Đà Lạt, die “Stadt des ewigen Frühlings”, gilt als eines der besten Ziele für Birdwatching in Vietnam. Zwischen Kaffeeplantagen und Bergwäldern leben neben farbenprächtigen Nektarvögeln zahlreiche weitere Arten. Ein Erfahrungsbericht aus dem vietnamesischen Hochland, wo zunächst nicht alles nach Plan läuft – aber auch gerade deshalb besonders wird.
Inhalte
- 1 Birdwatching in Đà Lạt – Vogelvielfalt im ewigen Frühling
- 2 Schwieriger Start in die Vogelwelt
- 3 Wenn die Navigation versagt: Umweg über Kaffeeplantage
- 4 Endlich am Ziel: Ta Nung Valley
- 5 Nektarvögel und andere Bergwaldbewohner
- 6 Weitere Sichtungen: Sivas und Bülbüls
- 7 Kulinarische Höhenflüge
- 8 Fazit: Highlight der Vietnam-Reise
- 9 Abschließende Hinweise
Birdwatching in Đà Lạt – Vogelvielfalt im ewigen Frühling
Nach acht Stunden Busfahrt empfängt mich Đà Lạt mit frischen 14 Grad Celsius. Erst einmal die dünne Jacke herausgekramt – auf solche Temperaturen bin ich bekleidungsmäßig eigentlich gar nicht eingestellt. Andererseits ist die kühle Brise in 1.500 Metern Höhe ein willkommener Kontrast zum tropischen Klima in Saigon, wie Ho-Chi-Minh-Stadt noch immer genannt wird. Đà Lạt (auch Dalat oder Da Lat geschrieben), “Stadt des ewigen Frühlings” im zentralen Hochland, verspricht jedoch mehr als nur Abkühlung: Die Region gilt als eines der besten Birdwatching-Ziele Vietnams.

Schwieriger Start in die Vogelwelt
Stotternder Start: Am ersten Morgen ist es nicht nur kühl, sondern zudem auch noch windig und stark bewölkt, es sieht nach Regen aus – alles andere als optimale Bedingungen für Naturfotografie. Kein Problem, Vogelbeobachtung ist nicht immer sofort erfolgreich – manchmal sind sogar einige Strapazen erforderlich – wie etwa bei der Jagd nach Sri Lankas seltenen Vögeln im Sinharaja Forest. Anstatt frühmorgens fröstelnd durch die Gegend zu laufen, erweist sich Ausschlafen zunächst als die bessere Wahl in Đà Lạt – Birdwatching muss warten.

Am nächsten Tag geht es dann aber los, die Exkursion zum Datanla-Wasserfall sorgt jedoch für eine ernüchternde Erkenntnis: Bereits am frühen Morgen werden Busse mit asiatischen Touristen – vermutlich Chinesen – herangekarrt, die für ordentlich Remmidemmi sorgen. Ungestörte Vogelsichtungen in der Natur? Pustekuchen! Unverrichteter Dinge wechsele ich daher den Standort, mit dem Motorradtaxi ist geht es nun zum Tuyền Lâm Lake. Inzwischen ist es jedoch schon spät geworden; der frühe Morgen, wenn die Vögel am aktivsten sind, ist vorbei. Hinzu kommt noch die fehlende Ortskenntnis. Erst später sollte ich nämlich lernen, dass ein Übersetzen mit dem Boot auf die andere Seeseite für das Aufspüren von Vögeln am erfolgversprechendsten wäre.

Die Sichtungen am Tuyền Lâm Lake beschränken sich daher vor allem auf einen Lazulischnäpper (Eumyias thalassinus), der sich in seinem charakteristischen türkisblauen Gefieder zeigt. Diese zur Familie der Fliegenschnäpper gehörende Art ist in den Bergwäldern Südostasiens weit verbreitet und ernährt sich hauptsächlich von Insekten, die sie geschickt im Flug erbeutet.

