Kuba nach der Pandemie, nach vier Jahren kehre ich zurück nach Havanna. Ergebnis ist eine Foto-Reportage, der Blick hinter die Kulissen zeigt kubanische Klischees und die Wirklichkeit, aktuelle News und Hinweise für Kuba-Reisende ergänzen den Bericht.
“Mucho calor” höre ich immer wieder, es ist heiß in Kubas Hauptstadt. Noch heißer als sonst um diese Jahreszeit, die Menschen in Havanna stöhnen und schwitzen. Doch das ist nicht alles, wieder einmal gibt es Versorgungsengpässe. Zudem sind die Preise für die meisten Artikel des täglichen Bedarfs kräftig gestiegen, viele Grundbedürfnisse lassen sich kaum mehr befriedigen. Als ich abends in Centro Habana ankomme, erwartet mich Rosi, von ihr erhalte ich die Schlüssel für meine Unterkunft. Alles sei teuer geworden, klagt sie sogleich und nennt Eier als Beispiel für die Preisexplosion.
Inhalte
- 1 Kuba: Reisevorbereitung
- 2 Einreise nach Kuba: Gesundheit / Impfungen
- 3 Einreise nach Kuba: Dokumente
- 4 Visum für Kuba?
- 5 Wichtig: die Touristenkarte
- 6 Auslandskrankenversicherung
- 7 Internet / WiFi in Kuba
- 8 Kuba nach der Währungsreform
- 9 Havanna im Jahr 2023
- 10 In den Straßen von Havanna
- 11 Kuba, ein sicheres Reiseland?
- 12 Massenexodus
- 13 Kuba-Reise und die Sinnfrage
- 14 Abschied von Kuba
Kuba: Reisevorbereitung
Im Jahr 2019 war ich zuletzt in Kuba, dann kam die Pandemie. Manches hat sich geändert, das meiste nicht zum Positiven, das bleibt hängen von Infos und News, die mir hin und wieder in die Timeline gespült werden. Wie dem auch sei, vor der Kuba-Reise ist es sinnvoll, sich bei wichtigen Themen auf den neuesten Stand zu bringen. Eine hilfreiche Quelle: die Seite des Auswärtigen Amtes.
Einreise nach Kuba: Gesundheit / Impfungen
Einreisende müssen eine Erklärung zum Gesundheitszustand (Declaración Jurada de Salud) abgeben. Diese ist, zusammen mit weiteren Informationen zu Einreise und Zollangaben, online innerhalb von 48 Stunden vor dem Check-in über das System „D’Viajeros“ abzugeben. Meine Erfahrung: Das Ausfüllen der Erklärung bereitet keine Probleme, das ausgedruckte Ergebnis wird bei der Ankunft auf dem Aeropuerto Internacional José Martí von Havanna eingesammelt, das war es.
Sowohl der Nachweis über Impfungen gegen eine COVID-19-Infektion als auch die Vorlage eines negativen Testergebnisses sind nicht mehr erforderlich. Für mich beruhigend, weil ich meinen Impfpass zusammen mit anderen wichtigen Dingen kurz zuvor im Rahmen eines Raubüberfalls verloren habe. Die rechtzeitige Beschaffung von Ersatz wäre schwierig gewesen, insbesondere weil die Impfungen nicht in Deutschland erfolgt sind.
Einreise nach Kuba: Dokumente
Die Einreise nach Kuba ist für deutsche Staatsangehörige mit Reisepass, vorläufigem Reisepass und Kinderreisepass möglich. Nicht verwendbar: Personalausweis oder vorläufiger Personalausweis. Ich selbst habe nach dem kürzlichen Verlust meines Reisepasses zunächst nur ein vorläufiges Dokument und es ist fraglich, ob ich noch rechtzeitig vor der Abreise nach Kuba einen “richtigen” Pass erhalten werde. Stutzig macht in diesem Zusammenhang eine Meldung, in der es heißt, einzelne Fluggesellschaften hätten Passagieren mit vorläufigen Reisepässen die Beförderung verweigert.
Das mögliche Problem löst sich jedoch in Wohlgefallen auf: In Hannover, wo das frühere Ordnungsamt jetzt Bürgeramt heißt und sogar samstags geöffnet hat, soll die Ausstellung eines neuen Reisepasses im Expressverfahren nur 3–4 Arbeitstage dauern. Samstag bin ich da, den Termin hatte ich noch aus Sambia per E‑Mail vereinbart, am Freitag ist der Pass abholbereit. Am Sonntag drauf kann es also planmäßig losgehen – zunächst nach Paris, von dort später weiter nach Havanna.
