"Portugalia Twist" Mural von Francisco Camilo beim Cor de Chelas Festival, Frauenporträt in farbigen Wasserwirbeln
Portugal

Cor de Chelas Festival in Lissabon: Farbexplosion an grauen Mauern

Das Fes­ti­val Cor de Che­las ver­wan­delt ein ver­nach­läs­sig­tes Indus­trie­vier­tel Lis­sa­bons in eine pul­sie­ren­de Frei­luft­ga­le­rie. Inter­na­tio­na­le Künst­ler und loka­le Talen­te gestal­ten Fas­sa­den und Indus­trie­wän­de mit beein­dru­cken­den Murals – eine künst­le­ri­sche Rebel­li­on gegen städ­ti­schen Ver­fall. Zwei­fel­los zählt Che­las zu den Street-Art-Hot­spots der por­tu­gie­si­schen Hauptstadt.

In einem rau­en, oft über­se­he­nen Gewer­be­ge­biet am öst­li­chen Rand Lis­sa­bons fin­det jähr­lich eine bemer­kens­wer­te Umge­stal­tung statt. Das Cor de Che­las Fes­ti­val haucht grau­en Fas­sa­den und ver­las­se­nen Fabrik­wän­den neu­es Leben ein, es ver­wan­delt sie in ein Open-Air-Muse­um zeit­ge­nös­si­scher Kunst. Was im Jahr 2014 als klei­ne Initia­ti­ve loka­ler Künst­ler begann, hat sich zu einem Fix­punkt in Lis­sa­bons viel­fäl­ti­gem Street-Art-Kos­mos ent­wi­ckelt – und zu einem Sym­bol für die Kraft urba­ner Kunst.

Stilisiertes Doppelporträt in Orange und Violett vom Lissabonner Künstler LS (Luís Santos) beim Cor de Chelas Festival
LS (Luís San­tos) reprä­sen­tiert Che­las-Mar­vila seit 1998 mit sei­ner Kunst

Mäch­tig Schub erhält das Fes­ti­val im Jahr 2024 durch den unver­gleich­li­chen Artur Bord­a­lo. Der näm­lich fun­giert als Kura­tor und lädt sei­ne Street-Art-Freun­de dazu ein, den Stadt­teil gemein­sam zu gestal­ten. So ver­wan­deln renom­mier­te Künst­ler wie Vhils, Oku­da, Danie­la Guer­rei­ro, Ricar­do Rome­ro und Kam­pus die Estra­da de Che­las end­gül­tig in eine ein­drucks­vol­le Open-Air-Gale­rie, von Ein­hei­mi­schen lie­be­voll auch als “Bord­a­lo Park” bezeichnet.

Schachmural von Eric Ventker beim Cor de Chelas Festival in Lissabon
“Chess­ma­te” von Eric Vent­ker (Deutsch­land)

Schachzug der Kunst: Eric Ventkers Beitrag

Jähr­lich bringt das Street-Art-Fes­ti­val in Che­las dut­zen­de neu­er Wand­bil­der her­vor. Das aus­drucks­star­ke Mural mit dem Titel “Chess­ma­te” von Eric Vent­ker, Pseud­onym “Eric Ve”, zeigt exem­pla­risch die künst­le­ri­sche Qua­li­tät der Wer­ke. Der Absol­vent der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf lebt und arbei­tet bereits seit 2020 in Por­tu­gal; mit sei­nen figu­ra­ti­ven Wer­ken hat er sich einen Namen in der Sze­ne gemacht. Sein Stil zeich­net sich durch sub­ti­le All­tags­sze­nen und prä­zi­se Detail­ar­beit aus. Schon der Vater, der bekann­te Solin­ger Künst­ler And­re Peer, ist ein Geschich­ten­er­zäh­ler – einer, der mit Far­be und Pin­sel spricht.

