­ter Ufer­pro­me­na­de, neue Luxus­ho­tels ent­stan­den, dort etwa dürf­te das ganz sicher kein Pro­blem sein.

Oldtimer, das kubanische Klischee lebt.
Old­ti­mer, das kuba­ni­sche Kli­schee lebt

In den Straßen von Havanna

In Cen­tro Haba­na bin ich mit­ten­drin, habe das Trei­ben auf der Stra­ße vom Bal­kon aus im Blick. Regel­mä­ßig quel­len die Müll­con­tai­ner an der Ecke über, auf­fäl­lig vie­le Men­schen durch­su­chen den Unrat nach brauch­ba­ren Din­gen. Waren es vor vier Jah­ren nur ver­ein­zel­te Leu­te, sind es inzwi­schen oft drei oder vier gleich­zei­tig, die nichts zurück­las­sen, was halb­wegs ver­wend­bar erscheint, ins­be­son­de­re Essens­res­te wer­den ein­ge­sam­melt. Weni­ge Meter wei­ter bil­den sich bereits am frü­hen Mor­gen lan­ge Schlan­gen vor einer Bäcke­rei, oft­mals beglei­tet von laut­star­ker Schimpferei.

Überquellende Müllcontainer in Centro Habana.
Über­quel­len­de Müll­con­tai­ner in Cen­tro Habana

Für vie­le Men­schen in Kuba ist der All­tag ein bestän­di­ger Kampf ums Über­le­ben. Tou­ris­ten, die ihre Zeit am Strand ver­brin­gen und sich zwi­schen­durch die her­aus­ge­putz­ten his­to­ri­schen Bau­ten in Havan­nas Alt­stadt vor­füh­ren las­sen, bekom­men davon nur wenig mit. Zum Bei­spiel von der Beein­träch­ti­gung des Öffent­li­chen Nah­ver­kehrs, in Havan­na sind zwei Drit­tel der Bus­se nicht ein­satz­fä­hig. Auch die Fäh­ren durch die Bucht von Havan­na hin­über nach Casa­blan­ca und Reg­la sind außer Betrieb, “no hay lan­cha” heißt es, als ich die Über­fahrt antre­ten will. Oder davon, dass rund 100.000 Men­schen, mal mehr, mal weni­ger, in der Haupt­stadt ohne Was­ser­ver­sor­gung sind. Hin­zu kom­men immer wie­der mas­si­ve Strom­ab­schal­tun­gen – im gan­zen Land und das bereits seit län­ge­rer Zeit.

Havanna: Frau sitzt vor dem Haus.
Frau in Havan­na, wor­an denkt sie?

Wenn ich in der Bar Máxi­mo beim abend­li­chen Imbiss sit­ze, wird dort, wie auch anders­wo, regel­mä­ßig gebet­telt. Klei­ne Kin­der sind oft beson­ders forsch, manch­mal ver­su­chen sie direkt nach dem Essen auf dem Tel­ler zu grei­fen. Älte­re Leu­te hin­ge­gen sind meist etwas zurück­hal­ten­der, eini­ge stel­len sich ein­fach vor den Ein­gang und war­ten, dass ihnen jemand Geld gibt. Auch das ist neu, Bet­teln hat es so noch vor eini­gen Jah­ren kaum gege­ben. Dass aus bei­na­he jedem zunächst belang­lo­sem Kon­takt auf der Stra­ße irgend­wann der Wunsch nach Geld wur­de, ist eine ande­re Sache.