Visum für Kuba?
Seit Ende 2022 ist für Touristen in Kuba ein Aufenthalt von bis zu 90 Tagen möglich (plus einmalige Verlängerung um weitere 90 Tage). Zuvor lag das Limit bei 30 Tagen inklusive Option einer zweimaligen Verlängerung um jeweils weitere 30 Tage, ich hatte mehrfach davon Gebrauch gemacht. Der damit verbundene Aufwand, Behördengang inklusive Zahlung anfallender Gebühren, entfällt also inzwischen. Vorteilhaft für diejenigen, die eine längere Kuba-Reise planen! Ein Visum ist für Touristen nach wie vor nicht erforderlich, dafür wird jedoch die sogenannte Touristenkarte benötigt.
Wichtig: die Touristenkarte
Die Touristenkarte (Tarjeta del Turista) ist unverzichtbar für die Einreise nach Kuba. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit diesem Papier, im Prinzip einer Quittung über die entrichtete Einreisegebühr, zu versorgen. Meine Erfahrung vier Jahre zuvor: Wider Erwarten hat Air France am Pariser Flughafen keine Karten vorrätig. Ich muss die Reise nach Havanna daher mit einem Tag Verspätung antreten, um mir das gute Stück zuvor noch bei der kubanischen Botschaft zu besorgen. Ärgerlich, durch rechtzeitige Beschaffung hätte sich das Problem vermeiden lassen! Wer sichergehen will, nutzt eine Agentur. Es gibt verschiedene Anbieter, die sich auf diese Weise ein Stückchen vom kubanischen Tourismuskuchen abschneiden, die Preisunterschiede sind teilweise happig. Mir stellt Cuba Buddy das Dokument, das um Name, Geburtsdatum, Passnummer und Nationalität zu ergänzen ist, diesmal schnell und zuverlässig zur Verfügung.
Auslandskrankenversicherung
Ein Nachweis über den bestehenden Krankenversicherungsschutz ist nach wie vor erforderlich, wenngleich die Vorlage nach bisheriger Erfahrung nur bei Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis verlangt wird. Bestätigungen in spanischer Sprache stellen Versicherungen auf Anforderung grundsätzlich aus. Gegebenenfalls muss man erinnern und auf die Dringlichkeit hinweisen, nach meiner Erfahrung mahlen die dortigen Mühlen bisweilen (zu) langsam. Diesmal habe ich das Schriftstück rechtzeitig erhalten, vorzulegen war es in Kuba erwartungsgemäß nicht.
Internet / WiFi in Kuba
Auch vor Kuba macht die Digitalisierung nicht Halt. Bereits beim letzten Besuch im Jahr 2019 verfügten einzelne Privatunterkünfte über WLAN, unter anderem in Guantánamo war dies der Fall. Einen weiteren Fortschritt erhoffte ich mir daher, denn mit dem Laptop will ich mich, auch aus Sicherheitsgründen, nicht mehr an öffentliche WiFi-Hotspots, wie noch vor einigen Jahren, begeben. Bereits bei der Buchung einer Unterkunft via Airbnb fällt die Wahl daher auf eine Casa Particular mit Internet, damit ist das Thema durch. Auch der Erwerb einer kubanischen SIM-Karte wäre inzwischen möglich, im Bedarfsfall kann diese bereits bei der Ankunft am Flughafen erworben werden.
Fazit: Die Nutzung von Internet ist für Kuba-Urlauber inzwischen deutlich vereinfacht, mein früherer Bericht Kuba, wo Internet noch Neuland ist dokumentiert längst ein Stück Zeitgeschichte. Eine neue Erfahrung ist für mich die Verwendung eines VPN (Virtual Private Network). Hintergrund: Bestimmte Websites sind in Kuba nicht erreichbar, zudem habe ich Probleme mit dem Einsatz der Kreditkarte bei Online-Bezahlvorgängen. ExpressVPN ist die Lösung, schnell eingerichtet und nutzbar auf sämtlichen Geräten. Es gibt weitere Anbieter, vermutlich mit dem gleichen Effekt.
