Rehe im Balekambang Park von Surakarta (Solo).
Allgemein

Momente 2020: Die Bilder des Jahres

Die Bil­der des Jah­res 2020 sind Zeu­gen einer unge­wöhn­li­chen Zeit, den­noch zei­gen sie auch viel Nor­ma­li­tät. Auf­nah­men aus Natur und Kul­tur, Fotos von Men­schen und Tie­ren, alles ist ver­tre­ten. Regio­nal beschränkt sind die Foto­gra­fien auf Süd­ost­asi­en, Schuld ist die Coro­na­kri­se. Ent­stan­den sind mei­ne Bil­der des Jah­res in Malay­sia und Indo­ne­si­en, vor allem aber in Thailand. 

Spek­ta­ku­lä­re Far­ben zu Tages­be­ginn. Im thai­län­di­schen Bade­ort Hua Hin, süd­lich von Bang­kok, wird zei­ti­ges Auf­ste­hen mit ein­drucks­vol­len Sze­nen belohnt. 2020, für mich auch ein Jahr der Son­nen­auf­gän­ge – nicht nur in Hua Hin, auch anders­wo hieß es vie­le Male “raus aus den Federn”, um die frü­hen Momen­te einzufangen.

Sonnenaufgang in Hua Hin
Far­ben des frü­hen Mor­gens: Son­nen­auf­gang in Hua Hin

Das Mädchen (das dort nicht sitzen sollte)

Bang­kok, Anfang Mai. Etli­chen Men­schen in Thai­land geht es schlecht. Die Fol­gen der Coro­na­kri­se haben ihnen die Arbeits­plät­ze genom­men, vie­le haben kein Geld. Das Mäd­chen ist so etwas wie ein Sym­bol für die Situa­ti­on, wenn­gleich sie sicher auch dort säße, wäre alles “nor­mal”.

Bettelndes Mädchen auf der Straße in Bangkok.
Schat­ten­sei­ten: Mäd­chen auf der Stra­ße in Bangkok

Die Welt ist schön, kei­ne Fra­ge, aber nicht alles ist rosa­rot. Wich­tig ist mir, hin und wie­der auch Schat­ten­sei­ten zu zei­gen. Das klei­ne Mäd­chen, das dort nicht sit­zen soll­te in der Tha­non Suk­hum­vit, Bang­koks bekann­ter Stra­ße, ist ein Bei­spiel für die­se “ande­re Seite”.

Regen in Indonesien

Als ich im Febru­ar in Indo­ne­si­en ankom­me, über­rascht mich die Regen­zeit, über kli­ma­ti­sche Beson­der­hei­ten hat­te ich mich zuvor nicht infor­miert. In den vier Wochen mei­nes Auf­ent­hal­tes gibt es viel Nie­der­schlag, die Leu­te vor Ort neh­men es mit beein­dru­cken­der Gelassenheit.

Regen in Jakarta, der Junge genießt es.
Viel Regen in Jakarta

Noch weni­ge Wochen zuvor muss­ten in der Haupt­stadt Jakar­ta und Umge­bung zehn­tau­sen­de Men­schen eva­ku­iert wer­den, hef­ti­ger Mon­sun­re­gen hat­te für Über­schwem­mung gesorgt, es gab meh­re­re Dut­zend Tote. An mir war die­ses Dra­ma kom­plett vor­bei­ge­gan­gen, über­all prä­sent waren statt­des­sen ja eher die schlim­men Busch­brän­de in Australien.

Regen in Jakarta.
Per­so­nen­trans­port in Jakar­ta: Kein Pro­blem bei Regen

Eine wei­te­re Tra­gö­die: Die indo­ne­si­sche Haupt­stadt ver­sinkt all­mäh­lich, um bis zu 25 Zen­ti­me­ter steigt der Mee­res­spie­gel jedes Jahr, unauf­halt­sam geht es der Kata­stro­phe ent­ge­gen. Last but not least, auch dies betrifft das The­ma Was­ser, haben etwa drei Vier­tel der Ein­woh­ner Jakar­tas kei­ner­lei lega­len Zugang zu flie­ßen­dem Was­ser. Umso bemer­kens­wer­ter ist die unglaub­li­che Fröh­lich­keit und Freund­lich­keit der Men­schen, man könn­te glau­ben, es gäbe all die­se Pro­ble­me nicht!