Havanna, an vielen Stellen eine Ruinenstadt.
Havan­na, an vie­len Stel­len eine Ruinenstadt

Auch am letz­ten Abend suche ich noch ein­mal mei­ne Lieb­lings­bar auf. Am Nach­bar­tisch sitzt Tjark mit sei­nem 5‑jährigen Sohn. Die Mut­ter ist Kuba­ne­rin, hat sich nach Miami abge­setzt und ihre Kin­der zurück­ge­las­sen, erfah­re ich. Gern wür­de der Nie­der­län­der den Klei­nen mit nach Euro­pa neh­men, aber das funk­tio­niert nicht, es fehlt das Ein­ver­ständ­nis der Mut­ter, ohne geht es nicht. Aber die küm­mert sich doch ohne­hin nicht, was hat sie dage­gen, fra­ge ich. Sie will Geld, berich­tet Tjark. Wie viel? Eine fünf­stel­li­ge Sum­me. Euro wohl­ge­merkt, kei­ne kuba­ni­schen Pesos!

Obstverkauf in den Straßen von Havanna.
Obst­ver­kauf in den Stra­ßen von Havanna

Kuba, ein sicheres Reiseland?

Noch eine ande­re Erfah­rung aus dem Mund des Nie­der­län­ders. Kürz­lich wur­de er über­fal­len. Von zwei Frau­en abends auf der Stra­ße in ein Gespräch ver­wi­ckelt, kam von hin­ten ein Mann hin­zu und schlug ihn bewusst­los. Ergeb­nis: Geld, Kre­dit­kar­te und Pass weg. Hil­fe von Kuba­nern gab es anschlie­ßend nicht, Tjark hat­te ja kein Geld mehr, um sich zu “bedan­ken”. Die nie­der­län­di­sche Bot­schaft war der ret­ten­de Stroh­halm in der Not.

Havanna: Alte Autos machen viel Arbeit.
Alte Autos machen viel Arbeit

Berich­te über Raub­über­fäl­le und Gewalt­ver­bre­chen häu­fen sich in letz­ter Zeit, Vor­sicht ist daher ange­bracht, mehr noch als vor eini­gen Jah­ren. Auf dem abend­li­chen Rück­weg zu mei­ner Casa ver­zich­te ich längst auf den sorg­lo­sen Weg kreuz und quer durch Cen­tro Haba­na, lau­fe statt­des­sen am Malecón ent­lang, wo sich mehr Men­schen auf­hal­ten und zudem die Poli­zei patrouil­liert. Nach wei­te­rer Ver­tie­fung eige­ner schlech­ter Erfah­run­gen der Ver­gan­gen­heit steht mir nun wahr­lich nicht der Sinn. Das letz­te Erleb­nis vor vier Jah­ren: Unter Ein­satz von KO-Trop­fen ver­lie­re ich Mobil­te­le­fon, Bar­geld­re­ser­ve und eine exter­ne Fest­plat­te mit Fotos.

Impressionen aus Centro Habana.
Impres­sio­nen aus Cen­tro Habana

Zwei Jah­re zuvor war ich in Bara­coa auf Enoel gesto­ßen, der Rechts­an­walt und Betrei­ber einer Casa Par­ti­cu­lar ent­puppt sich als skru­pel­lo­ser Betrü­ger. “Traue kei­nem Kuba­ner”, die Men­schen, die mir die­sen Rat gaben, sind selbst Kuba­ner. “Und traue erst recht kei­nem Poli­zis­ten oder Rechts­an­walt” hieß es damals wei­ter. Da war es aber bereits zu spät, ich war dem Ami­go auf den Leim gegan­gen. Belo­gen, bestoh­len und letzt­end­lich auch noch bedroht von einem Mann, der eng mit der ört­li­chen Poli­zei zusam­men­ar­bei­tet – Erfah­run­gen in einem Land, das alles ande­re als ein Rechts­staat ist.

Menschen in Havanna: Die Straße ist ihr Wohnzimmer.
Men­schen in Havan­na, die Stra­ße ist ihr Wohnzimmer

Alles nur Ein­zel­fäl­le? Eine rein sub­jek­ti­ve Sicht? Nein, ganz sicher nicht. So warnt zum Bei­spiel auch die kana­di­sche Regie­rung im Rah­men ihrer aktua­li­sier­ten Rei­se­hin­wei­se und geht dabei auf Sicher­heits­ri­si­ken und Betrugs­ge­fah­ren, aber auch wei­te­re The­men wie Pro­ble­me bei der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung ein.

