San Felipe ist ein mexikanisches Fischerdorf an der Nordküste von Yucatán, charakteristisch sind die bunt lackierten Häuser. Auf dem Mangroven-Pfad Punta Moreno lassen sich Vögel und andere Tiere beobachten und wer mag, setzt mit dem Boot zum vorgelagerten Strand über. Der Genuss von frischem Fisch oder Meeresfrüchten rundet einen Besuch in San Felipe ab.
Gelegentlich verirrt sich ein Krokodil in die Straßen von San Felipe. Etliche der Reptilien sind in der Gegend beheimatet und vom Wasser in den Ort ist es für sie nur ein Katzensprung, eher also ein Krokodilsprung. Beto ist in San Felipe zu Hause und nur zu gut weiß der Mann, der in Río Lagartos arbeitet, von solchen Begegnungen zu berichten. Einmal entdeckte er einen großen “Gegenstand” mitten auf der Fahrbahn und dachte zunächst, es handele sich um einen Baumstamm. Erst als er näher kam, erkannte er das Krokodil und rief die Polizei herbei. Die sorgte für den Abtransport des gefährlichen Tieres und machte so die Straße wieder passierbar.
Falls ich jemals auf ein Krokodil treffe, solle ich im Zickzack-Kurs Reißaus nehmen, so lautet der Rat, den Beto mir noch mitgibt. Denn damit hätten die Krokodile ein Problem, ihre Stärke liege nämlich vor allem in der blitzschnellen geradlinigen Vorwärtsbewegung.
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Vom Hafen zum Sendero Punta Moreno
Gemächlich geht es im Hafen von San Felipe zu. Fischerboote dümpeln im Wasser und während einige Männer mit Arbeiten an ihren Kähnen beschäftigt sind, sitzen andere einfach nur herum. Am westlichen Ende der Promenade, Malecón genannt, genau wie die berühmte Uferstraße in der kubanischen Hauptstadt, entdecke ich schließlich noch einen Pfad, der ins Mangrovendickicht am Ufer führt. Auf hölzernen Planken werden Besucher auf dem Sendero Punta Morena über das Wasser geleitet. Es versteht sich, dass ich die Gelegenheit beim Schopfe packe und sogleich auf Entdeckungstour gehe – gespannt darauf, was mich in dem Feuchtgebiet erwartet.
Mexiko ist bekannt für seine bunte Tierwelt, nicht nur Krokodile und weitere Reptilien sind hier zu Hause, sondern auch viele Säugetierarten. Außerdem ist das Land ein wahres Vogelparadies mit Hunderten verschiedener Arten.
Tierische Begegnungen auf dem Mangroven-Pfad
Vorsichtig pirsche ich den Naturpfad entlang, um die tierischen Bewohner nicht durch unnötige Geräusche aufzuschrecken. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis ich auf dem Weg vor mir einen ersten Vogel erspähe. Äußerst konzentriert hält ein Gelbgekrönter Nachtreiher Ausschau nach Beute im nahen Wasser.
Ich bleibe zunächst auf Distanz und setze meine kleine Expedition erst fort, als der hübsche Vogel mit den langen Beinen sein Revier in die Mangrovenbäume, einige Meter abseits des hölzernen Pfades, verlagert. Doch schon nach wenigen Schritten halte ich erneut inne, ein kleiner Farbtupfer erregt meine Aufmerksamkeit. Diesmal handelt es sich um einen deutlich kleineren Vogel, der Piepmatz mit dem prägnanten Schnabel und der auffällig-rötlichen Färbung entpuppt sich bei der späteren Recherche als Erzfischer aus der Familie der Eisvögel.
Doch damit nicht genug, auf den kleinen bunten Gesellen folgt noch ein weiterer Reiher. Auch dieses Tier befindet sich, sein aufmerksamer Blick verrät es, ganz offensichtlich auf der Jagd. Nicht einfach gestaltet sich die spätere Bestimmung, schließlich gibt es zig verschiedene Arten und einige ähneln sich sehr. Jedoch sollte es sich hier um einen Dreifarbenreiher handeln, Egretta tricolor lautet der wissenschaftliche Name.
Lärmende Krabben mit großer Schere
Nachdem zuvor lediglich das Zirpen von Grillen zu hören war, wird es zum Schluss plötzlich laut, verantwortlich für die große Geräuschkulisse sind kleine Winkerkrabben. Von Florida über den Golf von Mexiko bis nach Brasilien ist diese Krabbenart verbreitet, auffällig ist die überdimensionale Größe eine ihrer Scheren. Und wenngleich dieses Werkzeug nur halb so gefährlich ist, wie es den Anschein hat, skurril wirkt das mächtige Teil allemal. Auch zum Winken wird es übrigens verwendet, daher also der Name. Und zwar vorzugsweise seitens der Krabbenmännchen, während die Weibchen in den Genuss dieser werbenden Geste kommen. Gut ausgeprägt scheint auch das Sehvermögen der Krabben zu sein. Mit ihren auf Stielen befindlichen Augen nehmen sie mich offenbar bereits von weitem wahr und treten flink die Flucht vor dem Störenfried an – und zwar mit einem geradezu bizarren Geräusch, nämlich einem weithin vernehmbaren Knistern.