Gute Laune bei Regen: Straßenbauarbeiter in Jakarta.
Arbei­ten am Sonn­tag: Gute Lau­ne im Regen

Fuß­we­ge gibt es nicht im Nor­den Jakar­tas. Unter­wegs zu mei­ner Unter­kunft hal­te ich mich dicht am Stra­ßen­rand, um dem Ver­kehr aus­zu­wei­chen. Eini­ge Arbei­ter kreu­zen mei­nen Weg, sie ver­le­gen Roh­re. Und freu­en sich, als ich schnell ein paar Bil­der von den Män­nern mache. Gute Lau­ne am Sonn­tag­nach­mit­tag im Regen von Jakarta!

Bilder des Jahres: Frau beim Chinesische Neujahrsfest im malaysischen George Town.
Inbrüns­tig beim Chi­ne­si­schen Neu­jahrs­fest in Geor­ge Town

Vor mei­nem Abste­cher nach Indo­ne­si­en hat­te ich das Chi­ne­si­sche Neu­jahrs­fest im malay­si­schen Geor­ge Town besucht. Unmen­gen an Räu­cher­stäb­chen wer­den bei die­ser Ver­an­stal­tung ent­zün­det und in die Ritua­le ein­ge­bun­den, gan­ze 15 Tage dau­ert das Event. Feu­er­werk und Löwen­tanz, Essen im Fami­li­en­kreis und vie­les mehr ist Teil des Pro­gramms. Die alte Frau beim inbrüns­ti­gen Gebet, für mich das Gesicht der Ver­an­stal­tung, einem ers­ten Kul­tur-High­light des Jahres.

Vögel des Jahres

Vie­le Vögel las­sen sich 2020 “ein­fan­gen”, nicht leicht ist daher die Aus­wahl. Eis­vö­gel sind für Bird­wat­cher ein belieb­tes Motiv, 90 Arten gibt es und gleich an meh­re­ren Orten kom­men mir unter­schied­li­che Ver­tre­ter die­ser hüb­schen Piep­mät­ze vor die Kamera.

Braunflügelliest (Brown-winged kingfisher) in Krabi, Südthailand.
Braun­flü­gel­liest in Krabi

In den Man­gro­ven von Kra­bi in Süd­thai­land ist es der Braun­flü­gel­liest, sei­ne leuch­ten­den Far­ben las­sen ihn beson­ders reiz­voll erschei­nen. An den Bie­nen­fres­ser auf dem nächs­ten Bild rob­be ich auf allen vie­ren her­an, wäre das allein nicht schon Grund genug, ihn zum Vogel des Jah­res zu küren? Schau­platz die­ser Sich­tung: ein Golf­platz im thai­län­di­schen Hua Hin, land­schaft­lich reiz­voll direkt an der Küs­te gelegen.

Bienenfresser im thailändischen Hua Hin.
Bie­nen­fres­ser auf Golf­platz in Hua Hin

Die Pro­vinz­haupt­stadt Surat Tha­ni dient den meis­ten Tou­ris­ten als Tor nach Koh Samui. Oder nach Koh Tao oder Koh Phan­gan, wei­te­ren bei Urlau­bern bekann­ten und belieb­ten Inseln. Auf Koh Lam­phu trifft dies ganz sicher nicht zu. Koh Lam­phu ist ein klei­nes Eiland im Tapi (oder auch Tapee), dem Fluss, der durch Surat Tha­ni fließt. Dort spü­re ich einen wei­te­ren Ver­tre­ter aus der Fami­lie der Eis­vö­gel auf, dies­mal einen Halsbandliest.

Halsbandliest, ein Eisvogel, in Surat Thani, Südthailand.
Hals­band­liest, ein wei­te­rer Eis­vo­gel, in Surat Thani

Vegetarisches Festival: Nichts für für Zartbesaitete

Rei­ni­gung von Kör­per und Geist ste­hen im Mit­tel­punkt des Fes­tes der neun Kai­ser­göt­ter, das auch als Vege­ta­ri­an Fes­ti­val bekannt ist. 10 Regeln sind von den Teil­neh­mern zu befol­gen, zum Bei­spiel Ver­zicht auf Alko­hol, Sex und Fleischprodukte.

