Las Coloradas ist ein kleines Fischerdorf in der Nähe von Río Lagartos am Golf von Mexiko. Staubige Pisten führen durch den verschlafenen Ort. Die Highlights: wunderliches “pink water” sowie ein menschenleerer Strand, der irgendwo ins Nirgendwo führt. Viel mehr gibt es dort nicht und trotzdem ist Las Coloradas einer meiner Lieblingsorte auf der Yucatán-Halbinsel. Oder vielleicht gerade deswegen?
Vormittags um viertel nach elf fährt täglich ein Bus von Río Lagartos nach Las Coloradas. Und nachmittags um drei geht es wieder zurück, das ist die einzige Verbindung. Gut drei Stunden stehen so zur Verfügung, um den Ort zu erkunden. Anders funktioniert es nicht, es sei denn, man hat ein Auto und ist unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln.
Unterkünfte gibt es nicht in dem Fischerdorf, so etwas wie eine touristische Infrastruktur ist nicht vorhanden. Über etwa 1.000 Einwohner verfügt der Ort, von denen die meisten mit Fischfang beschäftigt sind oder in der Salzindustrie arbeiten.
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Das Geheimnis der Flamingos
Kurz vor Las Coloradas sind in der Ferne Salzberge zu sehen. Dorthin geht es zunächst, nachdem der Bus uns in der Mitte des Ortes abgesetzt hat. Die Straße, die durch Las Coloradas führt, eine festgewalzte Piste, führt zu den schneeweißen Haufen. Direkt daneben befindet sich eines der künstlich angelegten Salzbecken, dessen Wasser bräunlich schimmert. Doch nur wenige Schritte weiter, im nächsten Teich, ändert sich die Färbung bereits in ein wunderliches Rosa.
Mikroorganismen verleihen dem “pink water” seine Farbe. Über die Nahrungskette werden Carotinoide, also Farbstoffe, weitergegeben, Salinenkrebsen zum Beispiel dienen sie als Futter. Diese wiederum werden von den in der Gegend beheimateten Flamingos verspeist, wodurch die Federn erst ihre außergewöhnliche Farbe erlangen. Verzichteten die Vögel auf derartige Nahrung, ihre Federn blieben weiß.
Weiter geht es, auf die andere Seite des Ortes. Ein kurzer Halt vor einem kleinen Geschäft. Dort gibt es Lebensmittel, Getränke, Backwaren. Und einen separaten Raum, in dem es ungewöhnlich laut ist. Kids sind an Spielautomaten beschäftigt. Offenbar eine große Attraktion in diesem Kaff, in dem es sonst nicht viel gibt.
Auf der Meerseite liegen Fischerboote am Strand und Pelikane haben sich überall niedergelassen. Für die fällt hier immer etwas ab, das wissen die lustigen Vögel mit den markanten Schnäbeln genau.
Unerwartet leckeres Essen
Aber nicht nur Pelikane sind hungrig. Ob es hier wohl irgendwo etwas zu essen gibt? Das wäre klasse, nachdem wir “pink water” auf der einen und den Strand am türkisfarbenen Meer auf der anderen Seite ausgiebig unter die Lupe genommen haben.
Das Restaurant Las Gaviotas ist ein weißes Gebäude, wie oft in Mexiko mit der unverwechselbaren Bier-Reklame an der Außenwand. Ein großer Raum mit Wellblechdach und weißen Plastikmöbeln und wir sind die einzigen Gäste. Später kommen noch einige Männer hinzu, die in den nahegelegenen Salinen arbeiten.
Das gut gekühlte Sol und der frische Fisch mit Knoblauch sind eine großartige Kombination. Was für ein unerwartet leckeres Essen! Der perfekte Abschluss eines Besuchs in Las Coloradas.
Zurück in Las Coloradas
Einige Tage später bin ich wieder vor Ort. Diesmal allein. Michèle, meine Begleiterin beim ersten Mal, war inzwischen weitergereist. Und der Ort hat nichts von seinem Reiz verloren. Erneut heißt es Farben bestaunen, Fotos schießen. Und anschließend natürlich wieder im Las Gaviotas einkehren. Allein das leckere Essen wäre ein Grund gewesen, erneut die Fahrt mit dem Bus anzutreten.
Auf ein letztes Mal
Dann ist in Río Lagartos der letzte Tag für mich angebrochen. Länger als gedacht war ich dort geblieben, zwischen Flamingos und Krokodilen. Eigentlich hatte ich vor, die letzten Stunden hier gemächlich ausklingen zu lassen. Aber als ich auf die Uhr schaue, denke ich mir, den Bus um viertel nach elf, den kriege ich doch noch. Also kurzentschlossen zur Busstation und auf nach Las Coloradas, ein letztes Mal!
