Guardalavaca ist neben Varadero das Synonym für All-inclusive-Tourismus in Kuba. Für ein exotisches Rundum-sorglos-Paket im karibischen Paradies, zwischen Sandstrand, Palmen und Meer. Mit üppig ausgestatteten Buffets und anderen Dingen, die für die meisten Kubaner jedoch unerreichbar sind. Für die Urlauber dagegen lautet eine der zentralen Fragen: All-inclusive-Aufenthalt in einem der Resorts oder Übernachten in einer Casa Particular?
Die Farben des Meeres an der Playa Guardalavaca variieren zwischen Azur und Türkis. Musikanten spielen die üblichen Balladen mit viel „corazon“ und „amor“, während in Strandnähe erfrischende Mojitos, kaltes Bier und gegrillte Leckereien in den Bars und Restaurants locken.
Zudem werfen einige Kubanerinnen männlichen Gästen verheißungsvolle Blicke zu. Sicher wären sie beleidigt, bezeichnete man sie als Prostituierte,
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Von Holguín nach Guardalavaca
Einige der kubanischen Klischees leben und Guardalavaca liefert bunte Postkartenmotive mit einem entspannten Mix von Leichtigkeit des Seins und karibischer Romantik. Normalerweise meide ich solche touristischen Hotspots, die nichts mit dem wahren Alltag zu tun haben. Die dem Besucher die heile Welt eines Landes vorgaukeln, aus dem tatsächlich Jahr für Jahr viele Kubaner unter Lebensgefahr zu fliehen versuchen. Trotz allem, es ist verführerisch, sich einmal dieser Illusion von kubanischer Unbeschwertheit hinzugeben.
Ein Tagesausflug führt mich mit dem Sammeltaxi von Holguín nach Guardalavaca. Ein Trip, der gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit ist, denn vor 20 Jahren war ich bereits hier und wollte eigentlich nie wieder zurückkehren. Doch nun habe ich Feuer gefangen und werde schon bald erneut vor Ort sein, und dann nicht nur für wenige Stunden. Zunächst jedoch fahre ich am Abend wieder zurück und mogele mich zu diesem Zweck in einen Bus von Transmetro. Für Touristen ist der normalerweise Tabu, er befördert die werktägige Bevölkerung des sozialistischen Inselstaates. Hier also die Leute aus der nahen Provinzhauptstadt Holguín, die in Guardalavaca in der Tourismusindustrie arbeiten. In gelöster Feierabendstimmung hantieren gut gekleidete Menschen mit Smartphones, nicht anders als irgendwo im fernen Europa. Sie gehören zu den Privilegierten, zu denen, die von den Devisen profitieren, die der Tourismus ins Land spült, während viele andere Menschen in Kuba täglich ums Überleben kämpfen.
Heile kubanische Welt?
Blau, rot oder gelb, die entgegenkommenden Oldtimer bilden Farbtupfer auf der Straße, die von Holguín nach Guardalavaca führt. An Verkaufsständen am Wegesrand werden tropische Früchte feilgeboten und manche Bäume stehen so dicht an der Fahrbahn, dass es scheint, sie verneigten sich vor den Besuchern. Eine scheinbar heile Welt, in der ich nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage unterwegs bin, da ich der süßen Versuchung von exotischer Strandidylle nicht widerstehen kann.
Schilder weisen zunächst den Weg zu den Küstenabschnitten mit den besseren Resorts, so heißt es, also wohl auch den teuersten. Zur Playa Pesquero und zur Playa Esmeralda. Schließlich gefolgt von der Playa Guardalavaca, hier finden sich neben den beliebten Hotels Brisas Guardalavaca und Club Amigo Atlantico auch einige Casas Particulares, also private Unterkünfte, die auf All-inclusive-Verweigerer wie mich und warten. Und der eigentliche Ort Guardalavaca ist ebenfalls hier, etwas abseits vom Strand gelegen.
Lob für kubanischen Taxifahrer
Loblieder auf Taxifahrer erklingen selten und das aus gutem Grund. Auf der Hut sein, heißt es fast überall auf der Welt und zuallererst ist der Fahrpreis auszuhandeln, um nicht übervorteilt zu werden. Aber auch hier gilt: Vorsicht vor Verallgemeinerung. So ist von der Fahrt von Holguín nach Guardalavaca durchaus erfreuliches zu berichten. Aus freien Stücken nennt der kubanische Fahrer zunächst einen fairen Fahrpreis, anstatt den Extranjero, wie in Kuba meist üblich, als wandelnde Brieftasche anzusehen. Und darüber hinaus weiß er auch noch eine Herberge zu empfehlen, die sich als echter Glücksgriff erweisen sollte und die man zudem sonst leicht übersehen könnte.
Blau auf weißem Hintergrund, einem Anker ähnlich, das ist das unverwechselbare Kennzeichen für private Pensionen in Kuba, den Casas Particulares. Die ersten Schilder fallen bereits kurz vor Guardalavaca ins Auge und weitere folgen direkt im Ort selbst. Den jedoch lassen wir hinter uns und es zeigt sich, auch etliche hundert Meter hinter Guardalavaca befinden sich noch weitere Herbergen, versteckt hinter einer Kurve. Wo schließlich dann auch die Villa Klara wartet, das Ziel unseres freundlichen Chauffeurs.
Casa Particular in Guardalavaca
Nach dem Aufwachen fällt der Blick auf die stuckverzierte Decke des mit interessanten Details ausgestatteten Raumes. Und falls das noch nicht reicht: Spätestens beim Hinabsteigen zur tiefergelegten Dusche im schwarz-weiß designten Bad stellt sich die Frage, was ein teures Hotelzimmer eigentlich mehr an individuellem Komfort und Gemütlichkeit bieten könnte als diese schicke Privatunterkunft.