Vegetarian Festival in Phuket.
Fest der neun Kai­ser­göt­ter, ein irres Spektakel

Das Fest wird von Leu­ten mit chi­ne­si­schen Wur­zeln gefei­ert, in den neun Tagen wer­den in den Stra­ßen von Phu­ket Town Unmen­gen an Knall­kör­pern gezün­det. Ma Song wer­den die Men­schen genannt, deren Kör­per von den Geis­tern der Göt­ter besetzt wer­den. Schmerz füh­len sie (angeb­lich) nicht, wäh­rend sie in Trance Wan­gen oder Zun­gen durch­boh­ren, um ihre Unver­wund­bar­keit zu zei­gen. Der Anblick ist nichts für schwa­che Nerven!

Ma Song beim Vegetarian Festival in Phuket.
Das Vege­ta­ri­an Fes­ti­val ist nichts für schwa­che Nerven

Mög­lich ist das Event nur vor dem Hin­ter­grund, dass man in Thai­land das Coro­na­vi­rus bereits seit Mona­ten in den Griff bekom­men hat, das Tra­gen von Schutz­mas­ken wird den­noch emp­foh­len, die meis­ten Leu­te hal­ten sich auch dar­an. In der letz­ten Nacht geht das Vege­ta­ri­sche Fes­ti­val mit einer letz­ten gro­ßen Para­de und stun­den­lan­gen Deto­na­tio­nen zu Ende.

Vegetarian Festival in Phuket.
Regen am letz­ten Tag des Vege­ta­ri­schen Festivals

Eine rie­si­ge Rauch­wol­ke liegt über dem Zen­trum der Stadt, ich zie­he es dies­mal vor, drin­nen zu blei­ben. Fotos könn­ten das Spek­ta­kel ohne­hin nicht ange­mes­sen wie­der­ge­ben, es bedürf­te eher eines Vide­os und dar­in bin ich nicht geübt. Wahr­schein­lich fän­de ich in dem Qualm nicht ein­mal die rich­ti­gen Knöpfe.

Magische Momente am Thale Noi

Tha­le Noi heißt so viel heißt wie klei­nes Meer, was eine tref­fen­de Bezeich­nung ist. Das Feucht­ge­biet im Süden Thai­lands umfasst rund 460 Qua­drat­ki­lo­me­ter. Mit fast 200 ver­schie­de­nen Arten ist das Are­al ein rie­si­ges Vogel­schutz­ge­biet. Zwi­schen Novem­ber und März machen zusätz­lich noch etli­che Zug­vö­gel Station.

Fischernetze im Sonnenaufgang über dem Thale Noi in Südthailand.
Fischer­net­ze im Tha­le Noi am frü­hen Morgen

Gleich am ers­ten Tag geht es mit dem Boot hin­aus, beein­dru­ckend ist die Mor­gen­stim­mung über dem See zwi­schen den Fischer­net­zen. Sie erin­nern an die Kon­struk­tio­nen in der indi­schen Hafen­stadt Kochi, dort von Kauf­leu­ten vom Hof des Kub­lai Khan im 13. Jahr­hun­dert ein­ge­führt (Lese­emp­feh­lung: Indi­en! Kul­tur, Kli­schees & hei­li­ge Kühe). Viel­leicht haben die ihre Gerät­schaf­ten ja auch nach Süd­thai­land gebracht.

Blitz im thailändischen Ban Thale Noi.
Blitz in Südthailand

Blit­ze zucken am abend­li­chen Him­mel. Bei­na­he wäre mir das Schau­spiel ent­gan­gen, ich bin gera­de mit dem Fahr­rad unter­wegs und muss eilen, um eine halb­wegs ver­nünf­ti­ge Per­spek­ti­ve zu fin­den. Die spek­ta­ku­lärs­ten Sze­nen ver­pas­se ich, wenigs­tens ein­mal gelingt es jedoch, die Ent­la­dung festzuhalten.

Morgenstimmung über dem Thale Noi.
Mor­gen­stim­mung über dem Tha­le Noi

Immer wie­der zieht es mich am frü­hen Mor­gen zum See, lang­wei­lig wird es nicht, denn jedes Mal zei­gen sich ande­re Ein­drü­cke. Tha­le Noi, eigent­lich als Ziel für Vogel­be­ob­ach­tun­gen aus­er­ko­ren, ver­wöhnt mich mit gera­de­zu magi­schen Momenten.

