Jedes Jahr wieder wird es blau in Hanover, wenn die Blüte der Scilla siberica den Lindener Berg mit einem leuchtenden Teppich überzieht. Dann wird gestaunt und gefeiert, die Farbenpracht der eigentlich exotischen Pflanze ist der Anlass. Und der sibirische Blaustern, wie er auf Deutsch genannt wird, hat der Party natürlich auch ihren Namen gegeben: Scilla-Blütenfest. Ende März, Anfang April ist es soweit, je nachdem wie gut es die Frühlingssonne meint.
„Sind sie schon auf?“ fragt ein älterer Herr, als ich das Tor zum Friedhof hinter mir lasse. „Ja, aber etwas mehr geht sicher noch“ entgegne ich, bin mir aber sicher, dass er selbst viel besser weiß, wie es um die Scilla-Blüte bestellt ist. Bestimmt schaut er häufiger hier auf dem Lindener Berg nach dem rechten, so wirkt es zumindest. Während ich selbst das jährliche Ereignis doch regelmäßig verpasse.
Scilla-Blüte auf historischem Friedhof
Dieses Jahr habe ich aufgepasst und mich aufs Fahrrad geschwungen. Es ist Karfreitag und die Sonne hatte sich tagsüber rar gemacht. Aber jetzt, kurz bevor sie hinter dem Deister, Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge, verschwindet, taucht sie den blauen Teppich noch einmal kurz in sanftes Licht. Der Standort, der Lindener Berg, ist mit 89 Metern Hannovers zweithöchste Erhebung. Der historische Friedhof dort war Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt worden.
Sicher hatten die Organisatoren des Scilla-Blütenfests den richtigen Riecher, als sie die diesjährige Festivität auf den 03. April gelegt haben. Aufgrund der Wetterlage zieht sich die Entwicklung der Blütenpracht nämlich noch hin, die Veranstalter von Quartier e.V. berichten auf ihrer Website über den Stand. Auch das Programm des Fests ist dort hinterlegt, neben dem Verein wirken weitere lokale Projekte und Institutionen daran mit.
Reichhaltiges Kulturangebot auf dem Lindener Berg
Der Friedhof inklusive des dortigen Pavillons ist übrigens nicht der einzige Grund, dem Lindener Berg einen Besuch abzustatten. Mit Himmelsbeobachtungen sowie weiteren Veranstaltungen lockt etwa die Sternwarte, den seit 1966 existierenden Jazz-Club kann man getrost als hannoversche Institution bezeichnen und das Mittwochstheater als eines der ältesten Privattheater der Stadt bietet weitere kulturelle Veranstaltungen. Wem nach so viel Kultur nach einer Stärkung ist, dem wird im Lindener Turm zudem mit Speis und Trank geholfen.
In unmittelbarer Nähe zum Friedhof liegt auch die Villa Osmers, benannt nach seinem ersten Bewohner, dem früheren Rektor der Mittelschule am Lindener Berg. Für den war sie im Jahr 1900 entworfen worden. Inzwischen beherbergt das beinahe märchenhaft anmutende Gebäude eine Zahnarztfamilie.
Das Fest am 03. April verpasse ich. Ich bin nicht in Hannover. Aber wenigstens habe ich es nach langer Zeit mal wieder geschafft, das “Blaue Wunder” zu würdigen. Das Scilla-Blütenfest läuft mir ja nicht weg. Auf den sibirischen Blaustern ist schließlich Verlass, alle Jahre wieder. So, wie sicher auch auf den Verein Quartier e.V. als Veranstalter. Zu erwähnen ist noch, dass in Linden gleichzeitig ein verkaufsoffener Sonntag stattfindet.
Es ist nicht auszuschließen, dass es künftig an dieser Stelle weitere Geschichten aus Linden, das erst 1920 nach Hannover eingemeindet wurde, geben wird. An denen mangelt es in des Autors Lieblingsstadtteil nämlich nicht.
Danke für die schöne Beschreibung.
Es ist heuer mein 1. Mal, obwohl ich schon 26 Jahre in Hannover-Linden wohne.
Irgendwie hat es immer nicht gepasst.
Ich freue mich schon darauf und auch auf neue Artikel.
Viele liebe Grüße
Monika Sudholz
Oh, dann wird es ja tatsächlich Zeit, Monika! 😉
Schön, dass ich Dich ein wenig inspirieren konnte … und ganz viel Spaß dann auf dem Lindener Berg! Bei der Première …
Lieben Dank für das nette Feedback und viele Grüße
Wolfgang
Toller Artikel und gerne mehr von Linden (und Hannover) 🙂
Falls dich interessiert wie es am Sonntag auf dem blauen Wunder war, schau gerne mal auf meinem Blog vorbei: http://www.ihmeblau.de
Lieben Gruß, Charlotte
Dankeschön, Charlotte! 😉 Auch für die Inspiration, mehr heimatliches zu berichten … mal schau´n, wann das wieder etwas wird. Denn das setzt ja in jedem Fall meine Anwesenheit in Hannover voraus.
Und klar, gern gucke ich auch bei Dir vorbei!
LG, Wolfgang
Ich kenne das “Blaue Wunder” bisher leider nur von Hörensagen. Die letzten zwei Jahre war immer ein paar Tage zu spät dran und habe nur noch ein paar wenige Scilla Blüten gesehen!
Dann warte ich mal auf 2017 ;).
Schöner Artikel!
Danke! 😉 Dann hoffe ich mal, dass es nächstes Jahr bei Dir klappt.