Massenexodus

Kri­sen sind der Nor­mal­zu­stand in Kuba, seit vie­len Jahr­zehn­ten bereits. Das Régime hat das Land seit 1959 sys­te­ma­tisch her­un­ter­ge­wirt­schaf­tet, hin­zu kom­men die Sank­tio­nen der USA, zuletzt hat die Pan­de­mie ihren Teil bei­getra­gen. Im Juli 2021 gehen in Havan­na und anders­wo tau­sen­de Men­schen für ihre Frei­heit auf die Stra­ße, es sind die größ­ten Pro­tes­te seit lan­gem. Die Staats­macht schlägt rigo­ros zurück. Hun­der­te Fest­nah­men und teil­wei­se dras­ti­sche Stra­fen sind die Fol­ge. Freie Mei­nungs­äu­ße­rung, Ver­samm­lungs­frei­heit und ande­re Grund­rech­te? Nicht in Kuba! Wer es sich leis­ten kann, haut ab, das ist nichts neu­es, allein im letz­ten Jahr haben min­des­ten 200.000 Men­schen das Land ver­las­sen. Laut aktu­el­ler Umfra­ge möch­ten knapp 60 Pro­zent der ver­blie­be­nen Men­schen Kuba eben­falls den Rücken keh­ren. Wer möch­te es Ihnen verdenken?

Havanna: Frauenportrait auf der Straße.
Frau­en­por­trait auf der Straße

Kuba-Reise und die Sinnfrage

Wer sich mit den Fak­ten beschäf­tigt, wird sich womög­lich fra­gen, wie sinn­voll eine Kuba-Rei­se über­haupt noch ist. Die all­ge­mei­ne Ent­wick­lung ist ver­hee­rend, gleich­zei­tig klam­mern sich die Macht­ha­ber an ein Sys­tem, das ihnen Pri­vi­le­gi­en und Ein­fluss sichert. Der Groß­teil der Tou­ris­mus-Bran­che wird vom Mili­tär kon­trol­liert und wer sei­nen Urlaub in den Hot­spots Vara­de­ro oder Guard­ala­va­ca im ange­neh­men All-inclu­si­ve-Ambi­en­te genießt, dabei vom all­ge­mei­nen Man­gel wenig mit­be­kommt, muss sich den Vor­wurf gefal­len las­sen, mit sei­nen Devi­sen das maro­de Sys­tem am Leben zu halten.

Havanna: Zweisamkeit am Malecón.
Zwei­sam­keit am Malecón

Doch auch wer als Indi­vi­du­al­rei­sen­der mit guter Absicht nach Kuba kommt, Pri­vat­quar­tie­re nutzt und eben­sol­che Restau­rants, ist vor Über­ra­schun­gen nicht gefeit. Aktu­el­les Bei­spiel: Mein Gast­ge­ber schwärmt im Inter­net davon, neue Freun­de zu fin­den und so ande­re Kul­tu­ren ken­nen­zu­ler­nen. Im Zusam­men­hang mit der Ver­mie­tung sei­ner Woh­nung steht das jedoch nicht, soll­te sich vor Ort her­aus­stel­len. Gerar­do Enri­que lebt längst im Aus­land, wäh­rend Rosi, die Frau, die die hohen Eier­prei­se ver­flucht, vor Ort die Din­ge für ihn regelt. Mein Geld wie auch das der ande­ren Gäs­te fließt längst nach Mün­chen anstatt in die kuba­ni­sche Privatwirtschaft.