Die bunten Häuser von San Felipe
Der Sendero Punta Morena, im Übrigen nur wenige hundert Meter lang, führt mich schließlich wieder in den Ort zurück. Gelegenheit, noch einmal einen Blick auf die bunten Häuser von San Felipe zu werfen, bevor es Zeit wird, einen Imbiss einzunehmen. Viele der Gebäude wurden aus Zedernholz errichtet und der farbige Anstrich dient dem Schutz vor Feuchtigkeit und vor dem Salz des nahen Meeres. Grün oder rot, blau oder auch pink, die farbenfrohen kleinen Häuser mit ihren roten Dächern sind das Markenzeichen des Fischerortes, sie bilden eine fotogene Kulisse.
Hier ein Lächeln, dort ein heiterer Gruß, überall treffe ich auf freundliche Menschen, in den Straßen herrscht eine entspannte Atmosphäre. Und San Felipe wäre natürlich kein richtiger Fischerort, gäbe es in den hiesigen Restaurants nicht auch frischen Fisch oder Meeresfrüchte auf die Gabel. Nur die Lagune Ría Lagartos, nicht zu verwechseln mit dem Nachbarort ähnlichen Namens, trennt die beschauliche Gemeinde mit ihren rund 1800 Einwohnern vom Meer, San Felipe befindet sich an ihrer Mündung.
Restaurantbesuch in San Felipe
Zum Abschluss gibt es eine zünftige Mahlzeit, ein Restaurantbesuch rundet den Besuch in San Felipe ab. “The place to be” ist für mich das Restaurante El Popular Vaselina. Fischfilet in Käsesauce, gefüllt mit Shrimps und das ganze gebacken in Alufolie, ist eine gute Wahl. Das einzige “Problem”: Die Portion erweist sich als zu mächtig, zumal man neben Shrimps noch reichlich Schinken beigegeben hat. Die Rettung kommt jedoch wie gerufen um die Ecke spaziert. Der treue Blick des Vierbeiners wäre jedoch gar nicht vonnöten, ich hätte sowieso geteilt, um der üppigen Fisch-Shrimps-Schinken-Geschichte den Garaus zu machen.
Alsbald ist Aufbruch angesagt, die Abfahrt des Busses zurück nach Río Lagartos rückt näher. Feucht sind die Straßen inzwischen und den Himmel zieren dunkle Wolken, es hat kräftig geregnet in der Zwischenzeit. Die Farben der Häuser scheinen derweil noch intensiver zu leuchten oder liegt das doch eher am mexikanischen Bier, mit dem ich mein Mahl heruntergespült habe? Wie dem auch sei, einige Fotos müssen noch sein, dann heißt es Abschied nehmen von San Felipe, dem charmanten Fischerort. Ohne Strandbesuch, der stand nicht auf meinem Programm. Einige Angebote, mich mit dem Boot überzusetzen, hatte ich freundlich ausgeschlagen. Und, ohne auf ein Krokodil zu treffen, aber das muss ja nun auch nicht sein. Krokodil-Sichtungen sind jedoch ein Thema für Río Lagartos, das ist dann aber eine andere Geschichte.
San Felipe – auf einen Blick
Von Río Lagartos nach San Felipe
Ein Bus fährt täglich um 10:15 Uhr ab Río Lagartos (außerdem um 12:15 Uhr), zurück geht es um 15:30 Uhr ab San Felipe. Wer mit dem eigenen Auto (Mietwagen) unterwegs ist, ist natürlich entsprechend flexibler. Die nächstgrößere Stadt ist übrigens Tizimín.
Restauranttipp für San Felipe
Restaurante El Popular Vaselina (Facebook), Ecke Calle 9 (“Malecón”) / Calle 12
Weitere Hinweise
- Geldautomaten gibt es in San Felipe nicht, es gilt also: Ohne Moos nix los!
- Thema Krokodile: Natürlich ist ein Besuch San Felipes nicht so gefährlich, wie die Überschrift zu diesem Text möglicherweise suggeriert, hier trotzdem eine weiterführende Lektüre zum: Verhalten bei Krokodil-Begegnungen.
Hallo Wolfgang,
durch Zufall bin ich auf deinen interessanten und schön geschriebenen San Felipe-Bericht gestossen. Mal etwas anderes als die Mainstream Yucatan-Runde und genau das, was ich liebe. Ich werde nächsten Monat seit langem mal wieder fünf Wochen Mexiko bereisen, San Felipe wird definitiv eines meiner Ziele sein, ich freue mich schon jetzt darauf.
Que te vaya bien!
Bettina 🍀