Tierisches 2020

Zu einem Lieb­lings­ort wird auch Prachuap Khi­ri Khan, etwa 300 Kilo­me­ter süd­lich von Bang­kok, und das aus diver­sen Grün­den. Einer davon: Affen, die auf Mili­tär­ge­län­de zu Hau­se sind. Das Betre­ten ist glück­li­cher­wei­se erlaubt, oft besu­che ich die lus­ti­gen Tie­re, die wie klei­ne Geis­ter wir­ken. Die Bril­len­af­fen von Prachuap Khi­ri Khan, die süßes­ten Affen Thailands!

Brillenaffe im thailändischen Prachuap Khiri Khan.
Bril­len­af­fe im thai­län­di­schen Prachuap Khi­ri Khan

Es geht zu schnell, um sofort im Detail mit­zu­be­kom­men, was pas­siert. Auf Ver­dacht hat­te ich den Rei­her anvi­siert – dass der sich gera­de einen Sko­lo­pen­der zum Früh­stück abgreift, sehe ich jedoch erst spä­ter beim Aus­wer­ten des Bild­ma­te­ri­als. Zunächst schnappt der Vogel zu, dann lässt er den Hun­dert­fü­ßer noch ein­mal los, um ihn anschlie­ßend mund­ge­recht wie­der auf­zu­neh­men. Wild­life in Bang­kok, auch das gibt es. Der Rot Fai Park, eigent­lich heißt er Vachi­ra­ben­ja­tas Park, ist mein Lieb­lings­ort in der Haupt­stadt, um Vögel und ande­re Tie­re zu beobachten.

Bangkok, Rot Fai Park: Reiher verspeist Skolopender.
Früh­stück: Der Rei­her lässt es sich schmecken

Wel­cher Thai­land-Urlau­ber käme in Bang­kok auf den Gedan­ken, von hier aus die Sich­tung von Walen in Angriff zu neh­men? Die Metro­po­le lockt schließ­lich mit ganz ande­ren Attrak­tio­nen. Mit Malls und Märk­ten, mit Tem­peln und Paläs­ten, mit Street Food und Rot­licht­vier­teln. Und was Tie­re betrifft, denkt man bei Bang­kok ganz sicher eher an Wara­ne als an Wale.

Brydewal beim Fressvorgang im Golf von Thailand
Bry­de­wal im Golf von Thailand

Für spek­ta­ku­lä­re Sprün­ge aus dem Was­ser sind Bry­de­wa­le nicht bekannt, dafür umso mehr für aus­gie­bi­ges Auf­rei­ßen des Mauls, um Nah­rung auf­zu­neh­men. In der Pro­vinz Samut Sakhon, süd­west­lich von Bang­kok, erle­be ich Ende Sep­tem­ber eine Pre­miè­re, die ers­te Sich­tung von Walen, nach­dem es zuvor mit dem Wha­le Wat­ching auf den Azo­ren nicht geklappt hat­te (Lese­tipp: Wale vor Bang­koks Küs­te: Auf den Spu­ren der Mee­res­gi­gan­ten).

Im Zeichen der Pandemie

Dass das Jahr 2020 weit­ge­hend im Zei­chen der Coro­na-Pan­de­mie steht, ist den bis­her gezeig­ten Auf­nah­men nicht anzu­se­hen. Die Fotos des Jah­res wären jedoch nicht kom­plett, hät­te das The­ma nicht auch Ein­fluss auf die Bild­aus­wahl für die­ses Essay.

COVID-19 in Bangkok: doppelter Schutz mit Maske und Face Shield.
Dop­pel­ter Schutz mit Mas­ke und Face Shield

In Thai­land nimmt man den Kampf gegen die Pan­de­mie mit kon­se­quen­ten Maß­nah­men auf. Das Tra­gen von Schutz­mas­ken erweist sich dabei als ein­fach umzu­set­zen­des und wirk­sa­mes Mit­tel. Ein Mehr­fach­schutz mit Mas­ke und Face Shield ist jedoch eher die Ausnahme.