Bröckelnde Fassade: Blick vom Balkon in Havanna.
Brö­ckeln­de Fas­sa­de: Blick vom Bal­kon in Havanna

Man kann die Zustän­de natür­lich auch igno­rie­ren und sich wei­ter­hin das kuba­ni­sche Kli­schee vor­gau­keln las­sen. Von Rum und Zigar­ren. Von Sal­sa und Son. Von Moji­to und Dai­qui­ri auf den Spu­ren von Heming­way. Von alten Autos, Traum­strän­den und Che-Guevera-“Revolutionsromantik”. Das alles gar­niert mit der Mär von glück­li­chen Men­schen – einer ver­meint­lich hei­len Welt. Ich weiß, wovon ich rede, mei­ne ers­te Kuba-Erfah­rung vor 26 Jah­ren war ähn­lich. Hotel und Strand in trau­ter Zwei­sam­keit, dazu ein ober­fläch­li­cher Tag in Havan­na. Habe ich dabei etwas über Kuba und sei­ne Men­schen gelernt? Ich müss­te lügen, um die Fra­ge zu bejahen.

Mädchen in Havanna: Blick an der Tür.
Nur ein Blick an der Tür, kein Blick in die unge­wis­se Zukunft

Abschied von Kuba

Jubel, Jauch­zen, Hän­de­klat­schen, was für ein Spek­ta­kel! Das Flug­zeug hebt gera­de in Havan­na ab, ver­lässt kuba­ni­schen Boden und bei der Mehr­zahl der Pas­sa­gie­re han­delt es sich um Kuba­ne­rin­nen und Kuba­ner. Ihr Ziel ist Nica­ra­gua, wo sie kein Visum brau­chen. Noch nie habe ich eine solch aus­ge­las­se­ne Freu­de bei Men­schen erlebt, die soeben ihre Hei­mat ver­las­sen! Für mich geht es nach Kolum­bi­en, wo dies­mal der Schwer­punkt mei­ner Rei­se liegt, beim Zwi­schen­stopp in Mexi­ko tren­nen sich die Wege von mei­nen fröh­li­chen Mit­pas­sa­gie­ren. Für die meis­ten von ihnen dürf­te es von Nica­ra­gua anschlie­ßend wei­ter­ge­hen Rich­tung USA, das ist die Rou­te der Unzufriedenen.

Autor, Reisereporter und Reiseblogger. Nachdem man ihn dazu gebracht hat, seine vorherige berufliche Karriere zu beenden (um das böse Wort Mobbing zu vermeiden), treibt ihn die Neugier hinaus in die Welt und er erzählt Geschichten von unterwegs.

21 Kommentare zu “Kuba aktuell: Klischee und Wirklichkeit

  1. Dan­ke für den aktu­el­len Ein­blick in die Situa­ti­on in Kuba! Ich war 2004 dort. Damals gab es Inter­net nur in einem ein­zi­gen Hotel. Schlecht ging es den Men­schen damals auch schon. Ich kam mir vor, als rei­se ich durch die ehe­ma­li­ge DDR: Essen, das über Nah­rungs­grund­mit­tel hin­aus­ging, nur gegen har­te Devi­sen, Kon­takt zu Aus­län­dern uner­wünscht, Denun­zi­an­ten in der Nach­bar­schaft … Trau­rig, dass das Land nicht vorwärtskommt.

    • Wolfgang

      Auch wenn sich in den letz­ten 20 Jah­ren natür­lich eini­ges ver­än­dert hat, die aktu­el­le Lage in Kuba ist kata­stro­phal und die Aus­sich­ten für die wei­te­re Zukunft sind düs­ter. Es wird sich nichts zum Posi­ti­ven ändern, so lan­ge die Dik­ta­to­ren mit ihren Scher­gen das Ruder in der Hand haben und die Bevöl­ke­rung hun­gern und lei­den lassen …