Die Villa Karla entpuppt sich als wahres Schmuckstück, professionell geführt und doch mit der heimeligen Atmosphäre einer privaten Unterkunft. Zudem ist der Strand nur 300 m entfernt, was will man mehr?
Kurzer Flirt mit all-inclusive
Trotz alledem, möglicherweise ist es die unmittelbare Nachbarschaft, die neugierig macht, auf einmal spukt der Gedanke an ein Hineinschnuppern in die All-inclusive-Welt im Kopf herum. Was jedoch nicht von langer Dauer ist, denn: Mit betrunkenen Kanadiern teile man sich das Gelände und für die Restaurants sei unbedingt eine frühzeitige Reservierung erforderlich, um nicht stattdessen im unpersönlichen Speisesaal zu landen. Mit Trinkgeld teuer erkaufen müsse man zudem die Freundlichkeit der kubanischen Angestellten.
Eine grobe Sichtung von Bewertungen, die bei der Internet-Recherche ins Auge fallen, lassen den Gedanken vom kurzzeitigen Wechsel an die all-inclusive-Front schnell wieder verfliegen. Zwar gebe ich nicht viel auf derartige Zensierungen, lieber mache ich mir mein eigenes Bild, dennoch habe ich genug gelesen. Eingeholte Preisinformationen tragen zudem ihren Teil dazu bei, den kurzen Flirt mit den Hotels und Resorts von Guardalavaca in der unmittelbaren Nachbarschaft zu beenden.
Stattdessen lautet die Erkenntnis: Auch im All-inclusive-Paradies Guardalavaca lässt es sich fabelhaft auf individuelle Weise aushalten. Nicht nur die Abende im Garten des Restaurants La Uva lassen einen glatt vergessen, dass nur wenige hundert Meter weiter die Schlacht am Buffet tobt.
Am Strand locken Eis und Mojito
Die Zeit vergeht in wunderbarer Nutzlosigkeit bei Eis, Bier und Mojito in der Strandbar El Caney und auch die Pizza de Camarones im Restaurant ein paar Schritte weiter ist eine Versuchung wert.
Hauptsächlich von Einheimischen wird der öffentliche Teil der Playa Guardalavaca besucht und hier gibt es genügend Platz für ein ungestörtes Bad im Meer. Irgendwann geht die Sonne unter, der Himmel färbt sich rötlich und vor der romantischen Strandkulisse kicken junge Kubaner geschickt mit dem Ball, während die meisten Touristen in den Hotels sicher bereits mit Vorbereitungen fürs abendliche Diner beschäftigt sind.
Wenn der Vorhang fällt
Plötzlich ist es vorbei mit heiler Welt und der Traum von karibischer Sorglosigkeit platzt unerwartet. Eine Polizeipatrouille betritt die Bühne und wer eine kubanische Partnerin an seiner Seite hat, muss damit rechnen, dass diese auf direktem Weg zur Polizeistation gebracht wird, möglicherweise landet sie auch in der Provinzhauptstadt Holguín und verbringt die Nacht in einer Gefängniszelle – ohne damit zu rechnen, dass später alles noch schlimmer kommen kann.
Dann zeigt sich, was tatsächlich hinter der Fassade aus karibischer Leichtigkeit steckt. Vorbei ist es mit dem schönen Schein eines Landes, das dem Besucher das trügerische Bild eines Paradieses zeigt. Ein unbarmherziges System offenbart sein wahres Gesicht. Und während sich um die Ecke andere Feriengäste noch an Plastikpalmen, Holzfiguren und bunten Bildern mit dem Konterfei von Che Guevara als “typisch kubanischen” Souvenirs erfreuen, fragt sich der entsetzte Autor zum x‑ten Mal, wie man es überhaupt verantworten kann, als Tourist ein System zu subventionieren, das die Menschen in Mangel und Unfreiheit leben lässt. Oder sie ins Gefängnis sperrt.
Guardalavaca – auf einen Blick
All-inclusive oder Casa Particular in Guardalavaca, die Frage hat sich für mich, trotz zwischenzeitlicher Versuchungen, rasch beantwortet. Wem ebenfalls nach individuellem Strandgenuss ist, der findet im folgenden nützliche Tipps:
Von Holguín nach Guardalavaca
Sammeltaxis fahren in der Nähe des Terminal Dagoberto Sanfield Guillén, in der Avenida XX Aniversario, neben dem Stadion General Calixto García, ab. Als Fahrpreis werden 10–15 CUC aufgerufen, für den kompletten Wagen wohlgemerkt. Sofern es also gelingt, weitere Mitfahrer aufzutreiben, beträgt er bei insgesamt 5 Fahrgästen daher annehmbare 2–3 CUC pro Person.
Casa Particular in Guardalavaca
Villa Karla, Playa Guardalavaca, Top-Casa Particualar (wie auch Visitcuba.de zu berichten weiß) von Señora Yurismarith Tamayo Hernández, Mail: yurismarith@nauta.cu, Tel. +53 52836614. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich weitere Unterkünfte, zum Beispiel die Villa Cayuelo.
Restaurant / Paladar in Guardalavaca
Das Restaurant La Uva befindet sich linkerhand von der Villa Karla, nur wenige Meter entfernt.
Bargeld in Guardalavaca
Die Geschichte des Tourismus in Guardalavaca geht zwar bis in die 1980er Jahre zurück, einen Geldautomaten sucht man aber immer noch vergeblich. Man ist daher gut beraten, sich bereits vor der Anreise, in Holguín etwa, mit Bargeld einzudecken. In einer Geldwechselstube am Club Amigo Atlantico besteht jedoch die Möglichkeit, Geld zu tauschen oder gegen Vorlage von VISA-Card und Ausweis zu erhalten.
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