COVID-19: Check der Körpertemperatur und Desinfektion im Supermarkt in Bangkok.
Check der Kör­per­tem­pe­ra­tur und Des­in­fek­ti­on im Supermarkt

Der Check der Kör­per­tem­pe­ra­tur vor Betre­ten von Geschäf­ten, Bahn­hö­fen und ande­ren Orten wird genau so zur Nor­ma­li­tät wie die Des­in­fek­ti­ons­mit­tel, die über­all zum Ein­satz kom­men. Und natür­lich ist auch “Social Distancing” angesagt.

Social Distancing in Bangkok.
Social Distancing in Bang­koks Shop­ping Mall Iconsiam

Das Vor­ge­hen ins­ge­samt ist erfolg­reich, der Zusam­men­halt inner­halb der Gesell­schaft trägt sei­nen Teil bei. Seit vie­len Mona­ten bereits ist Thai­land virus­frei. Bis es kurz vor Weih­nach­ten zu einem erneu­ten Aus­bruch kommt (Lese­emp­feh­lung: Weih­nach­ten und Coro­na: Bil­der aus Bang­kok). Der wäre ver­meid­bar gewe­sen, zeigt jedoch vor allem, dass es abso­lu­te Sicher­heit vor dem Aus­rol­len der Impf­stof­fe nicht gibt!

Street-Art-Highlights

Nach Street Art hal­te ich über­all Aus­schau, ich mag die­se Form von Kunst im öffent­li­chen Raum. Jedoch han­delt es sich nicht bei allem, was an bun­ten Wer­ken in den Stra­ßen zu fin­den ist, auch um Street Art im eigent­li­chen Sinn, oft wäre urba­ne Kunst die tref­fen­de­re Bezeich­nung. Oder Urban Art, wenn es cool klin­gen soll.

Street Art in Phuket Town
Street Art in Phu­ket Town

Eine jun­ge Frau mit Smart­phone und mit Mas­ke, im Hin­ter­grund das Kunst­werk, ein tra­di­tio­nel­ler Street-Food-Ver­käu­fer, gemalt auf einer Wand, von der die Far­be blät­tert. Kon­tras­te und ein wenig vom Zeit­geist in der Alt­stadt von Phu­ket Town.

Street Art in Bangkok. Meeh Chanome ist der Künstler.
Fei­er­abend unter den Augen von Mari­lyn Monroe

Arbei­te­rin­nen und Arbei­ter machen Fei­er­abend unter den Augen von Mari­lyn Mon­roe, auch hier wird Mas­ke getra­gen. Für das far­bi­ge Werk in einer ansons­ten etwas düs­te­ren Gegend hat der loka­le Künst­ler Meeh Cha­no­me (auf Insta­gram) gesorgt. Bang­kok, auch ein Hot­spot für Urban Art mit ganz unter­schied­li­chen Facet­ten, es lohnt sich, in der thai­län­di­schen Haupt­stadt etwas genau­er hinzuschauen.

Street Art in George Town, Malaysia, von Sasha Korban aus der Ukraine.
Mural von Sasha Korban im malay­si­schen Geor­ge Town

Von wei­tem wirkt es so, als sei das klei­ne Mäd­chen gera­de mit Malen beschäf­tigt. Etwa ein Selbst­por­trät? Einen kur­zen Augen­blick dau­ert es, bis man rea­li­siert, dass die Klei­ne Teil des Kunst­werks ist. Urhe­ber des Murals ist Sasha Korban aus der Ukrai­ne (auf Insta­gram), zu fin­den ist es im malay­si­schen Geor­ge Town, einem wah­ren Street-Art-Hotspot.

Buddha und andere Bilder aus Bangkok

Bang­kok ist mei­ne Home­ba­se wäh­rend des Lock­down, der Moloch wird mir noch ver­trau­ter in die­ser Zeit, auch spä­ter keh­re ich immer wie­der zurück von mei­nen Exkur­sio­nen in ande­re Tei­le Thai­lands. Stets gibt es neu­es zu ent­de­cken – Bang­kok, eine Stadt, die nie lang­wei­lig wird!

Arbeiter und Collage auf dem Pak Khlong Talat, Bangkoks größtem Blumenmarkt.
Fast syn­chron auf dem Blu­men­markt in Bangkok

Der Pak Khlong Talat ist Bang­koks größ­ter Blu­men­markt. Im Mit­tel­punkt eines Street-Art-Pro­jekts ste­hen die Men­schen, die hier arbei­ten, Iden­ti­täts­stif­tung ist das Stich­wort. Und auch für Besu­cher soll das Gelän­de noch inter­es­san­ter gemacht wer­den. Im Außen­be­reich lei­den die Col­la­gen unter Wind und Wet­ter, nach zwei Wochen sind eini­ge Wer­ke lei­der bereits arg ramponiert.