  2. Wenn Sie sich mit den Kuba­nern soli­da­risch zei­gen möch­ten, rei­sen Sie nicht nach Kuba. Tat­säch­lich unter­stüt­zen Sie das tota­li­tä­re Régime. Kuba ist nicht das Land, das vie­le glau­ben zu ken­nen. Kuba hat mehr als tau­send poli­ti­sche Gefan­ge­nen, ihr Ver­bre­chen? Ihre Men­schen­rech­te zu ver­lan­gen. Wol­len Sie den­noch nach Kuba, über­le­gen Sie vor­her, ob Sie nach Nord­ko­rea oder nach Bela­rus in Urlaub rei­sen wür­den. Kuba unter­stützt übri­gens Russ­land im Krieg gegen die Ukrai­ne. Mehr über die kuba­ni­sche Rea­li­tät fin­den Sie in mei­nem Blog Cuba sí, pero aSÍ NO! auf die unten ste­hen­de Web­sei­te. Möch­ten Sie über Kuba seit Fidel Cas­tro erfah­ren, lesen Sie mein Buch „Ein klei­nes Stück Him­mel“, in mei­nem Shop erhält­lich, aber auch bei Amazon.

    • Wolfgang

      Dan­ke für die Hin­wei­se. Und ja, natür­lich stim­me ich Ihnen zu, des­we­gen hin­ter­fra­ge ich selbst ja auch den Sinn von Kuba-Rei­sen, ent­schei­den muss das aber jeder für sich selbst, ich lie­fe­re ledig­lich Denkanstösse!

  3. Das ist mal wirk­lich ein rich­tig prak­ti­scher, hilf­rei­cher Arti­kel. Ich war noch nie in der Kari­bik, aber Kuba reizt ja irgend­wie schon….Wer weiß, viel­leicht ver­schlägt es mich auch mal dahin. Mit den gan­zen Tipps wird die Vor­be­rei­tung auf jeden Fall stressfrei! 😊
    Lie­be Grüße
    Anuschka

  4. Hal­lo Wolfgang,

    dan­ke für die­sen unge­schön­ten und damit echt trau­ri­gen Bei­trag. Ich war Ende der 90iger mal da und selbst da patrouil­lier­te das Mili­tär in den Tou­ris­ten­or­ten auf dem Hotel, wur­den wir bestoh­len und den­noch lern­ten wir das Land durch­aus auch auf ange­neh­me Art ken­nen. So rich­tig ein­la­dend ist es wohl gera­de nicht.

    Lg San­dra

    • Wolfgang

      In mehr als 20 Jah­ren hat sich in Kuba natür­lich sehr viel ver­än­dert, aber eben größ­ten­teils auch nicht zum Posi­ti­ven. Man kann aber durch­aus das meis­te nega­ti­ve aus­blen­den und sich das Kuba-Kli­schee vor­füh­ren las­sen. Man muss sich nur die viel­fäl­ti­gen Lobes­hym­nen von Urlau­bern nach ihrer Rei­se anschau­en, um zu sehen, dass das gelingt. Die Wirk­lich­keit wird dabei oft kom­plett aus­ge­klam­mert. Tou­ris­ten man­gelt es ja auch an nichts, im Gegen­teil, vie­les, was für die Kuba­ne­rin­nen und Kuba­ner nahe­zu uner­schwing­lich ist, ist für Tou­ris­ten mit­un­ter durch­aus güns­tig, Stich­wort Wech­sel­kurs. Und in den Hotels bekom­men die Tou­ris­ten sowie­so alles das, was den Men­schen in Kuba vor­ent­hal­ten wird, das ist das gro­tes­ke dabei! Dan­ke für Dei­nen Kom­men­tar, Sandra!

  5. Lie­ber Wolf­gang! Dein Arti­kel spricht wich­ti­ge ethi­sche Fra­gen an, die man sich vor einer Rei­se stel­len soll, wenn­gleich es wirk­lich ein trau­ri­ges Bild von Kuba abgibt. Ich war selbst noch nie auf Kuba. Kuba reizt mich aber immer wie­der, ohne Zwei­fel vor allem wegen der Musik und natür­lich dem tro­pi­schem Flair. Geschul­det dem Kli­schee, mit dem ja die meis­ten Orte/Länder die­ser Erde wer­ben. Als Rei­sen­de müs­sen wir uns aber bewusst sein, wie der Tou­ris­mus mit der Poli­tik im Land in Ver­bin­dung steht, und das wis­sen wir oft nicht bzw. beschäf­ti­gen wir uns im Vor­feld oft ein­fach nicht. Tol­ler Bericht, tol­le Bil­der und ein super Blog!