Bunte Graffiti-Charaktere in verschiedenen Stilen beim Cor de Chelas Festival in Lissabon
Krea­ti­ve Graf­fi­ti-Viel­falt in Chelas

Ein Viertel im Wandel

Die Estra­da de Che­las, geprägt von Indus­trie­bau­ten und städ­ti­schem Ver­fall, erlebt durch das Fes­ti­val eine krea­ti­ve Wie­der­ge­burt. Wo frü­her Beton und ver­blass­te Fas­sa­den das Stadt­bild domi­nier­ten, blüht heu­te leb­haft kolo­rier­te Street Art. Der por­tu­gie­si­sche Künst­ler Dario Sil­va steu­ert mit einem car­toon­ar­ti­gen Hun­de­mo­tiv einen geziel­ten Kon­trast zur tra­di­tio­nel­len Archi­tek­tur bei. Ein Zusam­men­spiel von Alt und Neu, von Geschich­te und zeit­ge­nös­si­schem Aus­druck, das cha­rak­te­ris­tisch ist für das Vier­tel und das Fes­ti­val selbst.

Straßenszene in Chelas mit Street Art auf historischen Gebäuden, Hundemotiv von Dario Silva
His­to­ri­sche Archi­tek­tur und Street Art in Chelas

Lissabon: Eine Hauptstadt der urbanen Kunst

Das Cor de Che­las Fes­ti­val steht bei­spiel­haft für die außer­ge­wöhn­li­che Bezie­hung der por­tu­gie­si­schen Haupt­stadt zur Street-Art-Kul­tur. Vie­le wei­te­re Pro­jek­te machen Lis­sa­bon zu einer der füh­ren­den Metro­po­len für Street Art in Euro­pa. Zu den bekann­tes­ten Hot­spots urba­ner Kunst zäh­len die his­to­ri­sche Alfa­ma, die leben­di­ge LX Fac­to­ry in Alcân­ta­ra sowie die Open-Air-Gale­rien in Mouraria und Bair­ro Alto. Wei­te­re span­nen­de Orte, schon eher etwas für Insi­der, sind Bair­ro Pad­re Cruz oder das Vier­tel Ajuda.

"Inner Feeling" Mural von Afonsoul beim Cor de Chelas Festival mit Frauenporträt und Vögeln
“Inner Fee­ling” von Afon­soul (Bra­si­li­en)

Im Gegen­satz zu ande­ren Haupt­städ­ten hat Lis­sa­bon eine bemer­kens­wert pro­gres­si­ve Hal­tung gegen­über urba­ner Kunst ent­wi­ckelt. Eine Offen­heit, die auch in Por­tu­gals Nel­ken­re­vo­lu­ti­on von 1974 wur­zelt, als poli­ti­sche Murals zu wich­ti­gen Aus­drucks­for­men demo­kra­ti­scher Frei­heit wur­den. Um das The­ma Frei­heit geht es auch in dem Wand­bild mit dem Titel “Inner Fee­ling”. Es stammt vom bra­si­lia­ni­schen Künst­ler Afon­soul, der eben­falls in Por­tu­gal lebt und arbei­tet. Afon­soul ver­bin­det in sei­nen Arbei­ten oft rea­lis­ti­sche Por­träts mit Ele­men­ten aus der Natur und schafft so einen Dia­log zwi­schen urba­ner Umge­bung und natür­li­chen For­men. Hier die­nen ihm Vögel als Freiheitssymbol.

Bunte Graffiti-Charaktere in verschiedenen Stilen beim Cor de Chelas Festival in Lissabon
Noch ein fan­ta­sie­vol­ler Graf­fi­ti-Cha­rac­ter in Chelas

Die fantastische Formenwelt von Chelas

Im Ver­gleich zu ande­ren Street-Art-Hot­spots in Lis­sa­bon hat Che­las einen ganz spe­zi­el­len Cha­rak­ter: Anders als die tou­ris­tisch belieb­ten Vier­tel wie Cais do Sodré oder die offi­zi­ell geför­der­te “Gale­ria de Arte Urba­na” bewahrt Che­las einen authen­ti­schen, von der Gemein­schaft getra­ge­nen Geist. Gera­de die­se Unab­hän­gig­keit macht das Vier­tel zu einem beson­de­ren Teil der leben­di­gen Street-Art-Sze­ne der Haupt­stadt und unter­schei­det es von den kom­mer­zi­el­le­ren Ansät­zen, die man auch in ande­ren Städ­ten teil­wei­se findet.

