Die Victoriafälle in Sambia sind nicht nur wegen ihres spektakulären Wasserschauspiels ein lohnendes Reiseziel. Mit über 300 verschiedenen Vogelarten ist die Region auch ein wahres Eldorado für Vogelbeobachter. Bei mehreren Besuchen über fast ein Jahrzehnt hinweg habe ich gefiederte Schönheiten vom Trompeterhornvogel bis zum Halsband-Nektarvogel entdeckt – inmitten eines der beeindruckendsten Naturwunder Afrikas.
Mosi-oa-Tunya – donnernder Rauch – so nennen die Einheimischen die Victoriafälle. Eine treffende Bezeichnung für die gewaltigen Wassermassen des Sambesi, die sich mehr als einhundert Meter in die Tiefe stürzen und dabei einen dichten Sprühnebel erzeugen, der kilometerweit zu sehen ist. Die meisten Besucher haben nur die beeindruckenden Wasserfälle im Blick, doch es verbirgt sich hier auch ein wahres Paradies für Vogelliebhaber, das ich bei meinen Besuchen erkunde.

Inhalte
- 1 Erste Begegnung mit dem “donnernden Rauch”
- 2 Morgendliches Vogelkonzert am Wasserfall
- 3 Klimawandel und Vogelvielfalt
- 4 Weitere Vogelbeobachtungen bei den Victoriafällen
- 5 Wetterextreme und Artenvielfalt
- 6 Die Tierwelt der Victoriafälle: Mehr als nur Vögel
- 7 Vogelparadiese rund um die Victoriafälle
- 8 Beste Reisezeit für Vogelbeobachter
- 9 Abschließende Hinweise
Erste Begegnung mit dem “donnernden Rauch”
Beim ersten Besuch an den Victoriafällen vor beinahe zehn Jahren stehen jedoch zunächst noch die gewaltigen Wassermassen im Fokus. Der schottische Missionar und Afrikaforscher David Livingstone hat die Victoria Falls im Jahr 1855 entdeckt und sie nach seiner britischen Königin benannt. Ob Queen Victoria das nach ihr benannte Spektakel jemals selbst zu Gesicht bekommen hat? Für mich liegt es quasi auf der Strecke, bevor es weiter Richtung Botswana geht.

Mehrere Wege führen zu diversen Aussichtspunkten und zeigen das Naturwunder in immer neuen Perspektiven. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, den breitesten Wasserfall der Welt von irgendeiner Stelle in seinem ganzen Ausmaß zu erfassen. Ein Pfad führt durch einen kleinen Regenwald – die fruchtbare Nähe zu den Wassermassen macht es möglich – hinunter bis zum Boiling Pot am Fuß der Victoriafälle. Während oben, also da, wo es am feuchtesten ist, Regenmäntel entliehen werden können. Damals ahne ich noch nicht, dass ich in diesem einzigartigen Ökosystem neben den Wasserfällen später auch noch seine reiche Vogelwelt intensiv erkunden würde.

Morgendliches Vogelkonzert am Wasserfall
Sieben Jahre sollte es dauern, bis ich zu den Victoriafällen zurückkehre. Diesmal mit geschärften Sinnen für die gefiederten Bewohner der Region. Bereits gegen 7 Uhr morgens bin ich vor Ort, lange bevor die meisten Touristen eintreffen und die Helikopter ihre Rundflüge beginnen. Für Fans des Birdwatching in Sambia bieten diese frühen Morgenstunden eine ideale Gelegenheit, die Vögel in ihrer aktivsten Phase zu erleben.

Unüberhörbar ist der “donnernde Rauch”, als ich mich dem Weltnaturerbe nähere, die Wasserfälle machen ihrem Namen alle Ehre. Doch zunächst werde ich vom morgendlichen Vogelgezwitscher abgelenkt, das sich mit der mächtigen Geräuschkulisse mischt. Im Gegensatz zu den Piepmätzen fliegt mir der Wasserfall schließlich nicht davon! Ich entdecke zunächst einen Gelbbauchbülbül (Chlorocichla flaviventris) – einen mittelgroßen Vogel mit olivgrünem Gefieder und charakteristischem gelben Bauch.