    • Wolfgang

      Ja, sehr oft ver­de­cken gän­gi­ge Kli­schees die Wirk­lich­keit, nicht nur in Kuba, da hast Du recht. Und klar, die Musik gehört unbe­dingt dazu, Sal­sa und Son habe ich ja erwähnt, “Bue­na Vis­ta Social Club” wäre noch das Stich­wort, das ist natür­lich untrenn­bar mit Kuba ver­bun­den und hat sei­ner­zeit sicher zum Kuba-Boom bei­getra­gen! Herz­li­chen Dank für das Feed­back, Melanie!

  6. Dan­ke für die tie­fen Ein­bli­cke – und die wun­der­ba­ren Fotos!
    Lie­be Grü­ße von Kirsten

  7. Das ist ja alles schlim­mer, als ich es mir vor­ge­stellt habe. Zwei­mal habe ich Kuba erlebt im Abstand von 10 Jah­ren, das letz­te Mal vor 11 Jah­ren. Gut war es nie, aber 2002 noch deut­lich bes­ser als du es jetzt beschreibst. Scha­de, dass das Sys­tem ein­fach nicht die Kur­ve kriegt.
    Lie­be Grü­ße und dan­ke für den Einblick
    Angela

    • Wolfgang

      Nun ja, die Zustän­de in Kuba zei­gen vor allem eines: Sozia­lis­mus funk­tio­niert nicht! Und so lan­ge es den Men­schen in Kuba nicht gelingt, sich von die­sem dik­ta­to­ri­schen Régime zu befrei­en, wird sich dort auch nichts ändern …

  8. Lie­ber Wolfgang,

    vor lan­ger Zeit haben wir uns ein­mal auf Par­ties in Deutsch­land ken­nen­ge­lernt. Seit­dem ver­fol­ge ich mal mehr, mal weni­ger dei­ne Blogeinträge.

    Die­ser hat mich jedoch beson­ders berührt, da du ein rea­lis­ti­sches Bild von Kuba zeich­nest. Mei­ne Tan­te hat zu DDR-Zei­ten nach Kuba gehei­ra­tet und lebt dort nun seit dem Tod ihres Man­nes nur noch wegen ihrer Kin­der. Die­se sind erwach­sen und haben die deut­sche Staats­bür­ger­schaft, daher kämp­fen sie gera­de um alle Doku­men­te zur Aus­rei­se. Dei­ne Schil­de­run­gen tref­fen es sehr gut: Die Doku­men­te gibt es nur gegen Zuwen­dun­gen, die wir zum Glück aus Deutsch­land finan­zie­ren kön­nen, sodass die Fami­lie heim­keh­ren kann. Den­noch ist es sehr schwie­rig und nervenaufreibend.
    Die Ver­sor­gung mit Nah­rungs­mit­teln, Strom und Inter­net kann ich so bestä­ti­gen und es bes­sert sich seit Jah­ren wenig. Nur Inter­net gibt es aktu­ell wirk­lich etwas flä­chen­de­cken­der, was aber wenig nützt, wenn 6 Stun­den am Tag kein Strom zur Ver­fü­gung steht.