Psychedelisches Fantasiewesen auf Rolltor des Künstlerduos GNOMO und RIZO in Chelas
Fan­ta­sie­we­sen der Bra­si­lia­ner Gno­mo und Rizo

Das sur­rea­le Werk auf einem Roll­tor ist eine Gemein­schafts­pro­duk­ti­on. Auch Gno­mo aus Bra­si­li­en, der sich selbst als “Psy­che­de­lic Inde­pen­dent Artist” bezeich­net, arbei­tet heu­te in Lis­sa­bon, wäh­rend sein Part­ner Rizo in sei­ner bra­si­lia­ni­schen Hei­mat­stadt als “Cha­mä­le­on von Flo­rianó­po­lis” bekannt ist. Das Fan­ta­sie­we­sen auf dem Tor zeigt exem­pla­risch, wie in Che­las auch funk­tio­na­le Ele­men­te der Stadt­ar­chi­tek­tur zur künst­le­ri­schen Lein­wand umfunk­tio­niert werden.

Blaues monochromes Frauenporträt vom Colectivo Explicit Citizens in Chelas, Lissabon
Mono­chro­mes Por­trät des Künst­ler­du­os Expli­cit Citizens

Kunst als sozialer Katalysator

Inter­na­tio­na­le Künst­ler und loka­le Talen­te – Cor de Che­las schafft eine ein­zig­ar­ti­ge Platt­form für pro­duk­ti­ven Aus­tausch. Die Geschich­te des Vier­tels, von sei­ner indus­tri­el­len Ver­gan­gen­heit bis zu gegen­wär­ti­gen sozia­len Her­aus­for­de­run­gen, spie­gelt sich in man­chen der ent­ste­hen­den Kunst­wer­ken wider. Etwa bei dem mono­chro­men Mural des Colec­tivo “Expli­cit Citi­zens”, einem Künst­ler­duo, bestehend aus den por­tu­gie­si­schen Freun­den João und David. Seit der Grün­dung im Jahr 2017 haben die bei­den einen cha­rak­te­ris­ti­schen Stil ent­wi­ckelt, der figu­ra­ti­ve und abs­trak­te Male­rei ver­bin­det. In ihren Wer­ken por­trä­tie­ren sie Men­schen in ihrem All­tag sowie deren Her­kunft, Wer­te und Tra­di­tio­nen – ein Ansatz, der sich per­fekt mit der Mis­si­on des Street-Art-Fes­ti­vals in Che­las deckt.

Violette Cartoon-Figur als Graffiti auf Wohngebäude im Chelas-Viertel
Car­toon-Cha­rak­ter als urba­ne Intervention

Die vielen Gesichter des Festivals

Auf­fäl­lig in Che­las sind die Kon­tras­te zwi­schen den ver­schie­de­nen Street-Art-Sti­len. Wäh­rend eini­ge Künst­ler auf aus­ge­feil­te Murals set­zen, nut­zen ande­re die Spon­ta­nei­tät und Direkt­heit tra­di­tio­nel­ler Graf­fi­ti Styl­es. Der blau-vio­let­te Tier­kopf mit mar­kan­ten Zäh­nen, der an einem der Gebäu­de prangt, ist ein Bei­spiel für einen typi­schen car­toon-arti­gen Cha­rak­ter. Das Werk ver­kör­pert den ursprüng­li­chen, rebel­li­schen Geist von Graf­fi­ti; die bun­te Gestal­tung des Hau­ses zeigt gleich­zei­tig, wie umfas­send das Vier­tel durch das Fes­ti­val ver­än­dert wird.

Bunte maskierte Figur von Künstler Enivo beim Cor de Chelas Street-Art-Festival
Far­ben­präch­ti­ge Mas­ken­fi­gur von Enivo

Von rea­lis­ti­schen Por­träts bis zu abs­trak­ten oder stark sti­li­sier­ten Dar­stel­lun­gen – Cor de Che­las bie­tet Raum für die unter­schied­lichs­ten Aus­drucks­for­men. Der Künst­ler Eni­vo kom­bi­niert in sei­nem Werk leuch­ten­de Far­ben mit afri­ka­nisch inspi­rier­ten Mus­tern und Sym­bo­len, es ent­steht eine far­ben­präch­ti­ge, mas­ken­tra­gen­de Figur – ein wei­te­res Bei­spiel für die the­ma­ti­sche und sti­lis­ti­sche Viel­falt der Kunst­wer­ke in Che­las. Es ist nicht das ein­zi­ge Werk, das Eni­vo bei­steu­ert, was im Fol­gen­den bereits deut­lich wird.