Kuba nach der Währungsreform
Ohne Moos nichts los, heißt es nicht umsonst, das Thema Währung, Wechselkurs und Geldbeschaffung ist natürlich auch für die Kuba-Reise wichtig! Seit dem 1. Januar 2021 ist das duale Währungssystem Geschichte und der Peso convertible (CUC) abgeschafft. Den verbleibenden Peso cubano (CUP) hat man abgewertet, Löhne und Preise wurden reformiert. Was müssen Touristen aktuell wissen? Wer nach Kuba reist, sollte Euro oder US-Dollar mitbringen, um die Bargeldversorgung zu organisieren. Vor Ort gibt es zwei Möglichkeiten, die Wahl fällt nicht schwer: In Banken und Wechselstuben erhält man 120 Kubanische Pesos (CUP) für 1 US-Dollar, sofern dort überhaupt Bargeld verfügbar ist, während einem der Tausch auf der Straße 190 Pesos beschert (Stand: Anfang Juli 2023). Der Kurs für Euro liegt entsprechend höher, aufgrund der Nutzung einer Barreserve in dieser Währung habe ich selbst jedoch vor allem den US-Dollar im Blick.
Zum Zeitpunkt meiner Abreise aus Kuba liegt der Schwarzmarkt-Kurs für den US-Dollar dann bereits bei 200 Pesos, aktuell nochmals deutlich höher (Stand Ende September 2023: 250 Pesos). Für die Einheimischen fatal, trägt auch die Inflation dazu bei, Kuba für Touristen weiterhin zu einem günstigen Reiseland zu machen.
Havanna im Jahr 2023
Kuba ist ein erschwingliches Reiseziel, auch die Hauptstadt Havanna macht da keine Ausnahme, aktuelle Beispiele von der Preisfront belegen es. Das Restaurant 1909 Downtown im Stadtteil Vedado gehört zu meinen Lieblingsorten für Speis und Trank. Eine leckere Mahlzeit kostet hier 2.210 Pesos, weniger als € 10 also. Dafür gibt es drei Gänge: Möhrencremesuppe, Fischfilet mit Beilagen sowie Flan als Dessert, dazu zwei Glas frischen Papaya-Saft. Abendlicher Anlaufpunkt für einen Snack und das eine oder andere Getränk ist die Bar Máximo am Rande der Altstadt. Für Pasta oder Pizza sind dort umgerechnet zwischen € 4 und € 6 hinzublättern, Mojito und andere Cocktails sind für rund € 2 zu haben.
Die Kosten für meine Unterkunft, eine komplette Wohnung, belaufen sich auf € 26 pro Nacht. Andere Privatunterkünfte sind schon für weniger als € 20 erhältlich, das Übernachten in Casas Particulares ist also nach wie vor eine günstige Angelegenheit. Man kann natürlich auch mehr Geld ausgeben, viel mehr sogar. Das gilt für den Restaurantbesuch ebenso wie für Logis. Mit dem Royalton Habana und dem Iberostar Grand Packard sind in der Nähe zum Malecón, Havannas berühmter Uferpromenade, neue Luxushotels entstanden, dort etwa dürfte das ganz sicher kein Problem sein.
In den Straßen von Havanna
In Centro Habana bin ich mittendrin, habe das Treiben auf der Straße vom Balkon aus im Blick. Regelmäßig quellen die Müllcontainer an der Ecke über, auffällig viele Menschen durchsuchen den Unrat nach brauchbaren Dingen. Waren es vor vier Jahren nur vereinzelte Leute, sind es inzwischen oft drei oder vier gleichzeitig, die nichts zurücklassen, was halbwegs verwendbar erscheint, insbesondere Essensreste werden eingesammelt. Wenige Meter weiter bilden sich bereits am frühen Morgen lange Schlangen vor einer Bäckerei, oftmals begleitet von lautstarker Schimpferei.