Stürmisch ist es diesmal, der Wind bläst den Staub kräftig über die Pisten. Ein Hauch von Wildwest weht durch den Ort, wo sich zwei Hunde über meinen Besuch freuen und sich abwechselnd knuddeln lassen und miteinander herumtollen. Dann lässt sich auch die Sonne blicken und erinnert mich daran, dass ich ja noch weiter wollte. Denn diesmal habe ich auch Badesachen dabei. Der Strand ruft!
Und wieder laufe ich die menschenleere Küste entlang. Den Strand, der sich in der Ferne verläuft. Irgendwo im Nirgendwo. Weiße Schaumkronen treibt der Wind übers Meer, das zuvor so ruhig gewesen war. Und diesmal kommt auch die Badehose zum Einsatz, bevor es anschließend zum letzten Mal ins Las Gaviotas geht. Noch einmal ein leckeres Filete de Pescado al Moho de Ajo. Und dazu kaltes Sol, das versteht sich.
Drei Stunden Aufenthalt, eine gute Zeit, philosophiere ich. Nicht zu kurz, nicht zu lang. Und bestelle noch ein Bier. Durch eine der offenen Türen sehe ich derweil, dass der Bus schon bereitsteht. Wie es wohl wäre, wenn sie hier doch Zimmer vermieten würden? Ich muss mich sputen, mein Bier allmählich austrinken.
Abschied von Las Coloradas
Natürlich ließe es sich hier auch länger aushalten. Länger als besagte drei Stunden. Wie schön wäre es dann, morgens aufzuwachen und den Fischern und Pelikanen zuzusehen. An diesem Fleckchen Erde, das offenbar noch in keinem Reiseführer eine große Rolle spielt. Und selbst von der unsäglichen Tripadvisorisierung bisher verschont geblieben ist.
Ein letzter Schluck vom mexikanischen Bier, dann gehe ich hinüber und steige in den wartenden Bus. So, wie es fast zur Gewohnheit geworden ist. Nur, dass es diesmal keine Rückkehr geben wird. Aber Las Coloradas mit seinen intensiven Farben wird ein schöner Teil meiner Erinnerungen bleiben.
Das Meer, mal grünlich, mal türkisfarben. Das Blau des Himmels. Und vor allem natürlich das wundersame Pink der Salzseen. Es dürfte also kaum verwundern, das abgelegene Fischerdorf ist einer meiner Lieblingsorte auf der Yucatán-Halbinsel. Las Coloradas, das tatsächlich noch ein echter Geheimtipp ist.
Las Coloradas – nicht von dieser Welt?
- Unter dem Hashtag #LasColoradas gibt es bei Instagram weitere Fotos des wundersamen Ortes.
- “Mexico’s sparkling pink lagoon is completely out of this world” heißt es bei huffingtonpost.com, während Tracelbook.de “das ist der wohl schönste See der Welt” titelt. Auch wenn in beiden Fällen die Autoren selbst gar nicht vor Ort waren, die Bilder bei Instagram haben sie offensichtlich beeindruckt.
- Last but not least, weitere Tipps für die Yucatán-Halbinsel finden sich bei aworldkaleidoscope.com.
Hallo Wolfgang,
mit deinem Artikel rufst du eine Sehnsucht in mir wach, nach einem Ort, von dem ich noch nie gehört habe, an dem ich aber jetzt unheimlich gerne wäre… Diese wunderschönen Farben laden zum Träumen ein. Komischerweise erinnern sie mich ein wenig an Portugal. Auch dort gibt es solche Salzbecken, die in allen möglichen Farben schillern.
Liebe Grüße,
Sabine
Hi Sabine,
vielen Dank für das nette Feedback! Und ja, Portugal ist auch schön. Ach was sage ich, Portugal ist überhaupt eines meiner Lieblingsländer … 😉
Liebe Grüße,
Wolfgang
Ein sehr schöner Artikel, der mit tollen Bildern untermalt ist. Da wird richtig das Fernweh geweckt, – Ich kann kann das Meeresrauschen schon fast hören.
Ich glaube, die wenigen Fleckchen auf der Erde, die von Tourismus und Popularität verschont geblieben sind, sind fast mit am schönsten.