Farbenfrohes Mural mit maskierter Figur und Krone von Enivo beim Cor de Chelas Festival
Wei­te­re Figur von Eni­vo auf rosa­far­be­nem Grund

Dialog mit der Geschichte

Eini­ge der beein­dru­ckends­ten Wer­ke in Che­las set­zen sich mit der Geschich­te und der kol­lek­ti­ven Erin­ne­rung aus­ein­an­der. Sie schaf­fen visu­el­le Brü­cken zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart. Ricar­do Rome­ro begann 1994, sich die Tech­ni­ken der Wand­ma­le­rei zu erschlie­ßen. Seit­dem hat sich der Auto­di­dakt neben sei­ner eige­nen künst­le­ri­schen Pra­xis einen Namen als Kura­tor und Grün­der zahl­rei­cher Pro­jek­te gemacht, dar­un­ter etli­che renom­mier­te Street-Art-Fes­ti­vals in ver­schie­de­nen Städ­ten Portugals.

Schwarz-Weiß-Mural von Ricardo Romero, historische Kinder im Nonnengewand beim Cor de Chelas Festival
His­to­ri­sches Schwarz-Weiß-Mural von Ricar­do Romero

Sein Schwarz-Weiß-Mural repro­du­ziert ein his­to­ri­sches Foto des US-ame­ri­ka­ni­schen Foto­gra­fen Lewis Hine aus dem Jahr 1918, das die Arbeit des Roten Kreu­zes doku­men­tiert. Rome­ros Resü­mee: “Es ist erschre­ckend zu sehen, wie sich Geschich­te nach mehr als 100 Jah­ren wie­der­holt. Nach wie vor wer­den Regio­nen mit Krieg über­zo­gen, der Flücht­lin­ge her­vor­bringt – Men­schen, die nir­gend­wo einen Platz finden.”

Bunte Graffiti-Charaktere in verschiedenen Stilen beim Cor de Chelas Festival in Lissabon
Bund und frech: Graf­fi­ti-Viel­falt in Chelas

Fauna und Fantasie

Tier­mo­ti­ve spie­len eine wich­ti­ge Rol­le in der visu­el­len Spra­che des Fes­ti­vals. Das Mural “Cher­ry Mou­se” stammt vom por­tu­gie­si­schen Street-Art-Künst­ler Bord­a­lo II, des­sen bür­ger­li­cher Name Artur Bord­a­lo lau­tet. Bord­a­lo, sei­ne Rol­le als Kura­tor des Fes­ti­vals wur­de bereits ange­spro­chen, hat inter­na­tio­na­le Aner­ken­nung für sei­ne cha­rak­te­ris­ti­schen “Trash Ani­mals” erlangt – groß­for­ma­ti­ge Tier­skulp­tu­ren, die er aus Müll und Abfall­ma­te­ria­li­en erschafft. Sei­ne Kunst ver­bin­det umwelt­po­li­ti­schen Akti­vis­mus mit Street Art, indem er genau die Mate­ria­li­en ver­wen­det, die die Umwelt ver­schmut­zen und Tie­re bedrohen.

"Cherry Mouse" Mural von Bordalo II aus recycelten Materialien beim Cor de Chelas Festival
“Cher­ry Mou­se” von Bord­a­lo II (Por­tu­gal)

Künstlerische Kollaborationen

Ein High­light des Fes­ti­vals sind die krea­ti­ven Gemein­schafts­pro­jek­te, bei denen durch die Kom­bi­na­ti­on unter­schied­li­cher Sti­le ganz neue Bild­spra­chen ent­ste­hen. Ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel dafür ist die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Bord­a­lo II und dem eben­falls inter­na­tio­nal renom­mier­ten por­tu­gie­si­schen Künst­ler Alex­and­re Far­to, bes­ser bekannt als Vhils. Die­se Kol­la­bo­ra­ti­on ver­bin­det zwei völ­lig unter­schied­li­che Tech­ni­ken: Vhils schafft sei­ne Kunst­wer­ke, indem er Mate­ri­al von der Wand ent­fernt – er mei­ßelt oder fräst und manch­mal sprengt er sogar, getreu sei­nem Mot­to “Ich zer­stö­re, um etwas zu kre­ieren”. Bord­a­lo II hin­ge­gen baut sei­ne Kunst durch das Hin­zu­fü­gen und Zusam­men­set­zen ver­schie­de­ner Mate­ria­li­en auf.