Für viele Menschen in Kuba ist der Alltag ein beständiger Kampf ums Überleben. Touristen, die ihre Zeit am Strand verbringen und sich zwischendurch die herausgeputzten historischen Bauten in Havannas Altstadt vorführen lassen, bekommen davon nur wenig mit. Zum Beispiel von der Beeinträchtigung des Öffentlichen Nahverkehrs, in Havanna sind zwei Drittel der Busse nicht einsatzfähig. Auch die Fähren durch die Bucht von Havanna hinüber nach Casablanca und Regla sind außer Betrieb, “no hay lancha” heißt es, als ich die Überfahrt antreten will. Oder davon, dass rund 100.000 Menschen, mal mehr, mal weniger, in der Hauptstadt ohne Wasserversorgung sind. Hinzu kommen immer wieder massive Stromabschaltungen – im ganzen Land und das bereits seit längerer Zeit.
Wenn ich in der Bar Máximo beim abendlichen Imbiss sitze, wird dort, wie auch anderswo, regelmäßig gebettelt. Kleine Kinder sind oft besonders forsch, manchmal versuchen sie direkt nach dem Essen auf dem Teller zu greifen. Ältere Leute hingegen sind meist etwas zurückhaltender, einige stellen sich einfach vor den Eingang und warten, dass ihnen jemand Geld gibt. Auch das ist neu, Betteln hat es so noch vor einigen Jahren kaum gegeben. Dass aus beinahe jedem zunächst belanglosem Kontakt auf der Straße irgendwann der Wunsch nach Geld wurde, ist eine andere Sache.
Auch am letzten Abend suche ich noch einmal meine Lieblingsbar auf. Am Nachbartisch sitzt Tjark mit seinem 5‑jährigen Sohn. Die Mutter ist Kubanerin, hat sich nach Miami abgesetzt und ihre Kinder zurückgelassen, erfahre ich. Gern würde der Niederländer den Kleinen mit nach Europa nehmen, aber das funktioniert nicht, es fehlt das Einverständnis der Mutter, ohne geht es nicht. Aber die kümmert sich doch ohnehin nicht, was hat sie dagegen, frage ich. Sie will Geld, berichtet Tjark. Wie viel? Eine fünfstellige Summe. Euro wohlgemerkt, keine kubanischen Pesos!
Kuba, ein sicheres Reiseland?
Noch eine andere Erfahrung aus dem Mund des Niederländers. Kürzlich wurde er überfallen. Von zwei Frauen abends auf der Straße in ein Gespräch verwickelt, kam von hinten ein Mann hinzu und schlug ihn bewusstlos. Ergebnis: Geld, Kreditkarte und Pass weg. Hilfe von Kubanern gab es anschließend nicht, Tjark hatte ja kein Geld mehr, um sich zu “bedanken”. Die niederländische Botschaft war der rettende Strohhalm in der Not.
Berichte über Raubüberfälle und Gewaltverbrechen häufen sich in letzter Zeit, Vorsicht ist daher angebracht, mehr noch als vor einigen Jahren. Auf dem abendlichen Rückweg zu meiner Casa verzichte ich längst auf den sorglosen Weg kreuz und quer durch Centro Habana, laufe stattdessen am Malecón entlang, wo sich mehr Menschen aufhalten und zudem die Polizei patrouilliert. Nach weiterer Vertiefung eigener schlechter Erfahrungen der Vergangenheit steht mir nun wahrlich nicht der Sinn. Das letzte Erlebnis vor vier Jahren: Unter Einsatz von KO-Tropfen verliere ich Mobiltelefon, Bargeldreserve und eine externe Festplatte mit Fotos.
Zwei Jahre zuvor war ich in Baracoa auf Enoel gestoßen, der Rechtsanwalt und Betreiber einer Casa Particular entpuppt sich als skrupelloser Betrüger. “Traue keinem Kubaner”, die Menschen, die mir diesen Rat gaben, sind selbst Kubaner. “Und traue erst recht keinem Polizisten oder Rechtsanwalt” hieß es damals weiter. Da war es aber bereits zu spät, ich war dem Amigo auf den Leim gegangen. Belogen, bestohlen und letztendlich auch noch bedroht von einem Mann, der eng mit der örtlichen Polizei zusammenarbeitet – Erfahrungen in einem Land, das alles andere als ein Rechtsstaat ist.
Alles nur Einzelfälle? Eine rein subjektive Sicht? Nein, ganz sicher nicht. So warnt zum Beispiel auch die kanadische Regierung im Rahmen ihrer aktualisierten Reisehinweise und geht dabei auf Sicherheitsrisiken und Betrugsgefahren, aber auch weitere Themen wie Probleme bei der medizinischen Versorgung ein.