Dankeschön! 😉 Ja, solche Orte hinterlassen auch bei mir oft den nachhaltigsten Eindruck …
Hallo Wolfgang,
danke für den schönen Artikel. Für das Verweilen und Genießen. Es sind nicht immer die großen Sehenswürdigkeiten, die die Welt so wunderschön machen.
Liebe Grüße
Steffi
Hallo Steffi,
vielen Dank für das nette Feedback. Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt … 😉 Ja, das mit den sogannnten Sehenswürdigkeiten ist in der Tat so eine Sache! Wer will überhaupt festlegen, was würdig ist, gesehen zu werden (wenn nicht jeder selbst)? 😀
Liebe Grüße
Wolfgang
Ich fahre im Herbst nach México, jetzt habe ich mein 1. Ziel auf der Etappe.
Tolle Beschreibung und tolle Bilder, das muss ich mit meinen eigenen Augen sehen.
Vielleicht hast du noch ein paar Tipps ?
Hallo Jörg, danke für das Feedback! 😉 Ich bin gespannt, ob Du meine Eindrücke wirst nachempfinden können …
Meine Route lautete: Tulum, Valladolid (inkl. Ausflug nach Chichén Itzá), Río Lagartos (mit jeweils mehreren Abstechern nach Las Coloradas und San Felipe), Izamal und Mérida (Start und Ziel jeweils Cancun, wo ich mich nicht aufgehalten habe). Jede Station hatte dabei ihren eigenen Reiz. Die weiteren Berichte dazu wird es auch bald geben, vielleicht mit mehr Inspiration für Dich …
Hallo Wolfgang,
Bin zufällig beim “Las coloradas” googeln auf deinen Artikel gestoßen.
Wirklich traumhaft!
Reisen ist etwas magisches und ein großes Geschenk an sich und seine Seele <3
Viele wunderbare Momente wünsche ich dir!
Verito
Vielen Dank!!! Und warum hast Du danach gegoogelt, Verito? Willst Du nach Las Coloradas? Oder warst Du gar schon dort? 😉
LG, Wolfgang
Hey, mega gut. Der Blogeintrag hat mir sehr bei meiner Reiseplanung geholfen. Wenn man gerade mal da ist, kann man auch gleich Holbox mitnehmen 🙂 Kannst du denn sagen, ob es in Las Coloradas günstige Übernachtungsmöglichkeiten gibt?
Danke, das freut mich zu hören! 😉 Also vor einem Jahr gab es direkt in Las Coloradas keine Unterkünfte … vielleicht hat sich das geändert, vielleicht auch nicht. Aber Río Lagartos ist ja nicht weit und da gibt es eine vernünftige touristische Infrastruktur mit Herbergen und einigen Restaurants!
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für den tollen Artikel! Dein Schreibstil und die Bilder gefallen mir wirklich sehr. Wir waren über Neujahr in Playa del Carmen und haben einen Tagesausflug zu Las Coloradas unternommen. Mit dem Boot ging es zum pinkfarbenen See mit seinen Flamingos. Unterwegs sahen wir Krokodile und auf dem Rückweg gab es dann noch ein Schlammbad – unser Kapitän und Guide meinte, der mineralhaltige Schlamm wäre sehr gut für die Haut.
Ein wirklich toller Ausflug zu einer einzigartigen Sehenswürdigkeit, die viele noch gar nicht kennen. Mexiko ist super 🙂
Hallo Robert,
vielen Dank für das Feedback. Das klingt ja nach einem coolen Erlebnis. Flamingos und Krokodile hatte ich direkt in oder bei Las Coloradas nicht gesehen (was den Eindruck aber nicht getrübt hat), dafür aber in Rio Lagartos, wo ich gewohnt habe. Und ja, ich mag Mexiko auch (und möchte gern, möglichst bald, wieder hin)! 😉
LG, Wolfgang
Hi Robert!
Zwischenzeitlich war ich auch in Las Coloradas. Ein Tagesausflug ist auf jeden Fall zu stemmen und gar nicht so schwierig!
Hin kommt man am besten von Valladolid via Tizimin. Zurück fährt der letzte Bus gen Süden um 15 Uhr ab (Stand März 2017), was ungünstig ist. Aber ein Taxi kostet nicht viel mehr, wenn man zu zweit ist! Waren sechs Euro, sofern ich mich erinnere. Fahrpläne der Busse gibt’s hier: http://www.riolagartosnaturetours.com/bus-schedules.html
Hier kannst du noch ein wenig Input aufsammeln: http://www.allerorts.de/blog/las-coloradas-paradies-in-pink
Beste Grüße aus Nicaragua!