Kooperatives Affenporträt von Bordalo II und Vhils beim Cor de Chelas Festival, gravierte und assemblierte Technik
Bord­a­lo II & Vhils: Künst­le­ri­sche Kollaboration

Beson­ders inter­es­sant: Die Motiv­wahl ist kei­nes­wegs zufäl­lig. Das Mural wur­de als Hom­mage an Charles Dar­wins Evo­lu­ti­ons­theo­rie kon­zi­piert und soll auf die Pro­ble­ma­tik der Umwelt­zer­stö­rung durch mensch­li­ches Han­deln auf­merk­sam machen. Die lin­ke, von Vhils gestal­te­te Sei­te zeigt ein Por­trät von Dar­win selbst, das mit­tels Schicht­ab­tra­gung der Wand­ober­flä­che frei­ge­legt wur­de. Die rech­te Sei­te, gestal­tet von Bord­a­lo II, zeigt einen Affen, dar­ge­stellt mit sei­ner cha­rak­te­ris­ti­schen Tech­nik der Ver­wen­dung von Abfall­ma­te­ria­li­en. Das Neben­ein­an­der die­ser gegen­sätz­li­chen Ansät­ze – Weg­neh­men ver­sus Hin­zu­fü­gen, Mensch ver­sus Tier, Theo­rie ver­sus Rea­li­tät – erzeugt ein span­nen­des Kunst­werk, das nicht nur die Band­brei­te zeit­ge­nös­si­scher Street Art zeigt, son­dern auch eine tief­grün­di­ge Bot­schaft über unse­re Bezie­hung zur Natur und die evo­lu­tio­nä­re Ver­ant­wor­tung übermittelt.

"O Quarto Azul" von Daniela Guerreiro beim Cor de Chelas Festival, Spiegel- und Aktmotive
“O Quar­to Azul” (Das blaue Zim­mer) von Danie­la Guerreiro

Die kaleidoskopische Welt von Cor de Chelas

Die sti­lis­ti­sche Viel­falt des Cor de Che­las Fes­ti­vals ist enorm und reicht weit über groß­for­ma­ti­ge Murals hin­aus. Die Band­brei­te an Styl­es und Tech­ni­ken reicht von Comic-Ästhe­tik bis zu sur­rea­len Fan­ta­sie­wel­ten, Ergeb­nis ist eine far­ben­präch­ti­ge Samm­lung von Cha­rak­te­ren, sie reprä­sen­tie­ren die leben­di­ge Graf­fi­ti-Kul­tur, die in Che­las neben detail­ge­treu aus­ge­ar­bei­te­ten Murals gedeiht. Auch spon­ta­ne­re, spie­le­ri­sche und expe­ri­men­tel­le Aus­drucks­for­men haben ihren Platz in der künst­le­ri­schen Spra­che des Viertels.

Bunte Graffiti-Charaktere in verschiedenen Stilen beim Cor de Chelas Festival in Lissabon
Wei­te­res Bei­spiel für die Graf­fi­ti-Viel­falt in Chelas

Praktische Hinweise für Besucher

Die Estra­da de Che­las ist ein loh­nen­des Ziel für alle, die urba­ne Kunst in einem authen­ti­schen Umfeld erle­ben möch­ten. Am bes­ten lässt sich die Gegend zu Fuß erkun­den; ein Besuch ist außer­dem gut mit einer Tour durch ande­re krea­ti­ve Vier­tel wie Mar­vila zu ver­bin­den, wo sich hand­werk­li­che Braue­rei­en und Gale­rien ange­sie­delt haben.

Fotorealistisches Porträt von Mr Garpear (Alexander Garcia) beim Cor de Chelas Festival in Lissabon
Foto­rea­lis­mus von Alex­an­der Gar­cia (Mr Garpear)

Ich selbst habe den Feh­ler gemacht, von der Metro-Sta­ti­on Che­las zu star­ten und gelernt, dass sich in der dor­ti­gen Umge­bung ein neue­rer Teil des Vier­tels befin­det. Der älte­re Teil inklu­si­ve Gewer­be­ge­biet und Estra­da de Che­las hin­ge­gen ist noch ein paar Kilo­me­ter ent­fernt. Kon­kre­te Infor­ma­tio­nen zur Anrei­se, um ein sol­ches Miss­ver­ständ­nis zu ver­mei­den, fin­den sich im abschlie­ßen­den Info-Teil.