Massenexodus
Krisen sind der Normalzustand in Kuba, seit vielen Jahrzehnten bereits. Das Régime hat das Land seit 1959 systematisch heruntergewirtschaftet, hinzu kommen die Sanktionen der USA, zuletzt hat die Pandemie ihren Teil beigetragen. Im Juli 2021 gehen in Havanna und anderswo tausende Menschen für ihre Freiheit auf die Straße, es sind die größten Proteste seit langem. Die Staatsmacht schlägt rigoros zurück. Hunderte Festnahmen und teilweise drastische Strafen sind die Folge. Freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit und andere Grundrechte? Nicht in Kuba! Wer es sich leisten kann, haut ab, das ist nichts neues, allein im letzten Jahr haben mindesten 200.000 Menschen das Land verlassen. Laut aktueller Umfrage möchten knapp 60 Prozent der verbliebenen Menschen Kuba ebenfalls den Rücken kehren. Wer möchte es Ihnen verdenken?
Kuba-Reise und die Sinnfrage
Wer sich mit den Fakten beschäftigt, wird sich womöglich fragen, wie sinnvoll eine Kuba-Reise überhaupt noch ist. Die allgemeine Entwicklung ist verheerend, gleichzeitig klammern sich die Machthaber an ein System, das ihnen Privilegien und Einfluss sichert. Der Großteil der Tourismus-Branche wird vom Militär kontrolliert und wer seinen Urlaub in den Hotspots Varadero oder Guardalavaca im angenehmen All-inclusive-Ambiente genießt, dabei vom allgemeinen Mangel wenig mitbekommt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit seinen Devisen das marode System am Leben zu halten.
Doch auch wer als Individualreisender mit guter Absicht nach Kuba kommt, Privatquartiere nutzt und ebensolche Restaurants, ist vor Überraschungen nicht gefeit. Aktuelles Beispiel: Mein Gastgeber schwärmt im Internet davon, neue Freunde zu finden und so andere Kulturen kennenzulernen. Im Zusammenhang mit der Vermietung seiner Wohnung steht das jedoch nicht, sollte sich vor Ort herausstellen. Gerardo Enrique lebt längst im Ausland, während Rosi, die Frau, die die hohen Eierpreise verflucht, vor Ort die Dinge für ihn regelt. Mein Geld wie auch das der anderen Gäste fließt längst nach München anstatt in die kubanische Privatwirtschaft.
Man kann die Zustände natürlich auch ignorieren und sich weiterhin das kubanische Klischee vorgaukeln lassen. Von Rum und Zigarren. Von Salsa und Son. Von Mojito und Daiquiri auf den Spuren von Hemingway. Von alten Autos, Traumstränden und Che-Guevera-“Revolutionsromantik”. Das alles garniert mit der Mär von glücklichen Menschen – einer vermeintlich heilen Welt. Ich weiß, wovon ich rede, meine erste Kuba-Erfahrung vor 26 Jahren war ähnlich. Hotel und Strand in trauter Zweisamkeit, dazu ein oberflächlicher Tag in Havanna. Habe ich dabei etwas über Kuba und seine Menschen gelernt? Ich müsste lügen, um die Frage zu bejahen.
Abschied von Kuba
Jubel, Jauchzen, Händeklatschen, was für ein Spektakel! Das Flugzeug hebt gerade in Havanna ab, verlässt kubanischen Boden und bei der Mehrzahl der Passagiere handelt es sich um Kubanerinnen und Kubaner. Ihr Ziel ist Nicaragua, wo sie kein Visum brauchen. Noch nie habe ich eine solch ausgelassene Freude bei Menschen erlebt, die soeben ihre Heimat verlassen! Für mich geht es nach Kolumbien, wo diesmal der Schwerpunkt meiner Reise liegt, beim Zwischenstopp in Mexiko trennen sich die Wege von meinen fröhlichen Mitpassagieren. Für die meisten von ihnen dürfte es von Nicaragua anschließend weitergehen Richtung USA, das ist die Route der Unzufriedenen.
Danke für den aktuellen Einblick in die Situation in Kuba! Ich war 2004 dort. Damals gab es Internet nur in einem einzigen Hotel. Schlecht ging es den Menschen damals auch schon. Ich kam mir vor, als reise ich durch die ehemalige DDR: Essen, das über Nahrungsgrundmittel hinausging, nur gegen harte Devisen, Kontakt zu Ausländern unerwünscht, Denunzianten in der Nachbarschaft … Traurig, dass das Land nicht vorwärtskommt.