Am nächsten Tag soll es zum Ta Nung Valley gehen – doch die Grab-App hat ihre eigenen Vorstellungen von Navigation. Sie schlägt ein Ziel vor, das sehr ähnlich klingt wie die korrekte Bezeichnung, rund zehn Kilometer liegen jedoch zwischen beiden Orten. So lande ich zunächst auf einer Kaffeeplantage, die ich kurzerhand inspiziere, und Kaffee muss natürlich auch probiert werden – man legt mir Cà phê chồn Arabica ans Herz, mit Bohnen aus dem Katzendarm. Statt bunter Vogelbilder also “Katzenkaffee”. Wie heißt es so schön: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

Die spontane Kaffeepause bietet immerhin Gelegenheit für die Beschäftigung mit einem anderen interessanten Thema: der Bedeutung Vietnams als Kaffeeproduzent. Weltweit belegt man nämlich Platz zwei – nur übertroffen von Brasilien. Ideal sind die Bedingungen hier im zentralen Hochland, das milde Klima mit feucht-kühlen Temperaturen ist für den Kaffeeanbau perfekt.

Endlich am Ziel: Ta Nung Valley
Am dritten Tag finde ich dann schließlich doch noch den richtigen Ort. Das Hoa Son Dien Trang Tourist Village ist zwar ebenfalls ein Touristenspot mit Café und Restaurant sowie kitschigen Fotoecken, doch weitere Besucher sind noch nicht zugegen. Endlich kann ich ungestört nach Piepmätzen Ausschau halten – das Ta Nung Valley ist als Birdwatching-Hotspot für die bemerkenswerte Vielfalt der vietnamesischen Bergwälder bekannt. Hier begegnen mir nun auch einige charakteristische Arten, die das besondere Ökosystem dieser Höhenlage repräsentieren.

Nektarvögel und andere Bergwaldbewohner
Zu den Sichtungen gehört ein Burmawürger (Lanius collurioides) aus der Familie der Würger. Das Männchen zeigt die für diese Art typische kontrastreiche Färbung mit schwarzer Kopfkappe, weißer Kehle und rostbraunem Rücken. Würger sind für ihre Gewohnheit bekannt, Beutetiere auf Dornen oder spitze Äste zu spießen – eine einzigartige Jagdstrategie unter den Singvögeln.

Die größte Artenvielfalt bieten jedoch die Nektarvögel der Gattung Aethopyga. Diese farbenprächtigen Verwandten der afrikanischen Honigfresser haben sich auf den Nektar tropischer Blütenpflanzen spezialisiert. Ein Schwarzkehl-Nektarvogel (Aethopyga saturata) mit seiner karminroten Brust gehört zur lokalen Unterart “johnsi” und zeigt die beeindruckende Farbvariation dieser Gruppe. Die leuchtend roten und orangefarbenen Töne bilden einen spektakulären Kontrast zum metallisch schimmernden schwarzen Kopf. Nektarvögel sind nicht nur in Asien farbenfrohe Highlights bei der Vogelbeobachtung – unter anderem auch im südlichen Afrika sind sie für Birdwatcher an spektakulären Orten wie den Victoriafällen zu entdecken.

Mindestens genau so farbenprächtig zeigt sich ein Gouldnektarvogel (Aethopyga gouldiae), der zu Ehren einer gewissen Mrs. Gould benannt wurde, der Ehefrau des berühmten Ornithologen John Gould. Das gelbe Gefieder mit dem roten Kopf macht diese Art zu einem der auffälligsten Vertreter der südostasiatischen Vogelwelt.

Bei einem weiteren Nektarvogel-Weibchen bleibt die endgültige Bestimmung offen – es handelt sich entweder um einen Grünschwanz-Nektarvogel (Aethopyga nipalensis) oder ebenfalls um einen Gouldnektarvogel (Aethopyga gouldiae). Weibchen beider Arten sind deutlich dezenter gefärbt als ihre männlichen Artgenossen und daher nur schwer zu unterscheiden.
Weitere Sichtungen: Sivas und Bülbüls
Neben den spektakulären Nektarvögeln bieten die Wälder um Đà Lạt auch Lebensraum für andere interessante Arten. Eine Blauflügelsiva (Minla cyanouroptera) zeigt die für diese Gruppe typische dezente, aber dennoch attraktive Färbung. Sivas gehören zur Familie der Leiothrichidae und sind charakteristische Bewohner der südostasiatischen Bergwälder.