    Lie­be Grüße

    • Wolfgang

      Hey Jakob, schön, von Dir zu hören. Ich erin­ne­re mich … 😉

  9. ingrid berghoff

    Hal­lo
    wer­de in zwei Wochen nach Kuba reisen
    bit­te um Beant­wor­tung fer Fra­ge, wo ich Geld für den Kurs 1 USD 250 Pesos ” sicher ” wech­seln kann ?
    dan­ke jeden­falls für jed­we­de Hil­fe vorab
    ingrid

    • Wolfgang

      Hal­lo Ingrid,
      bei dem von Dir genann­ten Kurs han­delt es sich, wie im Text erwähnt, um den Stand von Sep­tem­ber 2023, aktu­ell liegt der Kurs USD/CUP mei­nes Wis­sens bei 1:262! Beim ers­ten Mal, was das Wech­seln betrifft, wür­de ich in der Unter­kunft um Unter­stüt­zung bit­ten, also den Ver­mie­ter im Fall einer pri­va­ten Her­ber­ge (Casa Par­ti­cu­lar) oder im Hotel an der Rezep­ti­on. Dort wird man ganz bestimmt hel­fen kön­nen und den Tausch orga­ni­sie­ren. Aller­dings wird der Kurs dann etwas schlech­ter aus­fal­len, da die Leu­te sich etwas “vom Kuchen abschnei­den” wer­den für die­sen Ser­vice. Ansons­ten wird man auf der Stra­ße ange­spro­chen, in Havan­na zum Bei­spiel auf der Cal­le Obis­po, der leb­haf­ten Stra­ße, die durch die Alt­stadt führt. An die­sem Tou­ris­ten-Hot­spot sind immer Leu­te, die Geld wech­seln, sie fin­den Dich, man muss sie gar nicht suchen! Wich­tig: Wir reden hier natür­lich über den Schwarz­markt, streng genom­men ist es also nicht legal, auf die­se Wei­se Geld zu wech­seln, auch wenn es logi­scher­wei­se (fast) alle machen, das soll­te einem klar sein bei die­sem Thema …

      Viel Spaß in Kuba!
      Wolfgang

  10. Andreas Schapdick

    Hal­lo Wolfgang,
    dan­ke für dei­nen tol­len Bericht.
    Aber ist es nicht Sinn­voll Als Tou­rist dort hin zu rei­sen um den Kuba­nern zu helfen?
    Ich mei­ne nicht den kor­rup­ten son­dern den pri­va­ten Leuten.
    Ich habe viel gele­sen von dass auch die “nor­ma­len” Kuba­ner ver­su­chen jeden Tou­rist etwas über die Ohren zu ziehen.
    Wir über­le­gen, Ende Mai dort hin zu reisen.
    Ist es von der Jah­res­zeit noch OK?
    Wie sieht es aus mit Mücken ?
    Kannst du uns viel­leicht Tipps geben?
    Dan­ke und Gruß

    • Wolfgang

      Hal­lo Andreas,
      dan­ke für das Feed­back und die inter­es­san­ten Fra­gen. Dazu lie­ße sich ja schon fast ein wei­te­rer “Roman” schreiben. 

      Zur Sinn­fra­ge einer Kuba-Rei­se hat­te ich im Text ja schon ver­sucht, Denk­an­stös­se zu lie­fern. Daher nur so viel: Den Kuba­nern ins­ge­samt hilft man als Tou­rist ganz sicher nicht, da die Mehr­zahl der Men­schen davon ja über­haupt nichts hat. Es pro­fi­tie­ren doch aus­schließ­lich die Leu­te vom Tou­ris­mus, die auch direkt damit zu tun haben. Ansons­ten sorgt die­ser wich­ti­ge Wirt­schafts­zweig vor allem dafür, dass sich das men­schen­ver­ach­ten­de Régime in Kuba an der Macht hal­ten kann … 

      The­ma Wet­ter: Ende Mai dürf­te OK sein, bin aber kein Exper­te, bit­te ein­fach mal Goog­le bemü­hen, da gibt es sicher eini­ges an Infos zur bes­ten Rei­se­zeit und zum Kli­ma in Kuba! Glei­ches gilt für die “Mücken-Fra­ge”. Da bin ich selbst ein Igno­rant und tau­ge daher über­haupt nicht als Ratgeber!