Auch wenn sich in den letzten 20 Jahren natürlich einiges verändert hat, die aktuelle Lage in Kuba ist katastrophal und die Aussichten für die weitere Zukunft sind düster. Es wird sich nichts zum Positiven ändern, so lange die Diktatoren mit ihren Schergen das Ruder in der Hand haben und die Bevölkerung hungern und leiden lassen …
Wenn Sie sich mit den Kubanern solidarisch zeigen möchten, reisen Sie nicht nach Kuba. Tatsächlich unterstützen Sie das totalitäre Régime. Kuba ist nicht das Land, das viele glauben zu kennen. Kuba hat mehr als tausend politische Gefangenen, ihr Verbrechen? Ihre Menschenrechte zu verlangen. Wollen Sie dennoch nach Kuba, überlegen Sie vorher, ob Sie nach Nordkorea oder nach Belarus in Urlaub reisen würden. Kuba unterstützt übrigens Russland im Krieg gegen die Ukraine. Mehr über die kubanische Realität finden Sie in meinem Blog Cuba sí, pero aSÍ NO! auf die unten stehende Webseite. Möchten Sie über Kuba seit Fidel Castro erfahren, lesen Sie mein Buch „Ein kleines Stück Himmel“, in meinem Shop erhältlich, aber auch bei Amazon.
Danke für die Hinweise. Und ja, natürlich stimme ich Ihnen zu, deswegen hinterfrage ich selbst ja auch den Sinn von Kuba-Reisen, entscheiden muss das aber jeder für sich selbst, ich liefere lediglich Denkanstösse!
Das ist mal wirklich ein richtig praktischer, hilfreicher Artikel. Ich war noch nie in der Karibik, aber Kuba reizt ja irgendwie schon….Wer weiß, vielleicht verschlägt es mich auch mal dahin. Mit den ganzen Tipps wird die Vorbereitung auf jeden Fall stressfrei! 😊
Liebe Grüße
Anuschka
Schönen Dank für das nette Feedback, Anuschka!
Hallo Wolfgang,
danke für diesen ungeschönten und damit echt traurigen Beitrag. Ich war Ende der 90iger mal da und selbst da patrouillierte das Militär in den Touristenorten auf dem Hotel, wurden wir bestohlen und dennoch lernten wir das Land durchaus auch auf angenehme Art kennen. So richtig einladend ist es wohl gerade nicht.
Lg Sandra
In mehr als 20 Jahren hat sich in Kuba natürlich sehr viel verändert, aber eben größtenteils auch nicht zum Positiven. Man kann aber durchaus das meiste negative ausblenden und sich das Kuba-Klischee vorführen lassen. Man muss sich nur die vielfältigen Lobeshymnen von Urlaubern nach ihrer Reise anschauen, um zu sehen, dass das gelingt. Die Wirklichkeit wird dabei oft komplett ausgeklammert. Touristen mangelt es ja auch an nichts, im Gegenteil, vieles, was für die Kubanerinnen und Kubaner nahezu unerschwinglich ist, ist für Touristen mitunter durchaus günstig, Stichwort Wechselkurs. Und in den Hotels bekommen die Touristen sowieso alles das, was den Menschen in Kuba vorenthalten wird, das ist das groteske dabei! Danke für Deinen Kommentar, Sandra!
Lieber Wolfgang! Dein Artikel spricht wichtige ethische Fragen an, die man sich vor einer Reise stellen soll, wenngleich es wirklich ein trauriges Bild von Kuba abgibt. Ich war selbst noch nie auf Kuba. Kuba reizt mich aber immer wieder, ohne Zweifel vor allem wegen der Musik und natürlich dem tropischem Flair. Geschuldet dem Klischee, mit dem ja die meisten Orte/Länder dieser Erde werben. Als Reisende müssen wir uns aber bewusst sein, wie der Tourismus mit der Politik im Land in Verbindung steht, und das wissen wir oft nicht bzw. beschäftigen wir uns im Vorfeld oft einfach nicht. Toller Bericht, tolle Bilder und ein super Blog!