Klimawandel und Vogelvielfalt
Im April 2024 steht mein dritter Besuch der Victoriafälle unter dem Eindruck des Klimawandels. Was zwar immer noch nach viel Wasser aussieht, ist tatsächlich deutlich weniger als normal zum Ende der Regenzeit, wenn die Wassermassen eigentlich am größten sein sollten. Der Vergleich mit eigenen Bildern von vor acht Jahren ist erschreckend – damals war noch eine dichte Wasserwand zu sehen, gespeist vom mächtigen Sambesi!

Bereits bei meiner Ankunft in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, hatte Taxifahrer Max traurig auf die Felder am Straßenrand gezeigt und die vertrocknete Ernte beklagt. Viel zu früh sei die Regenzeit in diesem Jahr zu Ende gegangen.

Trotz besorgniserregender Umweltveränderungen bietet der Besuch erneut hervorragende Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung. Zu den Highlights zählen:
- Der Schwarzmantel-Schneeballwürger (Laniarius atrococcineus), als Jungvogel noch nicht mit dem auffälligen schwarz-roten Gefieder ausgestattet
- Ein majestätischer Trompeterhornvogel (Bycanistes bucinator), dessen lauter, trompetender Ruf seinem Namen alle Ehre macht
- Der imposante Riesenfischer (Megaceryle maxima), einer der größten Eisvögel Afrikas, der geduldig über dem Wasser wacht
- Der unauffällige Laubbülbül (Phyllastrephus terrestris), der geschickt durch das Unterholz huscht und dort nach Insekten sucht
- Ein flinker Weißbrauenrötel (Cossypha heuglini), dessen melodischer Gesang durch die Vegetation dringt

Weitere Vogelbeobachtungen bei den Victoriafällen
Im Oktober 2024 unternehme ich abermals die lange Busfahrt von Lusaka nach Livingstone, natürlich auch um weitere Vogelarten an den Victoriafällen aufzuspüren. Diesmal finde ich neben anderen Spezies den Braunbürzelamarant (Lagonosticta nitidula) und den Graukopfwürger (Malaconotus blanchoti). Dazu einige “alte Bekannte”, auch ein Trompeterhornvogel kreuzt erneut meinen Weg – ein majestätischer Anblick mit seinem charakteristischen Flugbild.

Wetterextreme und Artenvielfalt
Auch mein jüngster Besuch im März 2025 offenbart die zunehmenden Wetterextreme in der Region. Eigentlich ist noch Regenzeit in Sambia, die dauert normalerweise bis in den April hinein. Doch bis auf ein paar Tropfen ist davon nichts mehr zu spüren. Noch vor kurzem hatte es schwere Verwüstungen gegeben – heftige Niederschläge hatten Hochwasser und verseuchte Trinkwasserquellen mit sich gebracht. Der Klimawandel beschert Sambia dramatische Schwankungen zwischen verheerender Dürre und zerstörerischen Überschwemmungen.

Trotz dieser herausfordernden Bedingungen kann ich auch bei diesem Besuch erneut spannende Vögel beobachten, etwa den eleganten Weißflankenschnäpper (Batis molitor) oder den farbenprächtigen Halsband-Nektarvogel (Hedydipna collaris) – noch bewahrt sich die Natur also auch unter widrigen Umständen ihre Widerstandsfähigkeit. Besonders interessant beim Weißflankenschnäpper ist der deutliche Unterschied zwischen Männchen und Weibchen – während das Männchen ein schwarzes Brustband trägt, schmückt das Weibchen ein rostbraunes. Der Halsband-Nektarvogel hingegen besticht durch seine metallisch glänzenden Kopffedern und die leuchtend gelbe Unterseite – ein auffälliger Farbtupfer in der Vegetation rund um die Wasserfälle.