Wat Paknam Bhasicharoen, Bangkok: Buddha-Statue im Bau.
Abend­stim­mung in Bang­kok: Bud­dha im Bau

“Bud­dha under con­s­truc­tion”, die Sta­tue ist 69 Meter hoch und soll­te eigent­lich Mit­te des Jah­res fer­tig­ge­stellt wer­den. Man baut jedoch noch immer, Schuld ist die Coro­na­kri­se, Bud­dha soll nun 2021 fer­tig sein. Wat Pak­nam Bha­sich­aro­en, oder ein­fach nur Wat Pak­nam, ist der Name des Tem­pels, zu dem die rekord­ver­däch­ti­ge Figur gehört.

Regen in Bangkok. Mopedfahrer in Bang Rak.
Kurz vor Ende der Regen­zeit in Bangkok

Es schüt­tet wie aus Kübeln, unglaub­li­che Was­ser­mas­sen kom­men in kür­zes­ter Zeit her­un­ter. Eini­ge Stra­ßen in mei­ner Nach­bar­schaft sind über­flu­tet, die Leu­te neh­men das Hoch­was­ser jedoch mit der für Thai­län­der typi­schen Gelas­sen­heit hin. Eine ängst­lich miau­en­de Kat­ze wird schnell noch von irgend­wo geret­tet und ratz­fatz geht man wie­der zur Tages­ord­nung über. Ein letz­tes Auf­bäu­men der Regen­zeit vor dem eher tro­cke­nen thai­län­di­schen Winter.

Bilder des Jahres: Begegnungen

Span­nend ist es, die Men­schen in ihrem Umfeld zu erle­ben, die­se Begeg­nun­gen sind das “Salz in der Sup­pe” beim Erfor­schen neu­er oder auch bereits bekann­ter Orte. Mit eini­gen die­ser “Ren­dez­vous” wird es lang­sam Zeit, zum Ende der Foto­do­ku­men­ta­ti­on 2020 zu kommen.

Frau auf dem Morgenmarkt in Prachuap Khiri Khan.
Auf dem Mor­gen­markt in Prachuap Khi­ri Khan

Der Mor­gen­markt in Prachuap Khi­ri Khan ist etwas für Früh­auf­ste­her. Auch die älte­re Frau ist dort jeden Tag an ihrem Stand zu fin­den. Gera­de hat es ange­fan­gen zu reg­nen, aber den Genuss ihres mor­gend­li­chen Imbis­ses lässt sie sich ganz offen­sicht­lich nicht vermiesen.

Thale Noi im Süden Thailands: Zwei Fotografen zeigen vollen Einsatz .
Vol­ler Ein­satz: “Foto­gra­fen des Jahres”

Beson­de­ren Ein­satz zei­gen zwei Her­ren im Süden Thai­lands, Schau­platz ist noch ein­mal der Tha­le Noi, das “klei­ne Meer”. Die bei­den Foto­gra­fen ste­hen nicht nur im Was­ser, son­dern auch in der enge­ren Aus­wahl für mei­ne Foto­gra­fen des Jah­res. Lei­der ist über das Ergeb­nis ihrer Bemü­hun­gen nichts bekannt. Ob sich der Auf­wand wohl gelohnt hat?

Auf der Straße in Bangkok: Junge bläst Seifenblasen.
“Hap­py Bud­dy” mit Sei­fen­bla­sen in Bangkok

Sei­fen­bla­sen, hin­ge­bungs­voll pus­tet sie der Jun­ge in die Luft. Irgend­wo in den Stra­ßen von Bang­kok kreu­zen sich unse­re Wege, auch dies eine Begeg­nung, die fest­ge­hal­ten wer­den will.

