Pettah ist das pulsierende Herz von Colombo, inoffizielle Hauptstadt Sri Lankas. In den chaotischen Straßen herrscht reges Treiben, eine unverzichtbare Rolle für das reibungslose Funktionieren des geschäftigen Handelsviertels spielen die Natamis. Den Lastenträgern von Colombo ist diese Fotoreportage gewidmet.
Schmuck oder Elektronik, Souvenirs oder Spielzeug, Textilien oder Lebensmittel – es gibt kaum etwas, das man auf dem Pettah Market nicht findet. Das traditionsreiche Handelsviertel von Colombo gleicht einem riesigen Einkaufszentrum mit unzähligen Geschäften und Verkaufsständen, einschließlich eines überdachten Bereichs, in dem frisches Obst und Gemüse angeboten werden.

Gleich bei meinem ersten Besuch lande ich jedoch zielsicher dort, wo am meisten geschuftet wird: bei den Lastenträgern von Colombo, die sie Natamis nennen. Fleißigen Männern, die mit beeindruckender Ausdauer schwere Säcke und volle Kisten schleppen.
Inhalte
Pettah, historisches Handelsviertel von Colombo
Sri Lanka blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück, in der der Handelshafen von Colombo stets eine zentrale Rolle spielte. Bereits vor mehr als 2000 Jahren sollen Schiffe aus Persien, Griechenland und China hier Station gemacht haben, angelockt durch die strategische Lage der Insel an wichtigen Seewegen. Kein Wunder also, dass später europäische Kolonialmächte diesen bedeutenden Knotenpunkt für sich beanspruchten.

Den Anfang machten im frühen 16. Jahrhundert die Portugiesen, die 1505 erstmals auf der Insel landeten und den Hafen von Colombo zu einem Stützpunkt ausbauten. Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie von den Niederländern abgelöst, die ihre Herrschaft ab 1656 festigten und in dieser Zeit das Handelsviertel Pettah in der Nähe des Hafens gründeten. Im Jahr 1796 übernahmen schließlich die Briten die Kontrolle, nachdem sie die Niederländer besiegt hatten, und gliederten das damalige Ceylon in ihr globales Imperium ein, wodurch Colombo zu einem noch wichtigeren Handels- und Verwaltungszentrum aufstieg.

Natamis, die Lastenträger von Colombo
Der Begriff Natami stammt aus der tamilischen Sprache und bedeutet “jemand, der Lasten trägt”. Tamilen bilden die zweitgrößte ethnische Gruppe in Sri Lanka, während die Singhalesen die Bevölkerungsmehrheit darstellen. Die Arbeit eines Natami beruht auf gegenseitigem Vertrauen: Viele Händler als Auftraggeber und ihre Lastenträger kennen sich seit Jahren. Ein Neuling, der als Natami beginnt, übernimmt zunächst einfache Umladetätigkeiten. Erst nachdem er sich im Netzwerk bewährt hat, wird ihm auch der Transport von Waren anvertraut.

Zurück auf dem Pettah Market
Das Gesicht des Mannes neben mir spricht Bände. Auch der Tuk-Tuk-Fahrer beobachtet die Natamis, die ihre schweren Lasten schleppen, während er auf Kundschaft wartet – sichtlich froh über die eigene Berufswahl, die ihm eine bequemere Tätigkeit ermöglicht. Für mich ist es der letzte Tag in Sri Lanka; am Abend werde ich das Land verlassen. Noch einmal bin ich zum Pettah Market zurückgekehrt, um den Lastenträgern von Colombo zuzusehen, wie sie Säcke mit Zwiebeln, Knoblauch, Kartoffeln oder Reis durch die Gegend wuchten oder auf vollbeladenen Karren durch die engen Straßen manövrieren.

Manche Natamis schleppen Kartons durch die Gegend, deren Inhalt für den neugierigen Beobachter oft ein Rätsel bleibt. Außer natürlich, eine Aufschrift wie “Best quality of sprats – product of Thailand” verrät, dass es sich um Fischkonserven aus Thailand handelt. Das Geheimnis ist damit zwar gelüftet, doch es stellen sich neue Fragen. Schließlich blickt Sri Lanka doch selbst auf eine jahrhundertealte Fischereitradition zurück; Generationen von Fischern leben hier vom Meer. Noch vor zwei Tagen konnte ich mich auf dem lebhaften Morgenmarkt in Beruwala davon überzeugen. Angesichts des geschäftigen Treibens dort wäre mir die Notwendigkeit ausländischer Importe nicht in den Sinn gekommen. Thailändischer Fisch auf dem Pettah Market in Colombo – was steckt also dahinter?

Colombo von seiner authentischen Seite
Reisende in Colombo erkunden Tempel und Museen, lassen sich von kulinarischen Köstlichkeiten verführen oder entspannen an den Stränden der nahen Küste. Tuk-Tuk-Touren und Shopping in modernen Einkaufszentren stehen ebenfalls hoch im Kurs. Doch das wahre, unverfälschte Colombo offenbart sich erst auf dem Pettah Market. Weitere bunte Bilder runden diesen Bericht ab und machen abschließend endgültig klar: Es handelt sich vor allem um eine Fotoreportage. Gewidmet den Natamis, die mehr sind als nur Lastenträger, nämlich ein Symbol physischer Stärke und ein lebendiger Teil der Handelsgeschichte Sri Lankas.





Abschließende Hinweise
Weiterführende Quellen und Lesetipps
Wer mehr über den Pettah-Markt und die Natamis erfahren möchte, findet hier einige empfehlenswerte Quellen:
- Discover Colombo: Ein ausführlicher Text über den Pettah-Markt und seine Bedeutung in Colombo. Zum Artikel
- Migrationology – “Pettah Market: Walk Through Colombo’s Most Hectic Shopping District“: Wenig überraschend stehen vor allem Lebensmittel beim Foodblogger Mark Wiens im Fokus. Zum Artikel
- Rapunzel will raus – “Von lebhaften Märkten und prächtigen Kolonialbauten“: Ein Reisebericht, der nicht nur den Pettah-Markt würdigt. Zum Artikel
- Wikipedia – Colombo (Pettah-Markt-Abschnitt): Historischer Überblick über den Pettah-Markt im Kontext Colombos, inklusive Informationen zu Sehenswürdigkeiten wie dem Khan Clock Tower. Zum Artikel
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Hallo Wolfgang
Schöner authentischer Bericht. Danke, das Fernweh ist geweckt.
Mike
Moin Mike, danke fürs Feedback. Freut mich, dass Dir der Bericht gefällt!
Danke für den mal ganz anderen Blick auf Sri Lanka! Spannende Geschichte mit den Natamis. Da wir nicht in Colombo waren, haben wir diesen Markt leider verpasst.
Tja, das kommt davon, wenn man sich die ganze Zeit im Regenwald rumtreibt … 😉