Die Tierwelt der Victoriafälle: Mehr als nur Vögel
Neben der faszinierenden Vogelwelt beherbergt das Gebiet um die Victoriafälle auch andere bemerkenswerte Tierarten. Oft begegnen mir Paviane, die sich ganz in der Nähe der Touristenpfade aufhalten. Bei genauem Hinsehen lassen sich auch kleinere Reptilien wie der Streifenskink (Trachylepis striata) entdecken, der flink über die sonnenerwärmten Felsen huscht.

Wer sich für die Tierwelt Sambias interessiert, sollte auch einen Abstecher in den South Luangwa Nationalpark in Erwägung ziehen; der ist unter anderem bekannt für seine Leoparden, denen meine Reportage Die Leoparden von South Luangwa gewidmet ist. Ein weiteres Highlight sind die farbenprächtigen Bienenfresser im South Luangwa Nationalpark, die mit ihrem schillernden Gefieder begeistern.
Vogelparadiese rund um die Victoriafälle
Mit über 300 verschiedenen Vogelarten, die laut eBird in der Region der Victoriafälle bereits gesichtet wurden, zählt das Gebiet zu den artenreichsten Vogelparadiesen Afrikas. Die einzigartige Kombination aus fließendem und stehendem Gewässer, dichter Vegetation und offenen Flächen bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Vogelarten. Die Uferregionen des Sambesi beherbergen eine beeindruckende Vielfalt an Wasservögeln, während in den angrenzenden Wäldern zahlreiche Arten der afrikanischen Waldornithologie zu entdecken sind.

Besonders in den frühen Morgenstunden, wenn die Touristenströme noch nicht eingetroffen sind, lohnt sich ein Besuch für Vogelbeobachter. Die verschiedenen Aussichtspunkte entlang der Wasserfälle bieten nicht nur spektakuläre Blicke auf die Wassermassen, sondern auch ideale Beobachtungspunkte für die gefiederten Bewohner.

Wer noch mehr Vogelarten entdecken möchte, sollte auch weitere ornithologisch interessante Gebiete rund um Livingstone erkunden. Besonders lohnend ist der Bereich an den Abwasserteichen (Sewage Ponds), an denen sich auch Flusspferde und Krokodile tummeln – hier ist also Vorsicht angesagt! Wahrlich kein “Geheimtipp” hingegen ist der Mosi-oa-Tunya-Nationalpark, der die Besucher vor allem wegen seiner kleinen Population seltener Nashörner anlockt. Erwähnenswert ist zudem der Bereich um die Maramba Bridge – was jedoch ausdrücklich nicht als Empfehlung für jedermann zu verstehen ist. Hier befindet sich ein Elefantenkorridor und es ist dort in der Vergangenheit bereits zu mehreren Vorfällen mit tödlichem Ausgang gekommen.

Über meine Beobachtungen an den genannten Orten werde ich in weiteren Reportagen berichten. Zu den besonderen Vogelarten, die in der Region gesichtet werden können, gehören neben den bereits genannten auch:
- Der Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer), dessen charakteristischer Ruf über dem Sambesi erklingt
- Der farbenprächtige Narinatrogon (Apaloderma narina), ein scheuer Waldvogel
- Der winzige Bronzenektarvogel (Nectarinia kilimensis), der mit seinem schillernden Gefieder Blüten bestäubt
- Der auffällige Gelbschnabel-Toko (Tockus flavirostris) mit seinem markanten gelben Schnabel

Und neben den Vögeln der Wälder und Buschland-Habitate ziehen auch die wassergebundenen Arten die Aufmerksamkeit auf sich. Am Boiling Pot, einem wilden Wasserstrudel unterhalb der Victoriafälle, kann man häufig Kormorane beobachten, die nach erfolgreichen Tauchgängen ihre Flügel zum Trocknen ausbreiten. Diese wendigen Wasservögel profitieren vom Fischreichtum des Sambesi, der ihnen reichhaltige Nahrungsquellen bietet.
Beste Reisezeit für Vogelbeobachter
Für Vogelbeobachter ist der Zeitraum zwischen November und April besonders interessant, wenn viele Zugvögel aus Europa und Asien in der Region überwintern. Gleichzeitig ist dies die Regenzeit, in der die Victoriafälle normalerweise ihre beeindruckendste Wassermenge aufweisen – allerdings droht der Klimawandel diesen natürlichen Rhythmus zunehmend zu stören.