Traditionelles Kunsthandwerk in Ban Thale Noi: Verarbeitung von Gräsern der Krajood-Pflanze.
Kunst­hand­werk in Ban Tha­le Noi mit Grä­sern der Krajood-Pflanze

Tra­di­tio­nel­les Kunst­hand­werk in Ban Tha­le Noi. Grä­ser der Kra­jood-Pflan­ze wer­den zu Taschen, Kör­ben und Hüten ver­ar­bei­tet. Beim Bum­mel durch den Ort las­sen sich die ein­zel­nen Arbeits­schrit­te ver­fol­gen. Ange­fan­gen mit dem Trock­nen und Wal­zen, bis schließ­lich zum Ver­kauf des fer­ti­gen Pro­dukts in den Geschäften.

Alte Frau beim Pflücken von Blüten am Straßenrand in Hua Hin.
Blü­ten­pflü­cken am Stra­ßen­rand in Hua Hin

Mit dem Fahr­rad bin ich in Hua Hin unter­wegs, ein Behör­den­gang steht an. An der alten Frau am Stra­ßen­rand bin ich eigent­lich schon vor­bei, keh­re schließ­lich doch noch ein­mal um. Für den Moment ist das The­ma Visum-Ver­län­ge­rung ver­ges­sen, zwei Tage vor dem Jah­res­wech­sel ent­steht das jüngs­te Foto die­ser Repor­ta­ge – die ver­mut­lich ältes­te Frau ist das Motiv.

“Corona-Jahr” 2020: Resümee

Hieß es im Vor­jahr Zwi­schen Han­no­ver und Havan­na, von drei Kon­ti­nen­ten stamm­ten die Auf­nah­men, ist die Aus­wahl dies­mal regio­nal begrenzt. Dass die Bil­der den­noch alle­samt in der Fer­ne ent­stan­den, liegt an der Coro­na-Pan­de­mie. Ich bin in Thai­land geblie­ben wäh­rend der Kri­se und es war die rich­ti­ge Ent­schei­dung. Ein Auge habe ich jedoch stets auf die News aus der Hei­mat und es wirkt ver­stö­rend, was von dort zu ver­neh­men ist. Berich­te über Leug­ner und Ver­harm­lo­ser, über soge­nann­te Quer­den­ker und Ver­schwö­rungs­trot­tel machen rat­los, vor allem aber wütend. Eine Min­der­heit aus Ego­is­ten hat die lau­tes­te Stim­me, das ist die Wahr­neh­mung aus der Ferne.

Coronavirus: Mural auf dem Srinagarindra Train Night Market in Bangkok.
Mural auf dem Sri­na­ga­rin­dra Train Night Mar­ket in Bangkok

Ver­ant­wort­li­che Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker zeich­nen sich im Dschun­gel aus Föde­ra­lis­mus und Lob­by­is­mus mehr durch Zögern und Zau­dern aus als durch Kon­se­quenz und Kom­pe­tenz. Wert­vol­le Zeit, um Kon­zep­te zu ent­wi­ckeln, lässt man unge­nutzt ver­strei­chen. Soll­te das Set­zen auf Eigen­ver­ant­wor­tung und Ver­nunft das Kon­zept gewe­sen sein, ist es gran­di­os geschei­tert. Das hoch­ent­wi­ckel­te, rei­che Deutsch­land bekommt es nicht hin, eine ernst­haf­te Kri­se wie die Coro­na-Pan­de­mie gemein­schaft­lich zu bewäl­ti­gen, so lau­tet die ernüch­tern­de Erkennt­nis. Statt dort­hin zu schau­en, wo man bereits Rezep­te ent­wi­ckelt hat und die­se erfolg­reich anwen­det, übt man sich in Ignoranz.

Rehe im Balekambang Park von Surakarta (Solo).
Rehe im indo­ne­si­schen Sura­kar­ta (Solo)

Das vor­letz­te Bild zeigt ein Mural in Bang­kok, das Wand­bild ist für mich ein Sym­bol für Thai­lands erfolg­rei­chen Kampf gegen die Pan­de­mie. Und damit “Coro­na” nicht das Schluss­wort hat, gibt es noch ein aller­letz­tes Foto, die Tie­re zie­ren bereits das Titel­bild. Die Rehe sind zu Hau­se im Bale­kam­bang Park von Sura­kar­ta, in Indo­ne­si­en wird die Stadt meist nur Solo genannt. Ein ver­söhn­li­ches Ende, ein lie­be­vol­ler Moment zum Abschluss mei­ner Bil­der des Jah­res 2020.

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