Ja, sehr oft verdecken gängige Klischees die Wirklichkeit, nicht nur in Kuba, da hast Du recht. Und klar, die Musik gehört unbedingt dazu, Salsa und Son habe ich ja erwähnt, “Buena Vista Social Club” wäre noch das Stichwort, das ist natürlich untrennbar mit Kuba verbunden und hat seinerzeit sicher zum Kuba-Boom beigetragen! Herzlichen Dank für das Feedback, Melanie!
Danke für die tiefen Einblicke – und die wunderbaren Fotos!
Liebe Grüße von Kirsten
Vielen Dank für das nette Feedback, Kirsten!
Das ist ja alles schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe. Zweimal habe ich Kuba erlebt im Abstand von 10 Jahren, das letzte Mal vor 11 Jahren. Gut war es nie, aber 2002 noch deutlich besser als du es jetzt beschreibst. Schade, dass das System einfach nicht die Kurve kriegt.
Liebe Grüße und danke für den Einblick
Angela
Nun ja, die Zustände in Kuba zeigen vor allem eines: Sozialismus funktioniert nicht! Und so lange es den Menschen in Kuba nicht gelingt, sich von diesem diktatorischen Régime zu befreien, wird sich dort auch nichts ändern …
Lieber Wolfgang,
vor langer Zeit haben wir uns einmal auf Parties in Deutschland kennengelernt. Seitdem verfolge ich mal mehr, mal weniger deine Blogeinträge.
Dieser hat mich jedoch besonders berührt, da du ein realistisches Bild von Kuba zeichnest. Meine Tante hat zu DDR-Zeiten nach Kuba geheiratet und lebt dort nun seit dem Tod ihres Mannes nur noch wegen ihrer Kinder. Diese sind erwachsen und haben die deutsche Staatsbürgerschaft, daher kämpfen sie gerade um alle Dokumente zur Ausreise. Deine Schilderungen treffen es sehr gut: Die Dokumente gibt es nur gegen Zuwendungen, die wir zum Glück aus Deutschland finanzieren können, sodass die Familie heimkehren kann. Dennoch ist es sehr schwierig und nervenaufreibend.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Strom und Internet kann ich so bestätigen und es bessert sich seit Jahren wenig. Nur Internet gibt es aktuell wirklich etwas flächendeckender, was aber wenig nützt, wenn 6 Stunden am Tag kein Strom zur Verfügung steht.
Liebe Grüße
Hey Jakob, schön, von Dir zu hören. Ich erinnere mich … 😉
Hallo
werde in zwei Wochen nach Kuba reisen
bitte um Beantwortung fer Frage, wo ich Geld für den Kurs 1 USD 250 Pesos ” sicher ” wechseln kann ?
danke jedenfalls für jedwede Hilfe vorab
ingrid
Hallo Ingrid,
bei dem von Dir genannten Kurs handelt es sich, wie im Text erwähnt, um den Stand von September 2023, aktuell liegt der Kurs USD/CUP meines Wissens bei 1:262! Beim ersten Mal, was das Wechseln betrifft, würde ich in der Unterkunft um Unterstützung bitten, also den Vermieter im Fall einer privaten Herberge (Casa Particular) oder im Hotel an der Rezeption. Dort wird man ganz bestimmt helfen können und den Tausch organisieren. Allerdings wird der Kurs dann etwas schlechter ausfallen, da die Leute sich etwas “vom Kuchen abschneiden” werden für diesen Service. Ansonsten wird man auf der Straße angesprochen, in Havanna zum Beispiel auf der Calle Obispo, der lebhaften Straße, die durch die Altstadt führt. An diesem Touristen-Hotspot sind immer Leute, die Geld wechseln, sie finden Dich, man muss sie gar nicht suchen! Wichtig: Wir reden hier natürlich über den Schwarzmarkt, streng genommen ist es also nicht legal, auf diese Weise Geld zu wechseln, auch wenn es logischerweise (fast) alle machen, das sollte einem klar sein bei diesem Thema …
Viel Spaß in Kuba!
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
danke für deinen tollen Bericht.
Aber ist es nicht Sinnvoll Als Tourist dort hin zu reisen um den Kubanern zu helfen?
Ich meine nicht den korrupten sondern den privaten Leuten.
Ich habe viel gelesen von dass auch die “normalen” Kubaner versuchen jeden Tourist etwas über die Ohren zu ziehen.