Ein Goldbrustbülbül (Rubigula flaviventris) rundet das Artenspektrum ab. Bülbüls sind in Asien weit verbreitete Singvögel, die oft durch ihre melodischen Rufe auffallen. Die gelbe Unterseite in Kombination mit dem schwarzen Kopf macht diese Art zu einem attraktiven Vertreter seiner Familie.

Kulinarische Höhenflüge
Zwischen den Vogelbeobachtungen kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Die klimatischen Gegebenheiten machen die Gegend zu einem Paradies für Liebhaber von Obst und Gemüse. An kulinarischen Highlights mangelt es daher nicht: Avocado-Eis, Erdbeeren, Kürbis- oder Karottensuppe sind nur einige Beispiele. Unbedingt erwähnenswert ist auch der famose Salat aus knackig-gegrilltem Gemüse – die lokalen Anbaubedingungen in der Höhe führen zu ganz besonderen Geschmackserlebnissen.

Fazit: Highlight der Vietnam-Reise
Der Aufenthalt in Đà Lạt war ganz sicher ein Highlight meiner Vietnam-Reise – insgesamt gesehen vielleicht sogar das schönste Erlebnis. Die Gründe liegen auf der Hand: Das milde Klima bietet eine willkommene Abwechslung zu der oft drückenden Hitze der Tiefebene. Die Nähe zur Natur ermöglicht unmittelbare Begegnungen mit der reichen Vogelwelt Vietnams. Hinzu kommen spannende kulinarische Erfahrungen, bessere Luft als in anderen Städten – allen voran Saigon – und weniger Lärm durch die unvermeidlichen Mopeds. Alles in allem wirklich ein charmantes Gesamtpaket!

Aus ornithologischer Sicht bestätigt sich Đà Lạts Ruf als eines der besten Birdwatching-Ziele Vietnams. Trotz anfänglicher Orientierungsprobleme und des wetterbedingt schwierigen Starts gelangen mir Sichtungen verschiedener Spezies, darunter mehrere farbenpächtige Nektarvögel und andere charakteristische Bewohner der südostasiatischen Bergwälder.

Jetzt, mit entsprechender Erfahrung und Ortskenntnis würden sich bei einem nächsten Besuch ganz sicher noch weitere Vogelarten aufspüren lassen – insbesondere auf der anderen Seite des Tuyền Lâm Lake, die ich schließlich noch gar nicht erkundet habe. Đà Lạt hat definitiv noch mehr zu bieten, als sich in wenigen Tagen erschließen lässt – es wäre ein guter Grund für eine Rückkehr in die “Stadt des ewigen Frühlings”.
Abschließende Hinweise
Tipps und weiterführende Quellen
Wer Đà Lạt für Vogelbeobachtungen besuchen möchte: Das Ta Nung Valley und die Wälder um den Tuyền Lâm Lake bieten ausgezeichnete Möglichkeiten – das Đà Lạt Plateau ist von BirdLife International als eines der fünf endemischen Vogelgebiete (EBAs) Vietnams anerkannt.
Aktuelle Reiseinformationen für Đà Lạt finden sich auf der offiziellen Website des vietnamesischen Tourismusverbands. Die Anreise zu den Birding-Hotspots ist unkompliziert: Für kürzere Distanzen (wie zum Tuyền Lâm Lake) funktioniert ein Motorradtaxi, für weitere Strecken ein reguläres Taxi – beides problemlos über die Grab-App buchbar.
Für detaillierte Informationen über die Vogelwelt der Region sind BirdLife International Vietnam und eBird Ta Nung Valley sowie eBird Đà Lạt Hotspots wertvolle Ressourcen mit aktuellen Checklisten für die Region. Drei Vogelarten – Schwarzkehl-Nektarvogel, Halsband-Häherling und Vietnamesischer Grünfink – sind ausschließlich in diesem endemischen Vogelgebiet zu finden.
Tipp: Die Mitnahme warmer Kleidung ist essentiell – die Temperaturen können morgens bis auf 10 °C fallen! Eine dünne Jacke sollte auch tagsüber griffbereit sein.
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