      Einen schö­nen Urlaub!
      Wolfgang

  11. Marianna Dessewffy

    Lie­ber Wolfgang,
    Lei­der muss ich dei­nem Bericht völ­lig zustim­men, mehr noch, ich glau­be, dass die Situa­ti­on in Cuba inzwi­schen noch viel schlim­mer ist. Ich war 2018 und 2019 dort und bin auf­grund eines in Wien leben­den Kuba­ners (der sich, wie beschrie­ben, letzt­lich als nicht sehr anstän­dig ent­pupp­te) in eini­gen net­ten casas par­ti­cu­la­res gelan­det. Müh­sam, aber doch, ist es mir gelun­gen Kon­takt zu eini­gen jun­gen Kuba­nern, Jour­na­lis­ten, die für eine der weni­gen unab­hän­gi­gen Inter­net­me­di­en (Peri­odis­mo del Bar­rio) arbeite(te)n ken­nen zu ler­nen. Durch sie habe ich auch jun­ge Fil­me­ma­cher, Foto­gra­fen und ande­re Künst­ler ken­nen­ge­lernt. Mit eini­gen bin ich nach wie vor in Kon­takt und ver­su­che zu hel­fen, wo ich kann. Lei­der sind die meis­ten mei­ner Freun­de inzwi­schen in den USA, der EU und in ande­ren latein­ame­ri­ka­ni­schen Län­dern unter­ge­schlupft. Sie alle haben damals sehr über die Lebens- und Arbeits­ver­hält­nis­se geklagt, hat­ten aber kei­ne Absicht, Cuba zu ver­las­sen. Sie woll­ten etwas ver­än­dern. Stän­di­ge nächt­li­che Anru­fe, Vor­la­dun­gen und lan­ge Ver­hö­re bei der Geheim­po­li­zei, Ent­zug des Rei­se­pas­ses beim geplan­ten Abflug auf dem Flug­ha­fen und vie­les mehr haben sie zer­mürbt und aus ihrem Land ver­trie­ben. Letzt­lich will das Regimes sie ja los­wer­den. Das ist ihnen auch bewusst. 

    Ich habe damals Inter­views gemacht. Soweit es mein dürf­ti­ges Spa­nisch zuließ, habe ich ver­sucht einen gesell­schaft­li­chen Quer­schnitt zu fin­den. Die Nai­vi­tät, das Aus­maß an Gehirn­wä­sche und die Angst sich poli­tisch zu äußern, sowohl bei gebil­de­ten und weni­ger gebil­de­ten Men­schen, haben mich ein wenig über­rascht. Dage­gen haben mich die Gesprä­che mit eini­gen jun­gen Leu­ten, die mir frei­mü­tig von ihren Lebens- und Arbeits­be­din­gun­gen erzähl­ten, beein­druckt. Nur Vor­sicht bei jenen, die gut Eng­lisch oder ande­re Spra­chen spre­chen, egal, was sie einem erzäh­len, sie sind fast aus­nahms­los “belie­ver” und Opportunisten.

    Ich war sehr viel zu Fuß, mit dem Auto­bus und dem Miet­au­to unter­wegs, habe mit den ver­schie­dens­ten Leu­ten gespro­chen. So konn­te ich einen beschei­de­nen Ein­druck von Cuba gewin­nen. Wenn auch einen teil­wei­se schö­nen, so doch ziem­lich traurigen.
    Was man in jedem Fall tun kann ist: Medi­ka­men­te (auch kürz­lich abge­lau­fe­ne), gebrauch­te Klei­dung, Schul­sa­chen (Bunt­stif­te, Hef­te, etc), Toi­let­te­ar­ti­kel, Scho­ko­la­de, Käse und z B. alte han­dies oder lap­tops und der­glei­chen, mög­lichst am Land an ganz gewöhn­li­che Ein­woh­ner zu verschenken. 

    Dan­ke für dei­ne Berich­te, gra­tu­lie­re, sie sind lei­der glaubwürdig.
    Details wür­den mich sehr interessieren.…

    Herz­lichst,
    Marianna

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