Wir überlegen, Ende Mai dort hin zu reisen.
Ist es von der Jahreszeit noch OK?
Wie sieht es aus mit Mücken ?
Kannst du uns vielleicht Tipps geben?
Danke und Gruß
Hallo Andreas,
danke für das Feedback und die interessanten Fragen. Dazu ließe sich ja schon fast ein weiterer “Roman” schreiben.
Zur Sinnfrage einer Kuba-Reise hatte ich im Text ja schon versucht, Denkanstösse zu liefern. Daher nur so viel: Den Kubanern insgesamt hilft man als Tourist ganz sicher nicht, da die Mehrzahl der Menschen davon ja überhaupt nichts hat. Es profitieren doch ausschließlich die Leute vom Tourismus, die auch direkt damit zu tun haben. Ansonsten sorgt dieser wichtige Wirtschaftszweig vor allem dafür, dass sich das menschenverachtende Régime in Kuba an der Macht halten kann …
Thema Wetter: Ende Mai dürfte OK sein, bin aber kein Experte, bitte einfach mal Google bemühen, da gibt es sicher einiges an Infos zur besten Reisezeit und zum Klima in Kuba! Gleiches gilt für die “Mücken-Frage”. Da bin ich selbst ein Ignorant und tauge daher überhaupt nicht als Ratgeber!
Einen schönen Urlaub!
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
Leider muss ich deinem Bericht völlig zustimmen, mehr noch, ich glaube, dass die Situation in Cuba inzwischen noch viel schlimmer ist. Ich war 2018 und 2019 dort und bin aufgrund eines in Wien lebenden Kubaners (der sich, wie beschrieben, letztlich als nicht sehr anständig entpuppte) in einigen netten casas particulares gelandet. Mühsam, aber doch, ist es mir gelungen Kontakt zu einigen jungen Kubanern, Journalisten, die für eine der wenigen unabhängigen Internetmedien (Periodismo del Barrio) arbeite(te)n kennen zu lernen. Durch sie habe ich auch junge Filmemacher, Fotografen und andere Künstler kennengelernt. Mit einigen bin ich nach wie vor in Kontakt und versuche zu helfen, wo ich kann. Leider sind die meisten meiner Freunde inzwischen in den USA, der EU und in anderen lateinamerikanischen Ländern untergeschlupft. Sie alle haben damals sehr über die Lebens- und Arbeitsverhältnisse geklagt, hatten aber keine Absicht, Cuba zu verlassen. Sie wollten etwas verändern. Ständige nächtliche Anrufe, Vorladungen und lange Verhöre bei der Geheimpolizei, Entzug des Reisepasses beim geplanten Abflug auf dem Flughafen und vieles mehr haben sie zermürbt und aus ihrem Land vertrieben. Letztlich will das Regimes sie ja loswerden. Das ist ihnen auch bewusst.
Ich habe damals Interviews gemacht. Soweit es mein dürftiges Spanisch zuließ, habe ich versucht einen gesellschaftlichen Querschnitt zu finden. Die Naivität, das Ausmaß an Gehirnwäsche und die Angst sich politisch zu äußern, sowohl bei gebildeten und weniger gebildeten Menschen, haben mich ein wenig überrascht. Dagegen haben mich die Gespräche mit einigen jungen Leuten, die mir freimütig von ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen erzählten, beeindruckt. Nur Vorsicht bei jenen, die gut Englisch oder andere Sprachen sprechen, egal, was sie einem erzählen, sie sind fast ausnahmslos “believer” und Opportunisten.
Ich war sehr viel zu Fuß, mit dem Autobus und dem Mietauto unterwegs, habe mit den verschiedensten Leuten gesprochen. So konnte ich einen bescheidenen Eindruck von Cuba gewinnen. Wenn auch einen teilweise schönen, so doch ziemlich traurigen.
Was man in jedem Fall tun kann ist: Medikamente (auch kürzlich abgelaufene), gebrauchte Kleidung, Schulsachen (Buntstifte, Hefte, etc), Toiletteartikel, Schokolade, Käse und z B. alte handies oder laptops und dergleichen, möglichst am Land an ganz gewöhnliche Einwohner zu verschenken.
Danke für deine Berichte, gratuliere, sie sind leider glaubwürdig.
Details würden mich sehr interessieren.…
Herzlichst,
Marianna