Buntes Gesicht auf Rolltor von OzeArv beim Cor de Chelas Festival, leuchtende Farben
Farb­ex­plo­si­on von Oze­Arv (Lis­sa­bon)

Fazit: Eine Entdeckung für Liebhaber urbaner Kunst

Das Cor de Che­las Fes­ti­val zeigt ein­drucks­voll, wie Street Art einen gan­zen Stadt­teil ver­än­dern kann. Als wich­ti­ger Teil der bun­ten und leben­di­gen Kunst­sze­ne Lis­sa­bons steht es für Unab­hän­gig­keit und Krea­ti­vi­tät – Merk­ma­le, die die Stadt zu einem Anzie­hungs­punkt für Street-Art-Fans aus der gan­zen Welt machen.

"Half Tiger" Mural von Bordalo II, aus recycelten Materialien, beim Cor de Chelas Festival
“Half Tiger” – ein wei­te­res “Trash Ani­mal” von Bord­a­lo II

Für Besu­cher, die das krea­ti­ve Lis­sa­bon jen­seits der bekann­ten Tou­ris­ten­at­trak­tio­nen erle­ben möch­ten, ist die­se bun­te urba­ne Lein­wand ein ech­ter Geheim­tipp. Hier wird Kunst nicht nur betrach­tet, son­dern gelebt. Che­las gehört daher unbe­dingt auf die Lis­te aller Ent­de­cker, die Lis­sa­bons Street-Art-Land­schaft erkun­den wol­len. Es ist ein cha­rak­te­ris­ti­scher und authen­ti­scher Ort in einer Stadt, die sich längst eta­bliert hat als eine von Euro­pas Haupt­städ­ten für urba­ne Kunst.

Abschließende Hinweise

Tipps und weiterführende Quellen

Wer das Cor de Che­las Fes­ti­val und Lis­sa­bons Street-Art-Sze­ne erkun­den möch­te: Beson­ders inter­es­sant ist ein Besuch sicher wäh­rend des jähr­li­chen Events, das typi­scher­wei­se im Spät­som­mer statt­fin­det. Die per­ma­nen­ten Kunst­wer­ke kön­nen jedoch das gan­ze Jahr über besich­tigt wer­den. Mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln ist das Vier­tel gut erreich­bar, ein sinn­vol­ler Start­punkt wäre die Hal­te­stel­le Xab­re­gas (für die Rück­fahrt von dort zum zen­tra­len Cais do Sodré habe ich die Bus­li­nie 728 gewählt, was natür­lich auch umge­kehrt funktioniert).

Für mehr Infor­ma­tio­nen über das Fes­ti­val und aktu­el­le Ent­wick­lun­gen emp­feh­le ich den Insta­gram-Account des Cor de Che­las Fes­ti­vals, wo neue Wer­ke und Künst­ler vor­ge­stellt wer­den. Kura­tor Bord­a­lo II teilt auf sei­nem Insta­gram-Pro­fil Ein­bli­cke in sei­ne Arbeit und das Festival.

Die offi­zi­el­le Tou­ris­mus­sei­te Lis­sa­bons bie­tet all­ge­mei­ne Infor­ma­tio­nen zur Stadt, wäh­rend die Gale­ria de Arte Urba­na (GAU) über die städ­ti­schen Street-Art-Initia­ti­ven infor­miert. Under­dogs, mit­be­grün­det von Alex­and­re Far­to (Vhils), ist eine bedeu­ten­de Platt­form für urba­ne Kunst in Lis­sa­bon, unter ande­rem mit Gale­rie-Aus­stel­lun­gen und öffent­li­chen Kunstprojekten.

Tipp: Ein Besuch in Che­las lässt sich gut mit einem Abste­cher ins benach­bar­te Vier­tel Mar­vila kom­bi­nie­ren, wo wei­te­re Street-Art-Wer­ke zu ent­de­cken sind. Zudem wur­den dort Lager­häu­ser in kul­tu­rel­le Pro­jek­te und gas­tro­no­mi­sche Ein­rich­tun­gen umgewandelt.

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Autor, Reisereporter und Reiseblogger. Nachdem man ihn dazu gebracht hat, seine vorherige berufliche Karriere zu beenden (um das böse Wort Mobbing zu vermeiden), treibt ihn die Neugier hinaus in die Welt und er erzählt Geschichten von unterwegs.

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