Hallo Wolfgang,
das ist wirklich ein toller Bericht und sehr schöne Fotos. Ich plane im November auch nach Mexiko und nach Las Coloradas zu fahren. Allerdings wollte ich nicht in Rio Lagartos übernachten, sondern einen Tagesausflug von Valladolid nach Las Coloradas machen. Vielleicht kannst du einschätzen ob das zeitlich machbar ist oder zu knapp wird? Hättest du sonst einen Tipp wo man in Rio Lagartos günstig und nett übernachten kann?
Viele Grüße und Danke für deinen tollen Berich,
Maike
Hallo Maike,
danke für das schöne Feedback! Ein Tagesausflug ist grundsätzlich zeitlich möglich, ja, aber aufgrund dessen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nach Coloradas nicht gerade häufig fahren (es sei denn, es har sich daran etwas geändert, was ich nicht glaube…), sicher nur mit Mietwagen sinnvoll. Einen Tipp für eine Unterkunft habe ich leider nicht (mehr). Ich wollte nämlich Anfang des Jahres auch noch einmal nach Rio Lagartos und hatte die Unterkunft angefragt, in der ich schon einmal übernachtet hatte, die haben mir aber einen um 30–40 % höheren Preis genannt, so dass ich von der Fahrt nach Rio Lagartos Abstand genommen habe. Vielleicht bin ich aber im Winter noch einmal dort. Dann würde ich mir vermutlich direkt vor Ort etwas suchen …
LG, Wolfgang
Hallo Wolfgang,
durch Stefanies Link auf ihrem aworldkaleidoscope Blog bin ich auf deinen tollen Blog gestossen. Bei meiner Mexiko-Reise hast du mich auf jeden Fall inspiriert, eine Reise nach Rio Lagartos zu unternehmen und mir Las Coloradas anzuschauen.
Hast du vielleicht einen Tipp, welches Busunternehmen nach Rio Lagartos fährt? Komme aus Valladolid bzw. wohl mit umsteigen in Tizimin.
Vielen Dank!
LG, Annika
Hi Annika,
es freut mich, dass ich Dich inspirieren konnte. 😉
Die Route kenne ich, genau so habe ich es auch gemacht, also erst von Valladolid nach Tizimin und von dort weiter nach Río Lagartos. Aber frag mich bitte nicht nach dem Busunternehmen, daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Das spielt aber auch keine Rolle, im jeweiligen Busbahnhof verkaufen sie Dir schon das richtige Ticket bzw. verweisen Dich an den richtigen Bus.
Wobei es ausgerechnet im kleinen Tizimin so ist, dass Du von der Station, wo Du ankommst, noch ein paar Meter weiter laufen musst, um den korrekten Bahnhof zu erreichen, aber frag dort dann direkt, die schicken Dich schon in die richtige Richtung (es sind, wie gesagt, nur wenige Meter…).
Ich wünsche Dir einen tollen Aufenthalt mit spannenden Erlebnissen! 😉
LG, Wolfgang
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Konnte mir das mit den 2 Bahnhöfen schon mal bei Google Maps angucken.
Mir hat bei der weiteren Recherche noch diese Seite geholfen:
http://www.riolagartosnaturetours.com/bus-schedules.html
Werde schon nicht verloren gehen 😀
Sehr schön, dann bist ja schon mal besser vorbereitet, als ich es war. 😉 Und nein, verloren gehen wirst Du dort bestimmt nicht, es ist nicht soooooo kompliziert, nach Río Lagartos zu gelangen.
Ich werde übrigens demnächst wohl auch noch einmal vor Ort sein, um mir die Gegend anzuschauen … ich mag Yucatán, ist spannend da, es gibt vieles zu entdecken! 😀
Beeindruckend. Für mich geht es demnächst nach Mexiko und ich glaube dieser pinke See kommt auch noch auf meine Liste. Nur der Partner muss noch von seinem Glück erfahren =D Ich war mir nicht sicher ob sich der See lohnt, doch ich denke nach deinem Beitrag – doch der sollte auch bestaunt werden! Ich bin eben ein Fan davon etwas mit eigenen Augen zu sehen, statt es nur auf Bildern zu bewundern. =)
Na dann … nix wie hin! 😀 Viel Spaß, Vivien! 😉
Danke, Wolfgang, für die wunderschöne Kurzreise, die ich an dem heutigen grauen Samstag dank deiner traumhaft schönen Bilder und des Berichts unternehmen konnte.
Auch Las Coloradas wird im nächsten Monat mit auf meiner Bucket-List stehen!!!
Liebe Grüße, Bettina 🍀