Die Trockenzeit von Mai bis Oktober bietet dagegen bessere Bedingungen für die Beobachtung standorttreuer Arten, da die Vegetation weniger dicht ist. Erfahrene Guides für Vogelbeobachtung in Afrika können dabei helfen, auch seltenere Arten aufzuspüren, die dem ungeübten Auge verborgen bleiben würden. Für jeden, der sich für Vögel und Natur begeistert, sind die Victoriafälle in Sambia jedenfalls ein großartiges Ziel – nicht nur wegen des beeindruckenden Naturschauspiels der Wasserfälle selbst, sondern auch wegen der außergewöhnlichen Vogelvielfalt, die dieses einzigartige Ökosystem zu bieten hat.
Abschließende Hinweise
Tipps und weiterführende Quellen
Wer die Victoriafälle besuchen möchte: Für Vogelbeobachtungen empfehle ich die frühen Morgenstunden (vor 8 Uhr), bevor die meisten Touristen eintreffen.
Die Stadt Livingstone ist der ideale Ausgangspunkt für Besuche der Victoriafälle auf sambischer Seite. Aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden sich auf der offiziellen Website der Victoriafälle. Viele Unterkünfte bieten Shuttles zu den Fällen an oder können erfahrene Vogelführer vermitteln. Wer unabhängig bleiben möchte, wartet am Straßenrand auf ein vorbeifahrendes Taxi, was erfahrungsgemäß auch am frühen Morgen problemlos möglich ist. Die Fahrt sollte nicht mehr als 100–150 ZMW kosten
Für mehr Informationen über die Vogelwelt der Region empfehle ich die Website von BirdLife International und eBird vom Cornell Lab of Ornithology, wo detaillierte Checklisten für das Gebiet verfügbar sind. Wer sich für die gesamte Tierwelt Sambias interessiert, findet auf der Seite von Zambia Tourism wertvolle Informationen.
Tipp: Die Mitnahme eines Regenschutzes empfiehlt sich – besonders während der Regenzeit oder in der Nähe der Wasserfälle wird man sonst durchnässt (entsprechende Accessoires können aber auch vor Ort entliehen werden)!
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Lieber Wolfgang,
Mein Besuch am donnernden Rauch ist schon ein paar Jahre her und so wirklich einen Blick für Vögel hatte ich damals nicht. Aber ich erinnere mich, dass nebst dem Donnern der Wasserfälle auch sehr viel Gefiepe und Gesinge zu hören war. Bewusst wahrgenommen habe ich nur Trompeterhornvogel und den Gelbschnabel-Toko. Tokos finde ich einfach so lustig und mag sie gerne ansehen! Von anderen, von denen du berichtest, hab ich noch nie gehört. Die Bülbül-Arten sind mir nie bewusst begegnet, ich werde die Augen und Ohren offen halten!
Danke für den kleinen Einblick in die Vogelkunde!
Miriam von Nordkap nach Südkap
Moin Miriam, dann ging es Dir ja so wie mir beim ersten Besuch an den Victoriafällen, ich musste doch auch erst wiederkommen, um zu realisieren, dass es dort nicht nur Wassermassen zu bestaunen gibt …
Da hattest Du ja mal wieder ein paar tolle Sichtungen! Wusste gar nicht, dass man dort so viele Vögel sehen kann.
Oh ja, Livingstone ist zu einem Lieblingsort geworden, weil man dort schön individuell herumstrolchen kann, was nicht nur für die Victoriafälle gilt, sondern auch für die anderen im Text genannten Orte, vor allem die Sewage Ponds …